Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
verdutzten Seitenblick zu, sodass er sich zu einer weiteren Erklärung genötigt sah.
»Würde ich ihn festnehmen, würde sein Nachfolger lediglich die Geschäfte übernehmen und wir wären wieder am selben Punkt. Das ist ein ewiger Kreislauf, der sich nicht durchbrechen lässt. Glauben Sie mir. Da Bronskowitchkczy weiß, dass ich ihn jetzt auf dem Kieker habe, wird er es die nächste Zeit ein wenig ruhiger angehen lassen, wodurch die Schwarzmarktaktivitäten an Bord dieses Forts vorübergehend nachlassen werden. Das werte ich schon als Sieg. Und es ist kein kleiner Sieg.«
»Wie Sie meinen«, sagte Rachel wenig überzeugt. Diese Einstellung verstieß ganz empfindlich gegen ihre Vorstellungen von Dienst, Pflicht und Ehre, doch hier war Calough zuständig und sie selbst nur Zuschauer. Außerdem konnte sie es sich nicht leisten, den Commander durch weitere Widerworte zu verärgern. Sie brauchte ihn, daher entschloss sie sich, das Minenfeld, das dieses Gespräch darstellte, zu verlassen. Calough half ihr unfreiwillig dabei, indem er das Thema wechselte.
»Und wie lief es bei Ihnen? Haben Sie etwas gefunden?«
»Auf den ersten Blick nicht wirklich. Es gibt keine direkten Hinweise darauf, was wirklich in diesem Büro geschehen ist.«
Den Fund auf dem Teppichboden verschwieg sie Calough. Das hatte nichts mit Misstrauen zu tun. Bevor sie ihn über dieses Pulver aufklärte, musste sie sich erst selbst im Klaren sein, ob ihre Entdeckung für die Ermittlung in irgendeiner Form bedeutend war oder nicht.
»Dann sind wir also in einer Sackgasse angelangt.« Caloughs Stimme klang seltsam neutral. Rachel vermutete, dass er diesen Tonfall für Augenblicke tiefster Enttäuschung reserviert hatte.
»Im Moment ja. Aber wir haben noch andere Ansätze.«
»Zum Beispiel?«
»Die Luftschleuse, in der man Lieutenant Colonel Coltor festgenommen hat. Dort sollten wir weitermachen.«
Er seufzte resigniert. »Wissen Sie, wie viele Menschen seither dort waren und ihre Spuren hinterlassen haben? Die Chancen, etwas Brauchbares zu finden, liegen etwa …«
»Ich weiß«, unterbrach Sie ihn frustriert. »Etwas anderes haben wir aber nicht. Also? Welchen Weg?«
Anstatt zu antworten, zeigte Calough lediglich in die Richtung, in der sie ohnehin unterwegs waren. Ein undeutbares Lächeln auf den Lippen.
Die Spurensuche auf dem kahlen Deck der Luftschleuse erwies sich tatsächlich als genauso schwierig, wie Calough es vorhergesagt hatte. Selbst unter normalen Umständen wäre die Beweissicherung eine Sisyphusarbeit gewesen. In diesem Fall wären Dutzende von MAD-Offizieren in der Luftschleuse ausgeschwärmt und hätten von allem und jedem Proben genommen.
Doch hier und jetzt gab es nur Calough und sie. Das Nehmen von Fingerabdrücken erübrigte sich von selbst. In den Wochen seit der Tat hatte die Luftschleuse Hunderten von Menschen als Arbeitsplatz gedient und jeder einzelne hatte seine Spuren hinterlassen. Wieso auch nicht? Der Tatort war offiziell freigegeben worden. Natürlich von Maxwell und seinen Idioten.
Unter diesen Umständen war es nicht leicht für sie, ihre Zuversicht zu bewahren. Sie drehte sich im Kreis. Und das Schlimmste war: Es war ihr absolut bewusst. Eine deprimierende Situation.
Bis zu dem Zeitpunkt, als sie auf dem Boden einen kleinen weißen Fleck entdeckte. Genau an der Stelle, an der David Coltor gelegen hatte und er von den Marines unter Arrest gestellt worden war. Es schienen Überbleibsel des gleichen weißen Pulvers zu sein, das ihr bereits im Büro des Verwalters aufgefallen war. Hundertprozentig sicher konnte sie jedoch erst sein, wenn sie das Pulver inklusive Vergleichsprobe an ein Labor übergab. Ihr Instinkt sagte ihr allerdings, dass sie mit ihrer Vermutung goldrichtig lag.
Eigentlich hätte sie ja überrascht sein müssen. Doch das Einzige, was sie überraschte, war, dass sie so gar nicht überrascht war. Falls es einen Zweifel gegeben hatte, dass diese Substanz etwas mit dem Vorfall zu tun hatte, war selbiger bei dieser Entdeckung auf Nimmerwiedersehen verschwunden.
Sie kniete sich auf den Boden, vermied es aber sorgfältig, den Fleck zu berühren. Calough bemerkte ihr Verhalten und kniete sich neben sie. Er musterte den Fleck mit nachdenklich gerunzelter Stirn.
»Was meinen Sie, worum es sich dabei handelt?«
»Keine Ahnung, doch ich habe einen ähnlichen Fleck in Bronskowitchkczys Büro gefunden.«
Er warf ihr aus dem Augenwinkel einen ungeduldigen Blick zu. »Und das sagen Sie mir erst
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