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Der Ruf des weißen Raben (German Edition)

Der Ruf des weißen Raben (German Edition)

Titel: Der Ruf des weißen Raben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanna Seven Deers
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schüttelte fast unmerklich den Kopf. Sie wusste, was er ihr mitteilen wollte: Sag nichts!
    »Ich glaube, es war mir erlaubt, in die Geisterwelt zu reisen, weil ich etwas sehen musste …«, begann sie.
    »Hör auf, mir Märchen zu erzählen. Ich will wissen, wo der Talisman ist!«, fiel Morris ihr ins Wort.
    Myras Gesicht verfinsterte sich, und sie presste die Lippen so fest aufeinander, dass sie kaum noch zu sehen waren. Sie fühlte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Ihr Atem ging schneller. Wut breitete sich in ihrem Körper aus. Schweigend begann sie zu graben.
    Morris ging zu ihr, stellte sich höhnisch lächelnd neben sie, die Pistole in der Hand, und beobachtete jede ihrer Bewegungen.
    Chad versuchte derweil, das Seil, das ihn fesselte, zu lockern, ohne dass Morris etwas bemerkte. Irgendwie musste er sich befreien und Myra helfen!
    Myra grub und grub. Bald war ihr Gesicht schweißbedeckt.
    Je tiefer sie grub, desto wütender wurde sie.
    Plötzlich verdunkelte sich der Himmel. Große schwarze Wolken zogen auf. Sie schienen Myras düstere Stimmung widerzuspiegeln.
    Morris blickte überrascht nach oben. Auch Chad, Meghali und Heather sahen nach oben, doch statt Überraschung lag Hoffnung in ihren Blicken.
    Myra grub weiter. Und wurde immer wütender.
    Wie aus dem Nichts schoss ein heller Blitz vom Himmel. Myra fiel reglos zu Boden.
    »Keine Tricks, Morgenstern!«, rief Morris.
    Myra bewegte sich nicht.
    Morris ging vorsichtig zu ihr und stieß mit dem Fuß gegen ihren Körper. Sie rührte sich noch immer nicht. Er kniete sich neben sie und fühlte ihren Puls.
    »Sie ist tot!«, brüllte er wütend. Fluchend stand er auf und wandte sich den anderen zu.
    Heather und Meghali sahen sich, zuerst entsetzt, dann überrascht, an. Chad hingegen richtete seinen Blick erwartungsvoll auf Myra. Sollte sie wirklich … Oder war es möglich, dass … Sollte sie wie Runa tatsächlich fähig sein, so etwas zu vollbringen?
    Chads Augen weiteten sich. Myras Körper begann sich zu heben, und schon bald schwebte er waagerecht über dem Boden!
    Morris schüttelte den Kopf. Er schien nicht glauben zu können, was er sah. Immer wieder öffnete er den Mund, konnte jedoch keinen Laut hervorbringen.
    Ein Zittern durchlief Myras Körper, und schon im nächsten Augenblick stand sie wieder auf den Füßen. Geschmeidig und schnell wie ein Panther sprang sie auf Morris zu.
    Ihr Angriff traf den Gegner so unerwartet, dass er nicht rechtzeitig reagieren konnte. Mit wenigen gekonnten Hieben schlug Myra ihm die Pistole aus der Hand und streckte ihn zu Boden.
    Chad schüttelte ungläubig den Kopf.
    Morris kauerte stumm am Boden und wagte nicht, sich zu rühren.
    Myra nahm seine Pistole vom Boden auf und steckte sie hinten in ihren Hosenbund. Sie wusste, sie durfte keine Zeit verlieren.
    »Du wolltest in die Geisterwelt reisen, richtig?« Ihre Stimme war ruhig und kühl. »Nun, dann mach dich bereit!« Sie machte eine ausladende Handbewegung.
    Wie aus dem Nichts erschienen die schwarz glänzenden Felssäulen, zwischen denen Myra so oft hindurchgeschritten war, um in die Geisterwelt zu gelangen. Das Licht der Abenddämmerung ließ sie seltsam schimmern und verlieh ihnen einen unheimlichen Glanz. Diesmal waren die Felssäulen nicht nur für Myra und Chad zu sehen, sondern für alle anderen auch.
    »Unglaublich!«, entfuhr es Meghali ehrfurchtsvoll.
    »Bei allen guten Geistern«, flüsterte Heather und musste sofort wieder husten.
    Morris hob vorsichtig den Kopf, und auch er starrte auf die Felssäulen.
    »Steh auf!«, forderte Myra ihn auf. Ihre Stimme klang seltsam fremd in ihren Ohren. »Um in die Geisterwelt zu gelangen, musst du durch diese Felssäulen hindurchschreiten. Beweg dich, bevor ich es mir anders überlege!«
    Morris sah sie verwirrt an. Er stand langsam auf
und machte vorsichtig ein paar Schritte auf die Säulen zu.
    »Weiter! Los!«, befahl Myra ungeduldig.
    Morris ging weiter, bis er genau zwischen den Felssäulen stand.
    Keiner konnte erkennen, was sich auf der anderen Seite der Säulen befand. Das Flimmern, das Myra so gut kannte, versperrte ihnen die Sicht.
    Morris drehte sich zögernd um.
    »Na los!«, rief Myra verärgert. »Du wolltest die Geisterwelt doch unbedingt sehen! Geh weiter!«
    Morris öffnete den Mund, sagte aber kein Wort. Stumm wandte er sich wieder um und machte einen weiteren Schritt.
    In diesem Augenblick verdunkelte sich der Himmel noch mehr. Ein greller Blitz schoss aus den dunklen Wolken hervor, teilte

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