Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
einer Fire-and-forget-Waffe. Nur war in diesem Fall die Zielpeilung gar nicht so wichtig. Die feindlichen Schiffe standen so dicht an dicht, dass man kaum vorbeischießen konnte. Und es war unmöglich, die Formation rechtzeitig aufzulösen, denn Torpedos waren verdammt schnell. Viel schneller als ein Schiff. Schließlich waren sie dafür konzipiert, eben diese einzuholen.
Der Feuersturm, den die Lissabon auf die Rebellenflotte entließ, war absolut vernichtend. Zweiunddreißig Hochleistungs-Schiffskillertorpedos stürmten auf neunundzwanzig zum Teil schwer beschädigte Schiffe ein. Während ihres Anflugs schwärmten die Torpedos fächerförmig aus. Das war eher Zufall und der fehlenden Feuerleitung zuzurechnen, denn einer konkreten Absicht von Logans Seite her. Doch es vervollständigte den Grad der Zerstörung nur noch.
Torpedos drangen durch geschwächte oder nicht mehr vorhandene Panzerung und detonierten im Innern der Schiffe, rissen sie buchstäblich auseinander. Einheiten, die nicht getroffen wurden, litten unter den Nahbereichsexplosionen ihrer Schwesternschiffe, die in einem feurigen Tod vergingen. In wenigen Sekunden wurden die umgebauten Frachter bis auf zwei zerstört. Ihre Trümmer wirbelten in alle Richtungen davon. Einige der Trümmer waren noch entfernt als Menschen zu identifizieren. Die zwei überlebenden Frachter zogen sich eilig zurück, während aus etlichen Mikrobrüchen in der Außenhülle Qualm und Dampf entwich; mittschiffs klaffte eine große Bresche, durch die die explosive Dekompression innerhalb weniger Augenblicke alles ins All gerissen hatte.
Die Apollo-Kreuzer traf es fast noch härter. Von den dreizehn verbliebenen Angriffskreuzern Borskys überlebte lediglich einer. Der Kommandant war klüger oder vielleicht auch nur vorsichtiger als seine Kampfgefährten. In dem Moment, als beide Flotten auf die Parkposition der 9. Flotte vorstießen, setzte er sich von seinen Kameraden unbemerkt hinter zwei seiner Schwesternschiffe, um dort Schutz zu suchen. Als das Chaos losbrach, ging er sofort auf Gegenschub und bemühte sich, so viel Abstand wie möglich zwischen sein Schiff und den anrollenden Tod zu bringen. So hatte er das unglaubliche Glück, lediglich von mehreren Wellen aus Trümmern zerstörter Apollo-Kreuzer erwischt zu werden. Diese jedoch ließen jeden einzelnen Stromkreis an Bord durchbrennen und perforierten die Außenhülle. Der Angriffskreuzer trieb steuerlos im All unterhalb der Serena-Kolonie.
Nun drehten der Captain und seine Besatzung Däumchen und warteten darauf, dass das Gefecht entschieden wurde, damit sie geborgen werden konnten. In der Hoffnung, dass dies geschah, bevor ihnen die Atemluft ausging.
Die neun Piranhas ereilte ihr Schicksal schnell und gnadenlos. Wo die größeren Schiffe schwer getroffen oder vernichtet wurden, hörten die kleinen Jäger einfach auf zu existieren.
Das Hauptziel der Aktion wurde jedoch nicht erfüllt. Die Rebellenflotte wurde fast vollständig vernichtet, ja. Doch das Poseidon-Schlachtschiff blieb intakt. Drei Flugkörper trafen das riesige Schlachtschiff genau mittschiffs und hämmerten mit brutaler Gewalt auf das Rebellenflaggschiff ein. Das Schiff brach seitlich aus und schob dabei die Trümmer dreier seiner Schiffe einfach beiseite. Falls es an Bord dieser Wracks noch Überlebende gegeben hatte, dann spätestens jetzt nicht mehr.
Borskys Flaggschiff legte sich schwer nach Backbord und machte Anstalten, sich um die eigene Achse drehen zu wollen. Im ersten Moment schien es, als wäre das Schiff außer Kontrolle, doch dann bekam die Besatzung des Schlachtschiffes die Probleme in den Griff und die Fluglage stabilisierte sich. Aus einem großen Riss in der Backbordseite leckten Flammen ins All. Die Verluste und Schäden an Bord mussten enorm sein. Und doch weigerte sich dieses Monstrum beharrlich, auseinanderzubrechen.
»Großer Gott!«, hauchte Land voller Schrecken.
»Sir? Was tun wir jetzt?«, fragte sein XO.
»Befehl an jedes Schiff: Volle Wende einleiten. Wir greifen an.«
Die Revenge war beileibe nicht glimpflich davongekommen. Borsky zog sich mühsam zurück auf den Kommandosessel. Sein rechtes Auge war blutverklebt und zwei seiner Rippen auf der linken Seite fühlten sich irgendwie seltsam an. Er tippte stark auf eine Prellung. Falls er Pech hatte, waren sie gebrochen.
»Bericht!«
Er erhielt allerdings keine Antwort. Die Brücke des Schlachtschiffs war eine Kakofonie des Chaos. Mehrere Konsolen brannten, die
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