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Der Ruf des weißen Raben (German Edition)

Der Ruf des weißen Raben (German Edition)

Titel: Der Ruf des weißen Raben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanna Seven Deers
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Warum Zeit mit dir vergeuden? Er würde sich einfach nehmen, wonach er sucht, und basta. Nein, ich denke, dass ihm wichtige Informationen fehlen. Und diese Informationen glaubt er durch dich bekommen zu können. Aber nicht von dir persönlich, sonst würde er es mit allen Mitteln versuchen, auch mit Gewalt. Nein, es muss etwas sein, das dir selbst nicht bewusst ist, oder etwas, das du im Augenblick selbst noch nicht weißt.« Chad hielt inne. Seine Gedanken schienen sich im Kreis zu bewegen. »Es muss mit deinen Reisen in die Geisterwelt zu tun haben, mit dem, was du in der Vergangenheit und in der Zukunft siehst oder erfährst oder begreifst …«
    »Chad!«, rief Myra leise. Seine Worte ängstigten sie.
    »Hör zu! Du musst in die Geisterwelt zurückkehren und mehr über den Talisman herausfinden. So viele Einzelheiten, wie du kannst!«, sagte Chad bestimmt und sah sich vorsichtig um.
    »Und wie soll ich das anstellen?«, fuhr Myra mit gepresster Stimme auf. »Ich kann das nicht einfach buchen: eine Reise in die Geisterwelt bitte!«
    Chad warf ihr einen beruhigenden Blick zu.
    »Und ob du das kannst! Es gibt einen Weg, eine bestimmte Verbindung zwischen unserer Welt und der Geisterwelt, die nicht von den Felssäulen abhängig ist. Wir haben sie nur noch nicht gefunden.« Er blickte Myra so eindringlich an, dass sie trotz der gefährlichen Situation beinahe lachen musste.
    »Komm!«, sagte Chad aufmunternd, und Myra fiel einmal mehr auf, wie gut er aussah. »Lass uns verschwinden. Wir fahren zurück zum Thunder Mountain und sehen, ob wir die Felssäulen ein weiteres Mal finden können! Es ist noch immer der Ort, an dem die Felssäulen am wahrscheinlichsten auftauchen.« Er spähte aus ihrem Versteck hervor. »Aber vorher müssen wir sicherstellen, dass Morris uns nicht folgen kann.«
    Er überlegte einen Augenblick.
    »Wir werden es folgendermaßen machen«, erklärte Chad. »Ich werde den Pfad auskundschaften und sehen, ob ich Morris irgendwo entdecken kann. Wenn ich ihn gefunden habe, werde ich ihn im Auge behalten, für den Fall, dass er zum Parkplatz zurückkehrt. Du musst in der Zwischenzeit zu seinem Wagen hinüberschleichen und die Reifen zerstechen, und zwar alle vier, sonst ist unsere Mühe umsonst. Ich werde dir ein Zeichen geben, sobald ich weiß, dass die Luft rein ist.«
    Myra hatte keine Zeit, Einwände zu erheben. Chad zog sein Taschenmesser aus der Hosentasche und drückte es Myra in die Hand.
    »Beeil dich!«, raunte er ihr zu und verschwand auch schon in Richtung Trampelpfad.
    Myra wartete einen Augenblick lang unschlüssig in ihrem Versteck, dann huschte sie zu einem hohen Busch hinüber, der in der Nähe von Morris’ Wagen wuchs, und wartete angespannt auf Chads Zeichen.
    Nach wenigen Minuten, die ihr wie eine Ewigkeit vorkamen, erspähte Myra Chads Gestalt am Anfang des Trampelpfades. Er hielt beide Daumen nach oben und verschwand wieder zwischen den Büschen.
    Das war ihr Zeichen!
    Entschlossen, aber mit klopfendem Herzen sprang sie hinter dem Busch hervor, hastete zu Morris’ Wagen und kniete sich neben den ersten Reifen. Ihre Hand, die Chads Messer fest umschlossen hielt, zitterte vor Aufregung.
    Myra hatte nie zuvor Autoreifen zerstochen, und sie war überrascht, dass es nicht so schwer war, wie sie angenommen hatte. Sie sah sich immer wieder nach Morris um und versuchte, ihre Arbeit, so schnell es ging, hinter sich zu bringen.
    Nachdem der erste Reifen zerstochen war, stieg Myras Vertrauen in ihre Fähigkeiten, und es dauerte nicht lange, bis sie ihre Arbeit beendet hatte. Geduckt und sich dabei immer wieder umschauend, huschte sie schließlich zu Chads Wagen zurück und ließ sich erleichtert auf den Beifahrersitz fallen.
    Kurz darauf tauchte Chad auf, und ehe sie sichs versahen, waren sie wieder auf dem Weg zum Thunder Mountain.
    Um von Squalath zum Thunder Mountain zu gelangen, mussten sie den Highway, auf dem sie gekommen waren, fast bis nach Boulder Landing zurückfahren und dann auf einen anderen Highway überwechseln, der sie zum Thunder Mountain bringen würde. Es würde fast zwei Stunden dauern, aber es gab keine andere Möglichkeit, von Squalath dorthin zu gelangen.
    Myra wusste, dass sie diese Zeit brauchen würde, um sich auf die neue Situation einzustellen. Die ganze Sache begann ihr allmählich über den Kopf zu wachsen.
    Für den Tag war gutes Wetter für die gesamte Region vorausgesagt worden, aber Myra beobachtete während der Fahrt mit wachsender Besorgnis, wie der

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