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Der Ruf des Satyrs

Der Ruf des Satyrs

Titel: Der Ruf des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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größer«, mutmaßte Odette und verzog die Lippen zu einem gezwungenen Lächeln. »Woll’n alles selber machen. Is’ doch gut,
si?
Selbständig.«
    »Ich denke schon.« Offensichtlich waren die Mädchen aus irgendeinem Grund wütend auf Odette, doch sie wollten nicht sagen, warum. »Dann los!«, wies Eva sie an. »Ihr seht beide erschöpft aus.«
    »Können wir heute Nacht hier schlafen?«, fragte Mimi.
    »Bei mir?« Sonst wollten die beiden nur dann bei ihr schlafen, wenn sie einmal einen schlechten Traum gehabt hatten. »Nun, natürlich«, antwortete Eva. »Wenn ihr möchtet. Aber nicht, solange ihr ausseht wie kleine Schornsteinfeger. Ab in euer Bad!«
    Die Mädchen waren ungewöhnlich still und hatten ihr Bad bald beendet. Sobald sie ihre Nachthemden anhatten, gab Odette ihnen etwas Schokolade, ihren üblichen Gutenachttrunk. Dann steckte Eva sie in ihr Bett, gab beiden einen Kuss und drückte auf Mimis Drängen auch deren Puppe einen Kuss auf. Die Mädchen fielen in einen erschöpften Schlaf.
    »Was ist zwischen dir und den Mädchen geschehen?«, fragte Eva leise, als Odette wiederkam, nachdem sie die schmutzigen Kleider der Mädchen in die Waschküche gebracht hatte.
    »Die Wahrheit is’, ich hab se mit zum Markt genommen«, murmelte Odette und reichte ihr einen Becher mit heißer Schokolade. »Ich hab mich bloß mal kurz umgedreht, und schon sin’ se weggerannt in die Ruinen.«
    Eva nippte an ihrer Schokolade. »Warum hast du das nicht schon früher erzählt, als Pinot und ich nach ihnen gesucht haben?«
    »Dachte mir, wenn se allein heimgehen müssen, lernen se ihre Lektion am besten.«
    In diesem Augenblick hörten sie das Quietschen des Gartentores, und Eva trat ans Fenster. Es war Pinot. »Die Mädchen sind wieder da!«, rief sie leise zu ihm hinunter. »Sie sind allein durch die Ruinen gewandert, kannst du dir das vorstellen?«
    Er schüttelte den Kopf über die Torheit der beiden und fragte: »Geht’s ihnen gut?«
    Sie nickte.
    »Dann mach ich mich jetzt auf zum Kapitol, falls du mich nicht mehr brauchst.«
    »Was is ’n auf dem Kapitol?«, fragte Odette, die gerade ans Fenster kam.
    »Das is’ meine Sache, alte Frau!« Er zwinkerte Eva zu und marschierte pfeifend davon.
    »Hat ’nen neuen Liebling, der Kerl, und is’ nie da, wenn ich ihn brauch«, maulte Odette.
    Eva lächelte. »Es ist gut, wenn Pinot Freunde findet. Die Mädchen sollten dasselbe tun. Vielleicht würden sie dann nicht davonlaufen, um Unterhaltung zu suchen.«
    Eva setzte sich an ihren Frisiertisch, stellte ihren Becher ab und begann, die Nadeln aus ihrem Haar zu ziehen, um sich bettfertig zu machen.
    Odette stellte sich hinter sie und machte damit weiter. »Vergiss nich’, die Mädels sin’ das gewohnt, auf der Straße rumzulungern. Da haste se gefunden. Da draußen passiert denen schon nichts.«
    Eva zog die Brauen hoch. »Und das von der Frau, die mir ständig mit düsteren Warnungen über Sicherheit in den Ohren liegt und dass ich mich als Leiche im Tiber wiederfinden werde? Nein, dieser Teil ihres Lebens ist vorüber. Sie gehören jetzt zu unserer Familie, und wir müssen uns um sie kümmern, verstehst du?«
    Odette nickte widerwillig.
    »Ich werde versuchen, einige Kinder in ihrem Alter hier in der Gegend zu finden.«
    »Denkste, das is’ gescheit?« Sobald Evas Haar offen war, begann Odette, es zu bürsten. »Wenn einer rausfindet, dass se Feen sin’, ham wir Probleme. Kleine Mädels ham ’ne große Klappe.«
    Eva sah Odette im Spiegel an. »Ich will, dass sie Freunde haben. Ich hatte keine als Kind, und das hat mir bitter gefehlt.«
    »War zu deinem Besten, dich von den anderen fernzuhalten in der Anderwelt. Die hätten rausfinden können, was de bist.«
    »Ich weiß.« Eva seufzte. Während sie aufgewachsen war, hatten Fantine und Odette sie immer im Auge behalten und darauf gewartet, ob sich Anzeichen für ihr Blut zeigten. Diese Anzeichen hatten sich schließlich an ihrem achtzehnten Geburtstag bemerkbar gemacht. Ihre Menstruation hatte endlich begonnen – weit später als bei den wenigen anderen Mädchen, die sie kannte –, und von da an schockierten Begierden ihren Körper, die sie weder verstand noch wusste, wie sie damit umgehen sollte. Ihre Nächte waren unruhig geworden, und immer wieder war sie mit fest zusammengepressten Schenkeln aufgewacht in dem Versuch, das pochende Gefühl der Lust, das sich spontan zwischen ihren Beinen bemerkbar machte, festzuhalten.
    Daraufhin hatte sie sich von der

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