Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
einem der Randbezirke von Nomad aufgewachsen. Natürlich noch vor dem Krieg. Und jetzt das hier. Es bricht mir das Herz.«
»Die Forts sind doch aber da, um Serena und seine Bevölkerung zu beschützen. Das ist doch ein lohnenswertes Ziel.«
»Schützen? Vor wem denn? Die Ruul sind seit sechs Jahren nicht mehr im System gewesen. Und damals haben wir sie mit einem Fußtritt wieder hinausbefördert.«
Rachel überlegte, ob sie einwenden sollte, wie knapp es gewesen war. Und wie kurz die Ruul davorgestanden hatten, die Verteidiger der Fortress-Linie auf breiter Front zu überwältigen. Sie musste es wissen. Schließlich war sie dabei gewesen. Doch sie entschied sich, besser den Mund zu halten. Caloughs Verbitterung war bis zu einem gewissen Grad durchaus nachzuvollziehen.
Schutz vor Invasoren und Beeinträchtigung des Lebensstandards waren zwei Dinge, die es im Gleichgewicht zu halten galt. Und man hatte sich dazu entschieden, dass die Bewohner von Starlight und Serena den Preis zahlen mussten, damit der Rest der menschlichen Kolonien mehr oder weniger in Sicherheit war.
Sie fragte sich, ob Calough wusste, wie es im übrigen Konglomerat aussah. Mit Ausnahme von Erde, Mars und Jupiter gab es im übrigen menschlichen Raum nur wenige orbitalen Abwehreinrichtungen, geschweige denn Forts. Und nur ganz wenige Festungen, wie die, die von den Ruul im New-Zealand-System zu Beginn der Invasion zerstört worden war. Derartige Einrichtungen waren teuer, sodass man sie nur in den wichtigsten Systemen installierte.
Die Politiker hatten bei Starlight, Serena und Fortress den Löwenanteil an Material, Geld und Personal aufgeboten von dem, was man entbehren konnte, damit der Rest der Menschheit in relativer Sicherheit und unbehelligt leben konnte. Im Umkehrschluss hieß das allerdings, sollte es den Ruul jemals gelingen, die Fortress-Linie zu überwinden, sah es zappenduster für die Menschheit aus. Sie warf Calough einen Seitenblick zu.
Sie vermutete stark, dass er es wusste. Es würde zumindest den Grad seiner Verbitterung erklären. Mitanzusehen, wie die eigene Heimatwelt sich in eine Festung verwandelte, während nur ein paar Lichtjahre entfernt Tausende von Menschen vollkommen unbehelligt ihrem Tagewerk nachgingen, konnte selbst einen disziplinierten Offizier zur Weißglut treiben.
»Vor dem Krieg war man der Meinung, von den Ruul ginge nur ein geringes Gefahrenpotenzial aus – und dann kam die große Invasion«, ging sie auf seine letzte Bemerkung ein. »Fall sich die Slugs je entschließen, wieder gegen uns vorzurücken, werden sie sich noch mehr von diesen Forts wünschen.«
»Schon möglich. Oder aber die Ruul kommen nie und währenddessen geht Serena zugrunde.«
»Eine seltsame Einstellung für einen Offizier, der hier stationiert ist. Warum lassen Sie sich nicht versetzen und verlassen Serena zugunsten einer anderen Kolonie? Die Auswahl ist groß.«
»Es ist meine Heimat. Mein Platz ist hier.« Er seufzte betrübt und schüttelte wie benommen den Kopf. »Aber entschuldigen Sie. Das soll nicht Ihre Sorge sein. Ich belabere Sie hier mit diesem ganzen Müll und dabei haben Sie doch schon genug, was Ihnen im Kopf rumgeht. Zumindest im Augenblick.«
Das Shuttle flog eine enge Kehre und markierte damit den Punkt, an dem es zum endgültigen Landeanflug ansetzte. Rachel war dankbar dafür, denn es ermöglichte ihr, mit einem knappen Nicken und einem nervösen Lächeln, das Thema an dieser Stelle zu beenden.
Das Shuttle durchbrach das Kraftfeld des Hangars und setzte dann überraschend sanft auf. Der Pilot, den Calough verpflichtet hatte, war ausgezeichnet. Ein Indiz dafür, dass Serena wirklich mit dem allerbesten Material versorgt wurde. Seien es nun Maschinen, Schiffe, Panzer – oder Menschen.
Das Orbitalfort selbst war eine kleinere Version von Central, mit der gleichen Mischung an Uniformen, Berufen und Individuen. Inklusive einiger Til-Nara, die geschäftig mit Aufgaben unterwegs waren, die vermutlich kein Mensch nachvollziehen konnte.
Die Verwaltungsbüros zu finden war kein Problem. Zum einen hatte Rachel von David eine genaue Wegbeschreibung erhalten, zum anderen gab es sogar ausreichend Hinweisschilder, die Unwissenden den richtigen Weg wiesen. Außerdem war es so, wie eine alte Redewendung es treffend beschrieb: Alle Wege führten nach Rom.
Aber keiner mehr raus, dachte sie amüsiert, als sie die langen Schlangen und Menschentrauben vor mehreren Büros musterte. Hauptsächlich vor den Büros der
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