Der Ruul-Konflikt 2: Nahende Finsternis
widerwillig, von seinem Sohn und wandte sich dem hochgewachsenen Menschen zu, der vor ihm stand.
»Major.«
»Willkommen in unserer kleinen Enklave der Freiheit inmitten des Chaos«, erklärte Scott sarkastisch. Der Asalti verstand die Anspielung so, wie sie gemeint war. Als ehrlicher Willkommensgruß mit einer humorvollen Komponente.
»Wie ich sehe, haben Sie schon ohne uns angefangen.«
»Mehr oder weniger. Wir haben ihnen noch ein paar Ruul übrig gelassen, falls Sie das meinen.«
»Das weiß ich wirklich zu schätzen«, lachte Mansu, dem die Freude über die Wiedervereinigung mit seinem Sohn immer noch ins Gesicht geschrieben stand. Und das, obwohl Scott immer noch keine Ahnung hatte, wie die Mimik eines Asalti zu deuten war.
»Wie sind Sie hergekommen und vor allem wie haben Sie es geschafft, den Ruul auszuweichen?«, wollte Scott wissen. Das Gesicht des Asalti verdunkelte sich. Die Freude war noch immer fest darin verankert, wurde aber von etwas anderem überschattet.
»Das sollte ich Ihnen besser im kleinen Kreis erklären, wenn Sie erlauben.«
»Natürlich«, stimmte Scott ihm zu. Er führte den Asalti zurück zum Tower und ließ ihn als Ersten eintreten. Dass Laura bei der Besprechung zugegen sein würde, war keine Frage. Aber er war überrascht, als sich Saran ihrer kleinen Gruppe wortlos anschloss. Da es dabei vor allem um die Asalti ging, ließ er ihn gewähren.
Sie stiegen die Treppe zu dem Kontrollraum hinauf, wo sich jeder einen Stuhl nahm, die sie im Kreis anordneten. Scott setzte sich auf seinen verkehrt herum. Saran und Mansu hatten etwas Probleme mit den zu großen Sitzgelegenheiten der Ruul, aber schließlich hatten auch sie es sich halbwegs bequem gemacht. Dann begann Mansu zu erzählen.
»Nachdem ich mich von Ihnen getrennt habe, bin ich auf direktem Weg zurück nach Singri. Überall waren Patrouillen und ich dachte schon, ich würde die Stadt nie mehr erreichen. Aber letztendlich habe ich es geschafft.« Seine Stimme troff vor Stolz, der nicht unverdient war.
Die Stadt gleicht jetzt einem riesigen Militärlager. An jeder Ecke lagern ruulanische Kriegertrupps und ihre verdammten Kaitar-Rudel durchstreifen die ganze Stadt auf der Jagd nach unseren letzten Verstecken.«
Er senkte betroffen den Blick. In diesem Augenblick ähnelte der zähe Widerstandskämpfer so sehr einem traurigen Kind, dass Scott ihn am liebsten in die Arme genommen hätte. Aber er kämpfte den Drang nieder und zwang sich ruhig zu warten, bis Mansu weiterredete.
»In meiner Abwesenheit haben die Ruul fast die Hälfte unserer verbliebenen Verstecke gefunden. Mehr als zweitausend Asalti sind tot oder wurden in diese schrecklichen Anlagen verschleppt. Zweitausend mehr, die für die Zwecke der Ruul missbraucht werden.«
Saran schüttelte den Kopf. In seinen Augen schimmerten Tränen.
»Aber die übrigen haben sie nicht gefunden. Ich habe so viele der Überlebenden zusammengetrommelt, wie ich nur konnte, und habe sie aus der Stadt gebracht. Am liebsten hätte ich es in kleinen Gruppen gemacht, aber dafür war keine Zeit. Die Ruul sind uns auf den Leib gerückt und jede Verzögerung hätte uns weiterer Gefahr ausgesetzt. Ich hatte keine Wahl. Also habe ich alles auf eine Karte gesetzt und sie alle in nur einer Nacht herausgeführt.«
»Aber wie?«, wunderte sich Laura. »Sie sagten doch selbst, dass die Ruul überall waren.«
Mansu zeigte sein bereits bekanntes, selbstsicheres Grinsen. »Dies ist immer noch unsere Welt. Wir kennen sie weit besser, als es den Ruul je gelingen wird. Wir haben Mittel und Wege, uns an ihnen vorbeizuschleichen.« Mit einer leichten Drehung des Kopfes gab er ihr zu verstehen, dass er einlenkte. »Aber sie haben recht. Es war ein außerordentliches Risiko. Das sich aber gelohnt hat.« Der Stolz in seiner Stimme nahm noch an Intensität zu. »Major, ich bringe Ihnen zweitausendfünfhundert Überlebende aus Singri, von denen fast alle bereit sind zu kämpfen. Bis wir entweder tot oder in Sicherheit sind. Wir sind zu allem entschlossen und die Ruul sollten sich in Acht nehmen.«
Sarans Kinnlade kippte herunter angesichts einer so großen Zahl Freiwilliger für den Widerstand. Widerstreitende Gefühle rangen auf seinem Gesicht miteinander und mehrmals machte er den Eindruck, etwas sagen zu wollen. Doch er schloss den Mund immer wieder, ohne dass ein Laut herauskam. Mansu bemerkte es und musterte voller Mitgefühl das Ratsmitglied.
»Ich verstehe sehr gut. Mir geht es nicht anders. Aber was
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