Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
muss noch schneller vorangehen, den Stützpunkt gefechtsbereit zu machen.«
Alan konnte die gedämpfte Antwort, die zurückkam, nicht verstehen, aber Hoffer nickte zufrieden. Er deutete auf die Karte hinter sich.
»Wir haben einen Plan ausgearbeitet, der uns die größtmöglichen Erfolgsaussichten bieten könnte. Aber ich muss gleich vorneweg sagen, es ist kein perfekter Plan. Er hat seine Schwächen, aber in unserer derzeitigen Lage dürfen wir nicht wählerisch sein. Das Glück gehört schließlich immer noch den Tapferen.«
Er nahm einen Zeigestock vom Pult und wandte sich nun ganz der Karte zu. Seine Zuhörer beugten sich interessiert vor, um auch ja nichts zu verpassen. Alan ertappte sich dabei, wie er ihrem Beispiel folgte. Und selbst seine abgebrühten ehemaligen Mitgefangenen waren dagegen nicht gefeit.
»Wir unterscheiden drei Angriffsspitzen, mit denen die Ruul in den menschlichen Raum eingedrungen sind. Jede der Spitzen scheint von den anderen beiden vollkommen autonom zu operieren, verfügt über starke Raum- und Bodenstreitkräfte, eigene Reparatureinrichtungen und sogar über so etwas wie ein eigenes Oberkommando. Ihre Taktik ist dabei relativ einfach. Erreicht eine der Spitzen ein System, dringen starke Kampfverbände ein und kämpfen den örtlichen Widerstand im Raum nieder, bevor die Hauptflotte in das System springt. Anschließend landen Truppen, die die Verteidiger am Boden überwältigen. Je nachdem, wie stark die Verteidiger im Weltraum sind und mit welcher Stärke die Ruul angreifen, kann ein Bodenangriff auch schon während der Raumschlacht beginnen.
So haben sie es gemacht, als Ursus angegriffen wurde. Kolonien, die mit der Stoßrichtung der drei Flotten nicht direkt in Konflikt geraten, werden von den Ausläufern der ruulanischen Angriffsspitzen sozusagen im Vorbeiflug erobert. Und so erschreckend das alles auch ist, die Taktik funktioniert.«
Der Zeigestock fuhr etwas in den Norden der Karte hinauf. Zu einer Kolonie, die Alan sehr gut kannte. »Das bringt mich auch schon zu unserem eigentlichen Problem und dem Grund, aus dem wir uns hier eingefunden haben.
Das Hauptproblem sind nicht Stärke und Taktik der drei Angriffsflotten, die tief in unser Hoheitsgebiet eingedrungen sind. Das eigentliche Problem ist eine vierte, sehr starke Flotte, die hier bei New Born Stellung bezogen hat. Bei dieser Flotte befindet sich ein riesiges Schlachtschiff, das wir inzwischen zweifelsfrei als das ruulanische Flaggschiff identifiziert haben. Dieses Schiff koordiniert die Invasion und lässt die drei Angriffsspitzen als Einheit kämpfen. Man könnte sagen, es dient als Verbindungsstück aller drei Invasionskorridore. Dieses Schiff müssen wir unter allen Umständen ausschalten. Alles andere, was wir ab jetzt besprechen, dient nur der Ablenkung und soll die Ruul verwirren, damit sie unserer eigentlichen Absicht nicht auf die Schliche kommen. Bis es zu spät ist. Admiral Kehler bitte.«
Hoffer trat beiseite und überließ Kehler das Pult.
»Gegen die linke und rechte Angriffsspitze, die sie auf der Karte sehen, können wir nichts unternehmen. Sie zielen direkt auf die Systeme Starlight und Serena. Die Flotten- und Truppenkontingente, die man dort zusammengezogen hat, sind gewarnt und erwarten die Ruul bereits, um ihren Vormarsch zu stoppen. Aber auch wenn sie siegen, wird das nichts nützen, falls wir versagen. Das Fortress-System muss ebenfalls standhalten, denn die mittlere Spitze der ruulanischen Invasion zielt auf uns. Das ist einer der Gründe, warum dieses System als Teil der Verteidigungslinie ausgewählt worden ist.
Admiral Malkner übernimmt das Kommando über die Orbitalverteidigung, ich selbst das über die Raumflotte des Systems. Wie sie sicher bereits bemerkt haben, legen wir umfangreiche Verteidigungsanlagen am Boden an. Wir gehen davon aus, dass es den Ruul innerhalb von fünfzehn bis zwanzig Stunden nach Beginn des Angriffs gelingen wird, eine große Streitmacht zu landen. General Berg übernimmt daher das Kommando über die Bodentruppen.«
Ein Lieutenant Colonel hinter Alan meldete sich zu Wort und Kehler nickte ihm freundlich zu. Der Mann stand auf, damit ihn jeder sehen und vor allem hören konnte. »Das ist ja alles schön und gut, Admiral. Aber das erklärt noch nicht, wie sie mit dem ruulanischen Flaggschiff fertig werden wollen. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann ist es ausgeschlossen zu siegen, solange dieses Schiff existiert.«
»Eine gute Frage«, kommentierte
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