Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
MacIntyre später, dass sich die erheblichen Verluste, von denen der Colonel gesprochen hatte, sich auf über sechstausend Mann beliefen. Von MacIntyres neunundfünfzig Soldaten, die ursprünglich am Sturmangriff teilgenommen hatten, überlebten nur elf. Fletcher und ihn selbst mitgerechnet.
Kapitel 18
Bonatellis tote, gebrochene Augen starrten blicklos ins Leere. Entgegen seinen Gewohnheiten ließ sich Craig auf ein Knie herunter und schloss die Augen des MAD-Offiziers.
Der Körper des Mannes war von Brandwunden übersät, die Kommandomontur zerrissen und an vielen Stellen angesengt. Craig hatte ebenfalls Federn lassen müssen. Sein linker Arm war gebrochen oder zumindest angebrochen und er presste ihn eng an den eigenen Körper. Sein Brustkorb schmerzte, wo ein Ruul mit bloßen Fäusten auf ihn eingeschlagen hatte. Dem Gefühl nach war mindestens eine Rippe ebenfalls gebrochen. In unregelmäßigen Abständen hustete er Blut, was darauf hindeutete, dass ein Knochenfragment vermutlich seine Lunge verletzt hatte. Selbst wenn dies nicht der Fall war, bedeutete blutiger Speichel selten etwas Gutes. Im Gesicht hatte er außerdem eine schlimme Brandverletzung, wo ihn ein Kugelblitz gestreift hatte. Hätte der Slug, der auf ihn geschossen hatte, nur ein wenig besser gezielt, würde jetzt sein halber Kopf fehlen.
Im Korridor verstreut lagen die Überreste von fünf Ruul, die sie getötet hatten. Craig war dankbar, dass es lediglich fünf gewesen waren. Nur ein Slug mehr und er wäre jetzt auch im Jenseits.
Die MP lag achtlos neben ihm. Die Waffe war nutzlos. Ein Schwerthieb hatte sie in zwei Teile gespalten. Es war unwichtig. Mit nur einem Arm wäre es ohnehin schwierig gewesen, sie weiterhin nutzen zu können. Spätestens beim Nachladen. Als Ersatz hatte er sich die Blitzschleuder eines der ruulanischen Krieger angeeignet. Diese Waffen hatten gegenüber den terranischen noch einen Vorteil, wie er während des Kampfes festgestellt hatte. Ihre Energiezellen luden sich kontinuierlich auf. Damit entfiel ein störender Nachladevorgang.
»Mach’s gut, Kumpel«, sagte er leise und fragte sich im selben Moment, warum er so etwas Törichtes sagte. Das sah ihm gar nicht ähnlich. Müde und vor Schmerzen benommen stand er auf. Bonatelli hatte gut gekämpft, unter diesen Bedingungen sogar sehr gut. Im Stillen entschied er, dass es daran liegen musste, dass er den Mann letztendlich doch gut hatte leiden können. Denn wenn es etwas im Universum gab, das Craig respektierte, dann war das Mut. Es war die einzige Tugend, für die er etwas übrig hatte.
Er wankte den Korridor hinab und ließ die Leiche seines Kameraden hinter sich zurück. Am liebsten hätte er den Körper des Mannes mitgenommen, damit ihn die Slugs nicht bekamen, doch das stand außer Frage. Außerdem hatte er genügend eigene Sorgen.
Er berührte sein Headset knapp hinter dem Ohr. »Alan?«
»Ja, Craig.«
»Bonatelli ist tot.«
Eine lange Pause. Craig stellte sich gerade bildlich vor, wie Alan in irgendeinem dunklen Korridor stand und versuchte, diese Mitteilung zu verdauen.
»Wo bist du jetzt?«
»Gute Frage. Vielleicht zwei Decks über dem Shuttlehangar. Aber es gibt Probleme. Ich glaube nicht, dass ich den Sammelpunkt erreichen kann.«
»Craig? Was ist los? Bist du verletzt?«
Der Ex-Häftling lachte kurz bellend auf. »Könnte man so sagen.«
Vor Schwäche standen ihm kalte Schweißperlen auf der Stirn und er lehnte sich gegen eine Wand, um kurz auszuruhen. Der Korridor drehte sich um ihn. Fast hätte er sich übergeben.
»Wo bist du genau? Wir kommen und holen dich.«
»Red keinen Schwachsinn, Primadonna. Du wirst doch hoffentlich nicht das ganze Team nur meinetwegen gefährden.«
»Craig …«
»Vergiss es, Primadonna«, unterbrach er Alan rüde. »Macht, dass ihr hier wegkommt.«
»Nicht ohne dich.«
»Wirst du etwa auf deine alten Tage sentimental, Primadonna?«
»Du würdest das Gleiche für mich tun.«
»Du träumst wohl. Selbstverständlich würde ich dich zurücklassen. Und jetzt hör auf, mit mir diskutieren.«
Am Ende seiner Kräfte rutschte Craig an der Wand herunter. Sein Atem ging schwer und die Sicht vor seinen Augen verschwamm. Als er anfing, alles doppelt zu sehen, zwinkerte er mehrmals, es wurde jedoch nicht besser.
»Craig«, unternahm Alan noch einen Versuch. »Sag mir endlich, wo du bist.«
»Nein«, erwiderte er entschlossen. »Alan, tust du mir einen letzten Gefallen?«
Wieder eine Pause.
»Alles, was du
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