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Der Ruf des Satyrs

Der Ruf des Satyrs

Titel: Der Ruf des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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irgendwie fesselnd und sogar angenehm. Diese Leute hier bildeten zwar eine eigenartige Mischung, aber er fühlte, dass sie eine Familie waren. Die vier Leute in diesem Raum drehten sich alle um diese verschleierte Frau, wie Planeten, die sich in dieser weiblichen Sonne wärmten, welche sie alle mit ihrer Anziehungskraft zusammenhielt. Er fühlte eine seltsame Sehnsucht, ebenfalls ein Teil ihrer Umlaufbahn zu werden. Ebenfalls von diesen sanften Fingern liebkost zu werden. Mit einem Schulterzucken schüttelte er die törichte Vorstellung ab und fragte: »Wie geht das vor sich? Haben Sie einen Katalog mit weiblichen Kandidatinnen, den ich durchsehen kann, oder …?«
    Ein Kichern erklang unter dem Schreibtisch, und gleich darauf tauchte Mimis lachendes Gesicht über dem Rand auf. Die Heiratsvermittlerin schüttelte den Kopf. »So geht es nicht vonstatten«, verneinte sie. Sie schien an ihm vorbeizusehen – über seinen Kopf hinweg, dann links und rechts an ihm vorbei. Es war ein wenig befremdlich, doch irgendetwas daran erschien ihm auf unheimliche Weise vertraut.
    »Wie dann?«, hakte er nach. Er wollte ihre Stimme wieder hören, denn auch sie kam ihm irgendwie bekannt vor.
    »Zuerst werden Sie mir Fragen beantworten, damit ich ein Profil erstellen kann, welche Art Dame als Ehefrau zu Ihnen passen würde. Später werde ich einige heiratswürdige Kandidatinnen auswählen und Ihnen empfehlen. Ich werde Treffen arrangieren. Zusammen werden wir ermitteln, welche der Damen am besten zu Ihnen und Ihren Lebensumständen passt. Sie werden sie umwerben und dann heiraten. Klingt das annehmbar?«
    Dane runzelte die Stirn. »Es klingt kompliziert. Wie lange wird das alles dauern?« Er hatte Wichtigeres mit seiner Zeit anzufangen – seinen jüngeren Bruder finden, beispielsweise.
    »Das ist schwer zu sagen. Doch je eher wir beginnen, umso eher wird ›das alles‹ erledigt sein.« Bevor er darauf etwas erwidern konnte, lehnte sie sich in ihrem Sessel zurück, wobei sie eine Miene aufsetzte, als wollte sie ihn aufziehen und freute sich darauf. »Für den Anfang haben meine Mädchen einige Fragen«, erklärte sie. »Lena?«
    Das ältere Mädchen unterbrach seine Malerei und schaute ihn an. »Essen Sie lieber Reispudding oder Schokolade?«
    Mimi kam näher und lehnte sich gegen die Armlehne seines Stuhls, während sie ihn konzentriert anstarrte. Der Kobold hielt mit dem Stift in der Hand über dem Papier inne, bereit, seine Antwort niederzuschreiben, als wäre sie von allergrößter Bedeutung.
    Sie waren lächerlich, der ganze Haufen. Trotzdem hörte er sich ernsthaft antworten: »Schokolade, absolut.«
    Lena lächelte beinahe, doch dann schien sie sich zu besinnen und nickte einfach, bevor sie sich wieder ihrem Zeichenblock zuwandte.
    »
Merci, cherie.
Und jetzt du, Mimi«, forderte die Heiratsvermittlerin das andere Mädchen freundlich auf.
    Die Kleine beugte sich näher zu Dane. Sie duftete stark nach parfümiertem Puder. Ihre braunen Augen waren so klar und unschuldig, dass es beinahe schmerzte, hinzusehen. War er selbst jemals derart unschuldig gewesen? »Mögen Sie lieber Gewitter oder Sonnenschein?«, wollte sie wissen.
    »Ein wenig von beidem. Aber was spielt das für eine Rolle?«
    »Mögen Sie lieber Rätsel oder Malerei?«, beharrte sie.
    Er warf der Heiratsvermittlerin einen Blick zu, in der Annahme, sie machte sich über ihn lustig.
    »Wenn Sie Rätsel mögen, möchten Sie vielleicht lieber eine Frau heiraten, die komplex und intellektuell ist«, erläuterte Eva seelenruhig, als wären die Fragen des Kindes das Vernünftigste der Welt. »Wenn Sie Malerei mögen, könnte jemand mit ruhigerem, kreativem Gemüt besser zu Ihnen passen.«
    »Dann Rätsel.«
    »Mögen Sie lieber Kätzchen, Kinder, Pferde oder Marienkäfer?«, fragte das kleine Mädchen.
    »Zum Frühstück oder zu Mittag?«, gab er mit todernster Miene zurück.
    Mimi schnappte entsetzt nach Luft, doch als ihr direkt darauf klar wurde, dass es sich um einen Scherz handeln musste, brach sie in Gekicher aus und boxte ihn mit ihrer kleinen Faust in die Schulter.
    »Mimi!« Die scharfe Zurechtweisung kam von der Dienerin, ihr erstes Wort in seiner Gegenwart. Doch das unbändig fröhliche Mädchen warf Dane nur noch ein weiteres Grinsen zu und sprang davon, um auf dem Schreibtisch verschiedene Gegenstände zu etwas aufzustapeln, das offenbar den Beginn eines kindlichen Bauprojektes markierte. In der Zwischenzeit war Lena dabei, noch wilder zu zeichnen, so als

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