Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ruf des Satyrs

Der Ruf des Satyrs

Titel: Der Ruf des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
Vom Netzwerk:
Taille.
    Michaela. Von irgendwoher fiel Dane ihr Name wieder ein, und ihm wurde klar, dass er sie schon einmal getroffen hatte. Sie war eine Fee und eine Kurtisane – und eine teure dazu, die in der verborgenen geschäftlichen Einrichtung wohnte, die Sevin auf dem Kapitol besaß.
    Abwesend schlang Bastian einen Arm um sie und streichelte ihre Seite. Er war schon immer jemand mit ausgeprägtem Tastsinn gewesen, allerdings schienen ihn die Rundungen einer Frau und ein schön geformtes Stück Keramik gleichermaßen zu faszinieren. Michaela schmiegte sich an ihn.
    Dane deutete mit dem Kopf auf die weggeworfene Schriftrolle. »Was hältst du davon?«, fragte er seinen Bruder.
    In schweigendem Einverständnis, das Thema zu wechseln, machte Bastian eine abweisende Geste mit der Hand. »Nichts. Solche Schreiben mit entsprechender Strafpredigt kommen hier mit ermüdender Regelmäßigkeit an. Wahrscheinlich ist das die Adresse eines Heiratsvermittlers.«
    Dane lachte, wurde jedoch rasch wieder ernst, als ihm klar wurde, dass sein Bruder nicht scherzte. »Das ist nicht dein Ernst! Ein Heiratsvermittler?« Er hob die Schriftrolle auf und betrachtete die Adresse.
    »Ich meine es ziemlich ernst. Die schießen zurzeit dort oben in der Toskana förmlich aus dem Boden, und alle wetteifern sie darum, wer den besten Fang macht und diesen in die Ehehölle schickt. Und jetzt ist einer von ihnen hierher nach Rom gekommen. Verfolge das ruhig weiter, falls du den Wunsch verspürst, eine Braut für dich zu finden. Ich jedenfalls will keine.«
    Die Frau in seinen Armen erstarrte bei seinen Worten. Fast jedem anderen Beobachter wäre das unmerkliche Zusammenziehen ihrer Muskeln nicht aufgefallen, doch Dane war darauf ausgebildet worden, solche Dinge zu bemerken. Oft handelte es sich gerade bei dem allerkleinsten Detail um das, was einen Tracker zu seiner Beute führte.
    Michaela war vernarrt in seinen ältesten Bruder. Bastians Zuneigung jedoch hatte lange Zeit nur Frauen gegolten, die aus Marmor, Kalkstein und Granit geformt waren. Zwar hatten schon vor zwölf Jahren, als Bastian siebzehn Jahre alt gewesen war, Frauen aus Fleisch und Blut bei Gelegenheit den Weg in sein Bett gefunden. Doch die Chance, sein Herz zu gewinnen, hatte kaum jemals bestanden. Wie es schien, hatte sich in dieser Hinsicht nichts geändert.
    »Ich gehe mich baden und ankleiden«, murmelte Michaela und löste sich von ihm. »Komm zu mir, wenn du bereit bist, zu gehen.« Damit warf sie Dane ein scheues Lächeln zu und eilte den Pfad hinab zum Haus.
    »Sie ist schwanger«, verkündete Dane in das Schweigen, das nach ihrem Abgang entstanden war.
    Bastian richtete sich auf. »Woher hast du …?« Dann atmete er hörbar aus. »Manchmal vergesse ich, was du all die Jahre in der Anderwelt gemacht hast.«
    Dane sah ihn prüfend an. »Ist es deines?«
    Bastian schüttelte den Kopf. »Sie wurde vergewaltigt, eine Woche, bevor wir zusammenkamen. Sie weigert sich, den Namen des Verbrechers preiszugeben, doch sollte ich den Namen je aus ihr herausbekommen, wird er einen prompten – und tödlichen – Unfall erleiden. Und das Kind wird seine Geburt nicht erleben.«
    »Durch einen weiteren Unfall?« Dane stand auf und steckte die Schriftrolle in seine Tasche.
    »Mit dem Kind habe ich keine Rechnung offen, nur mit seinem Vater«, versicherte Bastian ihm. »Aber Michaela wurde von der Krankheit befallen und kann keine Kinder gebären. Sie hat die Krankheit bekommen, als sie durch das Portal kam. D…«
    Der Rest dessen, was er noch sagen wollte, wurde durch das Geräusch von Schritten unterbrochen, die durch den Hain auf sie zukamen. Es war Sevin, der von den Nereiden zurückkehrte, und er wirkte, als wäre er den ganzen Weg vom Fluss zurück hierher gerannt.
    »Es gibt noch eine Leiche!«, platzte er heraus. »Wir haben sie unten am Tiber gefunden, als die Nereiden abreisten.«

[home]
    4
    F urcht wallte in Dane auf, heiß und bitter. »Es ist nicht …«
    Sevin schüttelte den Kopf. »Nein. Götter, nein!«, erklärte er eilig. »Nein, es ist nicht Luc. Es ist ein Mädchen. Eine Fee. Kommt schnell mit mir, und seht, was ihr herausfinden könnt, bevor sie gefunden und ihre Leiche gestört wird.«
    Bastian kleidete sich schnell an, und nur ein paar Minuten später waren die drei Brüder am Fuße des Hügels, und Dane stand über dem verrenkten Leichnam eines wohl achtzehnjährigen Mädchens.
    Sie befanden sich auf dem Gebiet des Monte Testaccio, einem Hügel zwischen dem Aventin

Weitere Kostenlose Bücher