Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
gleichgültig, was das war. Der Kaitar setzte zum Sprung an und hob vom Boden ab. Die Klauen zeigten genau auf MacIntyres Kopf. Der Vorgang lief für den Sergeant Major wie in Zeitlupe ab.
Seine suchenden Hände fanden etwas. Gerade innerhalb seiner Reichweite. Er zog den Gegenstand zu sich heran und nahm ihn in beide Hände. Richtete die Mündung auf das angreifende Ungetüm. Entschlossen, sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen, drückte er ab.
Die Blitzschleuder gab einen einzelnen Impuls ab. Bis zu diesem Moment hatte MacIntyre noch nie darauf geachtet, aber die Namensgeber dieser Waffe hatten recht. Der Impuls sah tatsächlich aus wie ein Kugelblitz. Dass sich seine Gedanken in diesem Moment tatsächlich mit so etwas Trivialem beschäftigten, darüber wunderte er sich längst nicht mehr.
Der Kugelblitz schlug in das weit geöffnete Maul des Kaitars ein, kochte dessen Hirn in Bruchteilen von Sekunden und sprengte dabei noch ganz nebenbei den Großteil der Schädeldecke ab. Das Tier hatte noch Zeit, gequält aufzuheulen. Als es wieder Richtung Boden fiel, war es jedoch bereits tot.
Die gute Nachricht war, dass der Schuss die Flugbahn des Tieres verändert hatte und die Krallen nicht mehr auf MacIntyres Kopf deuteten. Die schlechte hingegen war, dass der Sergeant Major immer noch in der Gefahrenzone lag. Und er hatte keine Möglichkeit, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.
Das Tier schlug schwer und hart auf dem Boden auf und begrub ihn zur Hälfte unter sich. MacIntyres Körper wurde gequetscht und der Sauerstoff auf einen Schlag aus seinen Lungen gepresst. Er japste verzweifelt auf der Suche nach Luft. Seine letzten Eindrücke, bevor er das Bewusstsein verlor, war die Decke des Unterstands und die Schatten der immer noch Kämpfenden am Rand seines Blickfelds.
Etwas Nasses, Kaltes klatschte ihm ins Gesicht. Es war das erste Gefühl, das wieder in seinen Körper strömte. Das zweite war Schmerz. Sein Körper fühlte sich wie ein Hort reinster Agonie an. MacIntyre schlug die Augen auf. Zuerst sah er nur verschwommen. Doch dann klärte sich sein Blick.
Die Schlacht war inzwischen beendet. Männer und Frauen saßen auf dem kalten Boden und versuchten sich darüber klar zu werden, dass sie noch lebten. Ihre Augen wirkten müde und leer. Vereinzelt waren Sanitäter damit beschäftigt, Verwundeten zu helfen. Und einige Militärseelsorger gaben die Letzte Ölung.
Fletcher saß neben ihm und musterte ihn aus besorgten Augen. Ein in kaltes Wasser getauchter Lappen lag auf seiner Stirn. Der tote Kaitar lag nur wenige Meter entfernt.
»Gott sei Dank, Sarge. Ich dachte schon, wir hätten Sie verloren.«
»Ich lebe noch, also vermute ich, wir haben gewonnen«, fragte MacIntyre leise.
»Ja, haben wir. Sie waren nur etwa zwanzig Minuten bewusstlos. Sie haben also nicht viel verpasst. Der Unterstand ist eingenommen und der ruulanische Offizier ist tot. Es gibt noch ein paar kleinere Widerstandsnester im Graben, aber der Großteil ist gesichert. Der Rest ist nur noch eine Frage der Zeit. Ein paar Aufräumarbeiten und es ist geschafft.«
»Na wenigstens etwas.« MacIntyre versuchte aufzustehen, aber stechender Schmerz in der Brust ließ ihn sofort jeden Versuch einstellen.
»Das sollten Sie sein lassen. Sie haben sich das linke Bein und mindestens drei Rippen gebrochen. Sanitäter sind schon mit einer Bahre unterwegs. Man wird Sie gleich hier rausschaffen.«
»Dann warte ich wohl besser, bis mein Taxi kommt«, sagte MacIntyre müde und ließ den Tag vor seinem geistigen Auge Revue passieren. Dass Fletcher es geschafft hatte, machte ihn unendlich glücklich. Um den Jungen wäre es schade gewesen. Aber dass so viele andere ihr Leben gelassen hatte, war tragisch. Zumindest hatten sie sich etwas Zeit erkauft. Solange das Fortress-System standhielt, würde die Fortress-Linie auch halten. Und so lange hatte das Einsatz-Team im New-Born-System noch Zeit, ihre Ziele zu erreichen, und das war alles, was zählte. MacIntyre wünschte ihnen alles Glück der Welt. Sie würden es brauchen.
Ein Colonel der Marines, den MacIntyre nicht kannte, betrat den Unterstand. Er sah sich kurz um und aktivierte dann sein HelmCom. MacIntyre vermutete, dass er Berg Bericht erstattete.
»Sir, wir haben Schützengraben drei eingenommen. Wir hatten erhebliche Verluste, aber wir haben es geschafft. Als Nächstes kümmern wir uns um die nahe Landezone der Slugs, um ihren Nachschub zu unterbrechen, General.«
Im Feldlazarett erfuhr
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