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Der Ruf des Satyrs

Der Ruf des Satyrs

Titel: Der Ruf des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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fürchte sie, ihre Inspiration würde sie verlassen, bevor sie fertig war.
    »Wie genau gehen Sie dabei vor, eine Frau für einen Mann auszuwählen, den Sie nicht kennen?«, fragte Dane die Heiratsvermittlerin. »Ich meine, was macht Sie befähigter darin, eine passende Partnerin für mich zu wählen, als ich selbst es sein könnte?«
    Mimi sah von ihrem Gebilde aus herüber und meldete sich zu Wort: »Sie beobachtet, um zu sehen, welche Dame auf Sie springt.«
    Eine Augenbraue fragend hochgezogen, schaute er wieder die Heiratsvermittlerin an.
    »Sie beschreibt die Natur meiner Gabe«, erklärte Mademoiselle Delacorte. »Es mag Ihnen nicht bewusst sein, doch jedes Wesen hat eine Art Schimmer um seinen Körper, wie ein großer Glorienschein oder eine Silhouette.« Sie beschrieb mit ihren Händen annähernd eine Kreisbewegung in seine Richtung. »Man nennt sie Auren, und wie meine Mutter vor mir bin ich eine der wenigen, die sie lesen können.«
    »Soll heißen?«
    »Vielleicht ist ›deuten‹ ein besseres Wort für das, was ich tue. Ihre Aura ist wie Ihre Unterschrift. Es gibt keine zwei, die sich gleichen. Und sie ändert beständig ihre Form und Farbe, je nachdem, wie Ihre Stimmung sich ändert.«
    Sie bewegte die Hände beim Sprechen, und ihm fiel auf, dass sie ihre Armbänder jedes Mal, wenn sie auseinanderglitten, wieder zurückschob, um ihre Handgelenke zu verbergen. »Ihre Aura wird dazu neigen, sich nach außen zu wölben, wenn eine passende Partnerin sich nähert – beinahe so, als würde sie sie umarmen. Die Aura einer Frau wiederum reagiert in derselben Weise auf einen potenziellen männlichen Partner, wenn auch nicht ganz so dramatisch. Die Nuancen, die beim Zusammentreffen zweier Auren entstehen, deuten an, ob eine bestimmte Kombination sich als harmonisch und fruchtbar erweisen wird.«
    »Fruchtbar«, wiederholte er.
    Lena sah auf. »Ob Sie Babys haben werden«, klärte sie ihn auf.
    Die Heiratsvermittlerin warf der Dienerin einen vielsagenden Blick zu, die daraufhin umgehend aufstand und in die Hände klatschte. »Das ist damit alles, Mädchen! Hinaus in den Garten mit euch – sofort!« Damit scheuchte sie die beiden Mädchen kurzerhand zur Tür.
    »Ich dachte, wir gehen heute zu den Ruinen«, beschwerte Mimi sich.
    »Später,
cara
«, erhielt sie zur Antwort.
    »Für Sie, Signor«, sagte die ältere der beiden auf dem Weg nach draußen und reichte Dane die Zeichnung, an der sie gearbeitet hatte. Sie stellte ein unvollendetes Porträt von ihm dar.
    »Danke sehr«, sagte er überrascht.
    »Was für ein reizendes Geschenk, Lena!«, lobte die Heiratsvermittlerin. »Und wie wohlüberlegt!«
    »Ihre Kinder?«, fragte Dane kurz darauf und nickte zur Tür, durch die die Dienerin mit den beiden verschwunden war.
    »Nichten.« Die Antwort kam ihr leicht über die Lippen. Doch gleichzeitig ergriff sie eine Schneekugel, die als Briefbeschwerer auf ihrem Schreibtisch stand, und plazierte sie vor sich wie eine Art Barriere zwischen ihnen. Eine unbewusste Geste, die auf eine Lüge hindeutete. Sie verbarg definitiv etwas vor ihm. »Sie sind in meiner Obhut, nachdem ihre Eltern verstorben sind. Lena ist eine ziemlich gute Malerin,
n’est-elle pas?
«
    »Ziemlich.« Aber er würde sich durch sie nicht von seinen Fragen abbringen lassen. Er legte die Zeichnung beiseite und lehnte sich zurück, um ihr die Illusion von Sicherheit zu geben. »Sie stammen aus Frankreich, nehme ich an. Und Sie sind vor kurzem in diese Welt gekommen. Wieso also sind Sie bereits so fest in der gehobenen Gesellschaft von Rom etabliert, dass Sie auf Veranstaltungen geladen werden, auf denen Sie geeignete Partner für Ihre Kunden ausfindig machen können?«
    Sie betrachtete ihn lange mit schmalen Augen. »Sie sind ein Tracker«, entgegnete sie langsam und vorwurfsvoll, als würde ihr das erst in diesem Moment klar. Aus ihrem Gesicht wich alle Farbe.
    Er zog eine Braue hoch. »Ich war einer. Ist das ein Problem?«
    Sie sah kurz zu dem Kobold hinüber und wieder zu Dane. »Warum sollte es ein Problem sein?« Ihre Finger zupften an dem tiefen Ausschnitt ihres Mieders und wanderten über Brüste, die weich, voll und perfekt gerundet waren, mit einem tiefen Schatten dazwischen. Diese Geste erregte seine Aufmerksamkeit. Irgendwie erinnerte er sich daran, und plötzlich fragte er sich, ob er sie nicht schon einmal getroffen hatte. Sie bemerkte, wohin sein Blick sich richtete, und ließ die Hand auf ihren Schoß sinken.
    Er spürte eine

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