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Der Ruf des weißen Raben (German Edition)

Der Ruf des weißen Raben (German Edition)

Titel: Der Ruf des weißen Raben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanna Seven Deers
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Waffe hatte er auf Chad gerichtet. »Fest!«
    Meghali ergriff das freie Ende der Schnur und tat wie ihr geheißen. Dann legte Morris auch ihr Fesseln an.
    Meghali verzog schmerzhaft das Gesicht. Die Fesseln schnitten ihr ins Fleisch.
    »Bewegt euch!«, rief Morris barsch. »Auf die Lichtung.«
    Mühsam kletterten die drei über die schroffen Felsbrocken.
    Als sie auf dem kleinen Lagerplatz angekommen waren, sah Morris sich suchend um, während er mit der Pistole vor den Gesichtern seiner Gefangenen herumfuchtelte.
    »Morgenstern, du kommst besser auch raus, sonst wird es deinen Freunden schlecht ergehen!«, rief er.
    »Sie ist nicht bei uns!«, zischte Chad.
    »Myra Morgenstern!«, donnerte Morris. »Wo ist sie? Sie war mit euch im Wagen, ich habe es selbst gesehen!«
    Chad sah Morris verächtlich an.
    »Wir haben sie im Wald aus den Augen verloren«, sagte er mit finsterem Blick. »Dann haben wir uns verirrt. Deshalb haben wir dieses Lager aufgeschlagen.«
    »Du, ein Indianer, verirrst dich im Busch? Du gibst auf? Erzähl mir keine Märchen!«
    »Nicht jeder Indianer ist ein Geronimo«, erwiderte Chad ruhig. Er hatte nichts mehr zu verlieren. Morris hatte sie in seiner Gewalt. Das Einzige, was es zu retten galt, war Myras Leben – und dafür musste er Zeit gewinnen.
    »Du hast meine Männer ausgeschaltet!«, zischte Morris.
    »Sie haben sich wahrscheinlich auch verirrt«, gab Chad gelassen zurück.
    Morris’ Gesicht wurde zuerst feuerrot, dann kreidebleich.
    Meghali und Heather gefror das Blut in den Adern.
    Ein beißender Geruch breitete sich im Lager aus, ein Geruch, der von Morris auszugehen schien.
    Der sprang auf Chad zu und drückte ihm seine Pistole unter das Kinn. »Myra Morgenstern ist im Reich der Ahnen«, donnerte er. »Im Reich, das ihr Indianer Geisterwelt nennt!« Er fuchtelte mit der Pistole wild durch die Luft. »Was meinst du, warum habe ich so großes Interesse an ihr? Wegen ihrem süßen Gesicht?«
    Chad bewegte sich nicht.
    »Sie hat Zugang zu der vollkommensten und mächtigsten Bibliothek der Welt! Zu einer lebenden Bibliothek! Das gesamte Wissen aus Jahrtausenden, die schamanistischen Fähigkeiten der Ahnen und all ihre Geheimnisse … die Pyramiden, die Steinkugeln von Costa Rica, die unglaublichen Bauten Südamerikas … Kennt man ihre Geheimnisse, dann besitzt man die Macht, die Welt zu beherrschen!«
    »Hol dir deine Informationen selbst!«, rief Meghali wütend.
    Morris warf ihr einen hasserfüllten Blick zu.
    »Als Zeitreisender ist man immer ein Außenseiter, niemals ein Eingeweihter. Hat man aber Zugang zur Geisterwelt, dann schreitet man Seite an Seite mit den Ahnen als einer von ihnen …« Morris’ Züge verzerrten sich und spiegelten seine Gier nach einer solchen Gelegenheit.
    Heather und Meghali hielten den Atem an. Morris war wahnsinnig, und sie waren ihm hilflos ausgeliefert!
    »Es ist nett, dass du uns das alles erzählst, Morris«, sagte Chad so gelassen wie möglich. »Aber Myra wollte einfach nichts mehr mit dir zu tun haben und hat sich in die Wildnis abgesetzt.«
    »Wir werden ja sehen«, zischte Morris. »Auf die Erde!«, befahl er.
    Chad, Meghali und Heather gehorchten wortlos.
    Morris durchsuchte das Lager nach Waffen. Er fand sowohl Chads Gewehr als auch die beiden Pistolen, die Chad den Komplizen von Morris im Wald abgenommen hatte. Morris versteckte die Waffen im Gebüsch, kehrte ins Lager zurück und bediente sich an den Lebensmittelvorräten seiner Gefangenen.
    Die Stunden verstrichen. Chad, Meghali und Heather lehnten sich aneinander, um sich zu stützen. Die Frauen ließen voller Verzweiflung den Kopf hängen. Sie sahen keinen Ausweg aus ihrer lebensbedrohlichen Lage. Und irgendwann würde Myra aus der Geisterwelt zurückkehren …
    Mit Einbruch der Dämmerung wurde es kühler. Chad, Heather und Meghali drängten sich enger zusammen, aber es half wenig. Sie froren, während Morris sich in ihre warmen Decken gehüllt hatte.
    Plötzlich drangen leise Schritte an Chads Ohr. Er hielt den Atem an, während er verzweifelt daran dachte, was nun unweigerlich folgen würde.
    Myra war zurück.

K APITEL 30

Antworten
    M yra fand sich in der Wildnis wieder, und zwar an genau der Stelle, wo sie sich vor scheinbar unendlich langer Zeit von Chad verabschiedet hatte.
    Dämmerung legte sich über die Berge, und abendliche Stille umhüllte die Wildnis und alle Lebewesen, die sich darin aufhielten.
    Myra blickte sich suchend um. Niemand war zu sehen. Dann fielen ihr Chads

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