Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
Fortress-System erreichte, waren die Verteidigungsanlagen so gut wie fertiggestellt. Es fehlten nur noch einige kleinere Feinheiten. Kehler und Malkner hätten sich wohler gefühlt, wenn alles perfekt gewesen wäre, doch sie hätten trotzdem nie zu hoffen gewagt, so weit zu kommen, bevor die Ruul ihre Offensive starteten.
Man hatte es geschafft, insgesamt zweihundertsiebenundvierzig Schiffe im Fortress-System zu versammeln. An Klassen und Typen war alles vertreten. Von kleinen altersschwachen Fregatten bis hin zu ausgewachsenen brandneuen Schlachtschiffen. Die meisten Schiffe gehörten Verbänden an, die im Kampf gegen die Ruul aufgerieben oder zerschlagen worden waren. Und Kehler hatte die undankbare Aufgabe erhalten, diese demoralisierte Truppe wieder zu einer schlagkräftigen Einheit zusammenzufügen. Das Kommando der Flotte führte er von seinem Schlachtträger Kairo aus.
Johannes Malkner, ehemals Kommandeur der New-Zealand-Raumstation, bezog hingegen seinen Posten auf der Verteidigungsstation Alamo, einer kleineren Raumstation, die man über dem Nordpol des Planeten errichtet hatte. Sie war in keiner Weise mit seinem alten Kommando vergleichbar. Praktisch war sie der New-Zealand-Station in jeder Hinsicht unterlegen. Angefangen bei der Bewaffnung und der Panzerung bis hin zum Energieoutput der Schildemitter. Und mit fünfhundert Männern und Frauen betrug die Besatzungsstärke nur einen Bruchteil seines früheren Kommandos. Dennoch war es ein gutes Gefühl, wieder den Befehl über eine Raumstation innezuhaben. Vor allem, nachdem die Slugs ihm sein letztes Kommando praktisch unter dem Hintern weggeschossen hatten.
Ein beliebter Witz unter der Besatzung der Alamo-Station war, dass ihre Schlacht hoffentlich besser verlief als das historische Vorbild, der die Raumstation ihren Namen verdankte. In ruhigen Mußestunden fragte sich Malkner des Öfteren, wer eigentlich für die Namensgebung von Raumstationen und Schiffen verantwortlich war. Eine Station Alamo zu nennen, die kurz davorstand, die Schlüsselrolle in einer wichtigen Schlacht einzunehmen, war schon ziemlich makaber.
Malkner war gerade dabei, sich von einigen Pionieren die Fortschritte am Minenfeld erläutern zu lassen, als der stationsweite Alarm durch die Gänge schrillte. Im Laufschritt eilte er durch die Korridore und in den Aufzug. Als sich die Türen wieder öffneten, breitete sich die Kommandobrücke Alamos vor ihm aus. Verglichen mit New Zealand hätte man hier schon Platzangst kriegen können, aber sie würde ihren Zweck erfüllen.
»Bericht!«
»Ein großer Flottenverband ist an der Nullgrenze materialisiert. Admiral Kehler lässt seine Flotte bereits Aufstellung nehmen, um den Gegner abzufangen.«
Der junge Mann, der die Worte regelrecht abspulte, war Commander Ernest Mallingworth. Spross einer vornehmen britischen Familie, die ihren Stammbaum bis hin zum englischen Bürgerkrieg zurückverfolgen konnte. Eine Tatsache, die Mallingworth nie müde wurde hervorzuheben.
Außerdem war er eigentlich viel zu jung, um den Posten eines XO zu rechtfertigen. Malkner hatte das ungute Gefühl, dass der junge Mann Gönner in den Rängen der Admiralität hatte. Die Frage war nur, ob Mallingworth seinen Gönnern zu Dank verpflichtet sein musste, dass sie ihn ausgerechnet als XO von Alamo eingesetzt hatten. Einer Station, die sich schon bald im Fadenkreuz einer großen ruulanischen Flotte wiederfinden würde. Vielleicht war Mallingworth einem seiner Gönner auch nur auf die Nerven gefallen und dieser hatte sich einen ziemlich üblen Scherz mit dem Kerl erlaubt.
»Waffenstatus?«
»Alle Energiewaffen sind voll einsatzfähig. Unsere Torpedoabschussrampen sind aber erst zu achtzig Prozent fertiggestellt. Das dürfte ein Problem werden. Der äußere Verteidigungsperimeter ist eingerichtet und wartet auf die Aktivierung. Das Minenfeld – soweit verfügbar – ist bereits aktiviert.«
»Ausgezeichnet. Com! Verbinden Sie mich mit Admiral Kehler!«
»Hier Kehler«, meldete sich der Admiral wenig später.
»Wie schlimm ist es?«, wollte Malkner ohne Umschweife wissen.
An Kehlers düsterer Miene ließ sich unschwer erkennen, dass die Situation nicht besonders rosig sein konnte.
»Bisher zählen wir mehr als siebenhundert Schiffe und es dringen immer mehr ins System ein. Die ersten feindlichen Kampfgruppen bewegen sich schon auf das innere System zu und haben die Nullgrenze bereits hinter sich gelassen.«
Das war in der Tat übel. Wenn die Ruul selbstsicher
Weitere Kostenlose Bücher