Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
folgte.
Der Sergeant Major kam unsanft am Boden des Schützengrabens auf und knickte sofort ein. Er spürte ein schmerzhaftes Knacken im rechten Knöchel. Nur mit größter Anstrengung gelang es ihm, sich aufrecht zu halten. Er biss die Zähne zusammen und zwang sich, den Schmerz zu ignorieren.
Ein Ruul wandte sich ihm zu, ließ die Blitzschleuder fallen und versuchte, sein Schwert zu ziehen. MacIntyre war heute nicht in der Stimmung für Fair Play und zog den Abzug bis zum Anschlag durch.
Entlang der gesamten Front sprangen nun menschliche Kämpfer in den Schützengraben, um die Ruul anzugreifen. Überall brachen Kämpfe aus. Oftmals Feuergefechte, aber meistens Mann gegen Mann. In vielen Fällen standen menschliche Bajonette gegen ruulanische Schwerter. Die Schlacht verkam zu einer Reihe brutaler Nahkampfgefechte. Zum Nachladen der Magazine und Energiezellen blieb nur selten Zeit.
MacIntyre versuchte, einen Schritt zu gehen, und sofort traten ihm vor Schmerz Tränen in die Augen. Verdammt, tat das weh! Dass er den Fuß zumindest ein wenig belasten konnte, bedeutete vermutlich eine Verstauchung. Bei einem Bruch hätte er sich beim ersten Gehversuch sofort auf den Hintern gesetzt.
»Verdammt!«, fluchte er unterdrückt.
Eine hilfreiche Hand packte ihn am Arm, um ihn zu stützen. Als er sich umsah, stand Fletcher direkt neben ihm.
»Du lebst ja immer noch, Junge?!«, lächelte der Sergeant Major erleichtert.
»Sie sagten doch, ich soll in Ihrer Nähe bleiben und genau das tu ich auch.«
Fletcher sah sich unsicher im Chaos der tobenden Schlacht um. »Und jetzt? Am besten, ich such einen sicheren Platz für Sie.«
»Bist du verrückt? Ich bin verletzt und kein Invalide. Kämpfen kann ich immer noch. Außerdem dürfte es uns herzlich schwerfallen, jetzt einen sicheren Platz zu finden.«
»Auch wieder richtig«, lenkte Fletcher ein. »Ich wiederhole: und jetzt?«
»Jetzt suchen wir uns einen Ort, an dem wir uns nützlich machen können. Komm mit.«
MacIntyre humpelte voraus, während Fletcher ihm Deckung gab. Ab und zu bot sich ihnen ein lohnendes Ziel und sie gaben Salven auf einzelne Slugs oder ganze Gruppen ab. Allerdings war nicht zu erkennen, welche Seite gerade die Oberhand hatte. Das schien ohnehin ständig zu wechseln.
Als MacIntyres drittes Magazin leer geschossen war, lehnte er sich für einen Moment erschöpft an die Wand, ließ das Magazin auswerfen und das vierte einrasten.
»Ich glaube, ich bin wirklich langsam zu alt für diesen Quatsch«, meinte er mehr zu sich selbst als zu Fletcher.
»Sarge?!«
»Ach, nicht so wichtig. Ich führe nur Selbstgespräche, Junge.« Er lachte kurz auf. »Wenn ich’s mir so überlege, auch kein gutes Zeichen.«
Eine gemischte Gruppe Marines und TKA eilte im Laufschritt an ihnen vorbei. Vielleicht vierzig oder fünfzig Mann. Angeführt von einem Major der Marines. MacIntyre folgte ihnen aufmerksam mit den Augen, bis sie außer Sicht waren.
»Denen müssen wir nach«, erklärte er mit neuem Elan.
»Wieso das denn?«
»Wenn so viele Soldaten im Laufschritt irgendwohin rennen, dann ist dort bestimmt was los. Und genau dort wollen wir doch hin.«
»Wollen wir?«
Als Antwort grinste der Sergeant Major Fletcher nur über das ganze Gesicht an. Der Private erwiderte das Grinsen ein wenig wehmütig.
»Also schön«, gab er sich geschlagen.
Sie gingen – in MacIntyres Fall humpelten sie – der Truppe nach und mussten auch nicht lange suchen. Die Einheit hatte sich in der Nähe eines Unterstands verschanzt, der immer noch verbissen von den Ruul gehalten wurde. Menschliche Leichen vor dem Eingang zum Unterstand belegten mehrere bereits erfolgte und gescheiterte Eroberungsversuche.
MacIntyre klopfte einem der Marines frech auf die Schulter. Als dieser sich umdrehte, erkannte er in ihm den Mann, den er kurz vor dem Angriff angeschnauzt hatte.
»Könnt ihr vielleicht Hilfe gebrauchen?«, fragte er mit entwaffnendem Lächeln.
»So viel wir kriegen können. Die Ruul wollen einfach nicht aufgeben.« Der Marine deutete über die Schulter auf den Unterstand. »Und dort drin sitzt der Offizier, der für diesen Abschnitt verantwortlich ist. Wenn wir den erwischen, ist es vorbei. Aber das ist gar nicht so einfach. Die Mistkerle sind verflucht zäh.«
»Hat noch jemand ein paar Granaten?«, fragte der Major, der die Einheit kommandierte, und lenkte damit MacIntyres Aufmerksamkeit von dem Marine ab. Zur Überraschung des Sergeants antwortete Fletchers Stimme.
»Hier!
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