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Der Ruf des Satyrs

Der Ruf des Satyrs

Titel: Der Ruf des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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gefürchtetste und berühmteste Tracker in der Geschichte der Anderwelt!
    Doch damals war er nur ein zwölfjähriger Junge gewesen.
    Komm schon, sei ein guter Junge!
    Nein! Nein!
    Und dann war er frei gewesen. Er war gerannt.
    Götter! Wo war Lucien? Er musste zu ihm. Er musste auch ihn befreien.
    Doch die Stimme in seinem Kopf – Dante – hatte ihn zur Flucht gedrängt.
Wenn du seinetwegen zurückgehst, werden sie dich wieder einfangen,
hatte die Stimme geflüstert.
Du musst fliehen … Du musst leben … Das ist der einzige Weg, um ihn zu retten …
    Die Morgendämmerung brach an, und Fingern gleich wischte sie die Dunkelheit vom Himmel. Die erstickenden Erinnerungen, die Danes Seele wie grausame Klauen umklammert hielten, wurden davongewirbelt, und in einem heftigen Ansturm von Panik kehrten seine Sinne wieder zurück. Seine Augen öffneten sich, und er warf den Kopf für einen tiefen Atemzug nach hinten, nach dem seine hungrigen Lungen verlangten. Er fühlte sich eingesperrt, gewürgt, und jeder noch so kleine Muskel seiner kräftigen Gestalt zuckte und bebte vor Anstrengung. Ein leichter Schweißfilm lag auf seiner Haut, kühl in der frischen Morgenluft.
    Er war nackt. Auf einem Altar, zwischen den Schenkeln einer Frau, die er nicht kannte. Ihre Augen waren in Ekstase geschlossen, ihre Brüste wölbten sich ihm entgegen und bebten mit jedem ihrer schnellen Atemzüge. Sie hatten sich miteinander vereinigt, und das nicht zum ersten Mal. Gerade erst hatte er sich aus ihr zurückgezogen und seinen Samen auf ihren Bauch verströmt. Er konnte ihn klebrig zwischen ihren Körpern fühlen.
    Verdammt! Er hatte schon wieder Zeit verloren.
    Wie viel?
    Nur letzte Nacht? Oder würde er beim Blick in den Spiegel feststellen, dass Jahre vergangen waren und er alt und grau geworden war? Nein, seine Haut war noch immer glatt und seine Arme noch immer so muskulös wie vorher. Und sie waren nicht gefesselt.
    Als er erkannte, dass er nicht gefangen war, beruhigte sein Puls sich wieder. Das Gefühl, gefesselt zu sein, rührte einfach daher, dass seine Arme um die seiner Gespielin geschlungen waren und seine Hände ihre fest auf den Altar drückten. Er ließ sie los und stützte sich auf die Unterarme.
    Irgendwo hinter ihm raschelten Olivenblätter in der frühen Oktoberbrise. Er befand sich auf seinem eigenen Land. In dem kleinen Tempel auf dem Aventin. Unter dem Schutz eines breiten überdachten Säulenvorbaus auf einem mehrstufigen Boden aus gemustertem Marmor, der von hohen Säulen umrahmt war. Ein kunstvolles fortlaufendes Mosaik schmückte die Wände und zeigte Szenen der Verehrung und Opferhandlungen, die in vergangenen Zeiten hier ausgeführt worden waren.
    Seine Vorfahren hatten wahrscheinlich schon Hunderte Frauen hier auf ebendiesem Altar genommen. Er allerdings war dieser Familientradition heute Nacht zum ersten Mal gefolgt. Es war erst zwei Nächte her, dass er diesen Tempel und das angrenzende Haus mit dem Olivenhain beim Kartenspiel mit dem Spross der Familie Patrizzi gewonnen hatte.
    Plötzlich lief ihm erneut ein Schauer der Furcht über den Rücken, der ihn völlig unvorbereitet traf. Aufkeuchend beugte er sich vor. Doch es waren nur die Finger der Frau, die leicht seinen Rücken hinaufschrammten. Sie schlang ihre Beine höher um seine Hüften und rieb sich an seinem Schwanz, benetzte seinen Schaft mit der Wärme seines eigenen Samens.
    »Dante.« Es war ein weibliches Schnurren, der Klang einer befriedigten Frau. Der Name ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
    »Nicht!«, stieß er hervor. »Nenn mich nicht so!« Das war nicht
sein
Name. Sondern der seines illegitimen Besetzers, dieses selbsternannten Liebhabers, der bei jeder Begegnung sexueller Natur klammheimlich die Kontrolle über seinen Verstand, seinen Körper und seinen Geist übernahm. Dante, der nun schon sein halbes Leben lang bei ihm war und der ihm hartnäckig Antworten auf die Rätsel, die ihn quälten, vorenthielt. Während der letzten zwölf Jahre hatte Dane abgewartet. Er hatte in einer Art Fegefeuer auf der anderen Seite des Portals existiert und die Aufgaben eines Trackers in den Spezialeinheiten der Anderwelt erfüllt. In all dieser Zeit hatte er vergeblich darauf gewartet, dass Dante ihm endlich seine Geheimnisse enthüllte. Vor zwei Wochen war es ihm endlich gelungen, in diese Welt hier zu fliehen. Und nun würde er diese Geheimnisse selbst herausfinden … oder bei dem Versuch sterben.
    »Entschuldige«, murmelte seine Gespielin

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