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Der Ruf des weißen Raben (German Edition)

Der Ruf des weißen Raben (German Edition)

Titel: Der Ruf des weißen Raben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanna Seven Deers
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warnende Worte zum Abschied wieder ein, und sie entschloss sich, nicht nach ihm zu rufen. Stattdessen stieg sie vorsichtig und so leise sie konnte, die kleine Anhöhe hinauf, auf der sich ihr Lagerplatz befand.
    Ein ungutes Gefühl überkam sie. Myra wusste, dass Chad sie eigentlich hören müsste, und es wunderte sie, warum er ihr nicht entgegenkam.
    Dann endlich hörte sie eine leise Stimme, und sie atmete erleichtert auf.
    »Myra, bist du es?«
    Es war Heather.
    »Ja«, flüsterte sie.
    »Die Luft ist rein«, entgegnete Heather. Aber sie war nirgendwo zu sehen.
    Myra wurde argwöhnisch. Warum wartete Chad nicht auf sie? Das hatte er doch bisher immer getan, wenn sie zurückkam … Sie ging langsamer und beschloss, das Lager auszukundschaften, bevor sie sich zeigte.
    Vorsichtig spähte sie um einen der großen Felsbrocken, die das Lager umgaben, und … blickte direkt in den Lauf von Morris’ Pistole!
    Ehe sie sich von dem Schock erholen konnte, hatte Morris sie am Arm gepackt und hinter dem Felsen hervorgezogen. Gleich darauf versetzte er ihr einen heftigen Stoß in den Rücken, so dass sie in der Mitte des Lagerplatzes zu Boden fiel.
    »Chad!«, stieß Myra verzweifelt aus. Sie hatte sich den Kopf derart angestoßen, dass sie im ersten Augenblick nur verschwommen sehen konnte. Als ihre Sicht endlich wieder klar wurde, entdeckte sie im fahlen Licht der Dämmerung Heather, Meghali und … Chad! Alle waren gefesselt!
    »Warum …?« Ihr Blick richtete sich anklagend auf Heather.
    »Er hatte seine Pistole an Chads Kopf …« Heather begann zu schluchzen.
    »Sag nichts!«, rief Chad Myra zu. Morris schlug ihm hart ins Gesicht.
    »Was geht hier vor?«, rief Myra verärgert aus und richtete sich auf.
    »Genau das will ich von dir wissen, Morgenstern«, fiel Morris ihr ins Wort. »Ich denke, es ist höchste Zeit, dass wir uns ein bisschen unterhalten. Und keine Tricks.«
    Myra tat so, als würde sie kein Wort verstehen.
    »Worüber denn?« Sie wusste nur zu gut, was Morris von ihr wollte. Aber hier ging es nicht nur um sie. Es ging auch um das Leben ihrer Freunde. Sie musste unbedingt Zeit gewinnen.
    »Denkt ihr alle, ich wäre ein Idiot?«, explodierte Morris. Sein Kopf lief rot an, und Spucke flog in hohem Bogen über den Lagerplatz. Dann atmete er ein paarmal tief durch und beruhigte sich wieder.
    »Natürlich geht es um den Talisman, Morgenstern. Um das Reisen in die Geisterwelt, um die Geheimnisse und die Macht der Ahnen … Sag du es mir, du warst dort!«
    Myras Augen weiteten sich vor Erstaunen, und sie zuckte mit den Schultern.
    »Ich? Ich habe nur einen kleinen Abendspaziergang in der Wildnis gemacht und …«
    Mit einem katzengleichen Sprung war Morris an ihrer Seite. Er packte sie am Kinn und drückte den Lauf seiner Pistole an ihre Schläfe.
    »Ich warne dich! Die Spielchen sind vorbei! Fang an zu erzählen! Los!«
    Myra kniff die Lippen zusammen und warf einen flüchtigen Blick auf ihre Freunde.
    Chad sah sie eindringlich an und schüttelte fast unmerklich den Kopf.
    »Lass mich los, sonst werde ich dir gar nichts erzählen und mein Wissen mit ins Grab nehmen!«, zischte Myra.
    Morris lockerte den Griff.
    »Fang schon an!«, forderte er sie mit harscher Stimme auf.
    »Vorher erzählst du mir, für wen du arbeitest und was du mit dem Wissen machen willst«, entgegnete Myra kühl.
    Morris lachte höhnisch auf und schüttelte den Kopf.
    »Warum sollte ich das tun?« Er überlegte kurz. »Aber warum eigentlich nicht? … Außer euch wird es sowieso niemand erfahren.« Er lachte über seinen Scherz. »Die Firma, für die ich arbeite, will Macht, weltumspannende Macht … und natürlich Weltfrieden.« Wieder ertönte sein bellendes Lachen. »Aber natürlich nicht mit diesem Menschenpack, das unseren Planeten bevölkert … Wir werden ein Versklavungssystem ins Leben rufen, das uns die Dinge verschafft, die wir zum Leben benötigen. Der Rest von euch …« Er zeigte auf die Gefangenen. »Ihr alle seid dann überflüssig!« Er lachte amüsiert auf. »Na, vielleicht haben wir Verwendung für jemanden wie dich, Morgenstern. Mit deinem hübschen Gesicht …«
    Myra starrte ihn ungläubig an. »Dieser kleine Plan hat schon im Mittelalter nicht funktioniert«, stellte sie trocken fest. »Erinnerst du dich? Die Pest raffte die Hälfte der Bevölkerung dahin, und die Adligen hatten niemanden, der die Arbeit für sie erledigte. Das gab den Menschen die Möglichkeit, Arbeitskonditionen und Löhne zu

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