Der Ruul-Konflikt 2: Nahende Finsternis
wieder.
»Scott, so habe ich das nicht gemeint.«
»Wieso denn nicht? Du hättest recht damit. Wir sterben hier wie die Fliegen. In zwei Tagen trifft Hoffer hier ein und er hat keine Ahnung, was ihn erwartet. Derns Team ist ausgelöscht und wir haben selbst zwei gute Freunde verloren. Die ruulanische Armada steht kurz vor dem Einsatz, um jeden Widerstand zu zermalmen, und der klägliche Rest unseres Einsatzteams sitzt hier in diesem Wald fest. Das war's. Wir sind erledigt. Es ist vorbei.«
»Es ist noch lange nicht vorbei«, widersprach sie energisch. »Du darfst jetzt nicht aufgeben. Wir brauchen dich.«
»Norman und Justin hätten mich auch gebraucht.« Er verzog das Gesicht zu einer gequälten Grimasse. »Wie hast du doch so schön gesagt? Das Team braucht Führung. Du hattest recht. Ich hätte sie führen sollen. Dann hätte Justin vielleicht nicht so überstürzt die Luke aufgestoßen und wäre nicht mitten in das Feuer der Slugs gelaufen.«
»Jetzt reiß dich verdammt noch mal zusammen«, fauchte sie ihn an. Er war so überrascht, dass er sich mit erstauntem Gesicht zu ihr umdrehte und vor der unverhohlenen Wut in ihren Augen zurückschreckte.
»Sieh mich bloß nicht mit so großen Augen an, du Hornochse. Immer nur du, du, du. Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass du zu hart mit dir ins Gericht gehst?« Ruckartig drehte er sich von ihr weg. Er hoffte damit, ihre Worte ausblenden zu können, aber sie nagten so sehr an ihm, dass er sich zu einer Antwort hinreißen ließ.
»Wovon zum Teufel redest du?«
»Man könnte fast den Eindruck gewinnen, du hältst uns für kleine Kinder, auf die du aufpassen musst. Es wird dich vielleicht überraschen, aber wir sind alle erwachsen. Und was noch wichtiger ist, wir haben alle die gleiche Ausbildung genossen wie du.«
»Und?«
»Verdammt, Scott. Es mag ja hart klingen, aber Justin war ein Stück weit selbst für das verantwortlich, was passiert ist. Niemand hat gesagt, dass er Hals über Kopf aus dieser verfluchten Luke stürzen muss. Er hätte es besser wissen müssen. Gerade von ihm hatte ich mehr erwartet. Es war nicht deine Schuld. Gib den Ruul die Schuld, die ihn ermordet haben. Sie haben ihn uns weggenommen, ohne dass einer von uns etwas dagegen hätte tun können.« Sie schüttelte betrübt den Kopf.
»Auch wenn es dämlich klingt, aber ich bin der Meinung, die Redewendung stimmt dennoch. Wenn die Uhr abgelaufen ist, kann niemand daran etwas ändern und Justins Zeit war vielleicht einfach gekommen. So ist das im Krieg. Jetzt da wir wissen, was sich zusammenbraut, wird es noch viele Missionen geben. Die meisten werden mit Sicherheit viel gefährlicher sein als diese. Und es werden noch viele Menschen unter deinem Kommando sterben. Willst du dir diese ganzen Leben auf die eigene Seele aufladen. Wenn das so ist, quittiere lieber gleich den Dienst. Dann ist es nämlich nur eine Frage der Zeit, bis du selbst draufgehst. Und wenn du Pech hast, nimmst du noch einige deiner eigenen Leute mit auf die Reise.
Also tu mir einfach den Gefallen und hör auf in Selbstmitleid zu baden und fang an zu überlegen, wie wir unsere Situation verbessern können. Denn ich habe nicht die geringste Lust auf diesem Drecksplaneten draufzugehen.«
Bei dem Wort Drecksplaneten sah sie sich vorsichtig nach Mansu um, aber der Asalti saß noch immer am Lagerfeuer und hatte von der Unterhaltung zum Glück nichts mit bekommen.
»Tu mir den Gefallen und versuch wenigstens, dich am Riemen zu reißen«, fuhr sie leiser fort. »Das ist weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort für Selbstzweifel.«
Scott starrte sie einen langen Moment lang an. Ihre Augen blitzten und forderten ihn heraus, doch einen Streit vom Zaun zu brechen. Dann platzte schallendes Lachen aus ihm heraus. Lauras verdutzter Gesichtsausdruck stand in direktem Widerspruch zu ihrem im Entstehen begriffenen Lächeln.
»Darf ich fragen, was so komisch ist?«
»Du.«
»Ich?«
»Ja«, lachte er. »Ich musste nur gerade lachen, als ich daran dachte, wie gut es ist, jemanden zu haben, der einen immer wieder auf den Boden der Tatsachen holt und den Kopf zurechtrückt.«
Ihre Lippen kräuselten sich zu einem unterdrückten Lachen. Dann prustete es auch aus ihr heraus. Ihre Kameraden warfen ihnen teils fragende, teils verwunderte Blicke zu.
Plötzlich griff Scott nach Lauras Hüfte und zog sie in eine enge, leidenschaftliche Umarmung. Ungefragt drückte er ihr einen dicken Kuss auf den Mund.
»Scott«, wehrte sich
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