Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
kommen ließ, in einer Umgebung, die er als seine ureigenste Domäne ansah.
»Wo bekommt man das Zeug?«
Calough sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren. »Das meinen Sie nicht ernst.«
»Natürlich meine ich das ernst. Also? Wo kriege ich das Zeug her?«
»Das sage ich Ihnen auf gar keinen Fall.«
»Darf ich auch fragen, wieso nicht?«
Calough schüttelte den Kopf. Seine Stirn war in tiefe Sorgenfalten gelegt. »Sie bringen es fertig und machen sich auf die Suche nach einer Bande von Drogendealern.« Er ging schnellen Schrittes den Korridor entlang und überrumpelte sie damit, sodass sie sich beeilen musste, um mit ihm auf gleicher Höhe zu bleiben.
»Warum auch nicht? Das ist unsere erste wirklich heiße Spur.«
»Das ist viel zu gefährlich. Vergessen Sie’s.«
»Commander. Ich brauche diese Information. Bitte!«
Unvermittelt blieb er stehen und musterte sie mit unergründlichem Gesichtsausdruck.
»Das kann ich nicht tun, Major.«
»Wieso nicht? Wir stehen nur so kurz vor einem möglichen Durchbruch.« Sie hielt Daumen und Zeigefinger der rechten Hand nur Millimeter voneinander entfernt, um ihre letzte Bemerkung zu unterstreichen.
»Dort, wo Sie hinmüssen, kann ich Sie nicht beschützen. Ich habe dort nicht das Geringste zu sagen. Ich kann Sie noch nicht einmal dorthin begleiten.«
»Commander …?!«, drängte sie weiter.
»Serena ist ein gefährliches Pflaster geworden, und das gilt ganz besonders für Nomad. Dort hat die Miliz die Polizeigewalt, und seit die Unruhen begonnen haben, sind die nicht besonders zimperlich. Falls Sie zwischen die Fronten geraten …«
»Ich bin ein großes Mädchen und kann auf mich aufpassen. Nun sagen Sie schon.«
Es fiel Calough sichtlich schwer, doch dann seufzte er tief und sie wusste, dass sie gewonnen hatte.
»Der Hauptumschlagplatz für das Zeug ist ein Vorort von Nomad. Wobei Vorort sehr beschönigend ausgedrückt ist. Es handelt sich eher um so eine Art Slum. Viele heruntergekommene Nachtclubs, viele billige Absteigen, viele Bordelle – und viele Halsabschneider. Das Viertel heißt Little Venus. Ein schöner Name für einen wirklich üblen Ort. Sehen Sie sich lieber vor.«
»Und nach wem muss ich dort suchen, um an Informationen zu kommen?«
»Wie kommen Sie darauf, dass ich so etwas weiß?«
Er sagte dies viel zu unbeteiligt, um Rachel wirklich täuschen zu können. Und das wussten sie beide.
»Ein Sicherheitsoffizier weiß solche Dinge«, meinte sie augenzwinkernd.
Ein erneutes Seufzen von Calough. »Der Mann heißt Nerves. Er hält sich selbst für so eine Art Unterweltboss auf Serena.«
»Und ist er einer?«
»Wie man’s nimmt. Er hat ein paar Handlanger zur Verfügung, doch er ist innerhalb der örtlichen Unterwelt längst nicht so einflussreich, wie er denkt oder wie er es gern hätte. Doch Tatsache ist, dass er den Drogenhandel auf Serena fest in der Hand hat. Und das gilt vor allem für den Handel mit Feenstaub. Wer auch immer die Drogen gekauft hat, mit der Lieutenant Colonel Coltor außer Gefecht gesetzt wurde, sie gingen mit Sicherheit durch Nerves’ Hände. Sprechen Sie mit ihm. Er ist der Richtige. Und um Himmels willen, seien Sie ja vorsichtig! In Little Venus kann man verdammt leicht draufgehen.«
8
Calough hatte nicht übertrieben. Little Venus war tatsächlich so heruntergekommen, wie er es beschrieben hatte. Es war ein Ort, an dem man sich selbst bei Tageslicht nicht blicken lassen sollte. Und schon gar nicht allein. Sie hoffte nur, dass sie bis Einbruch der Nacht mit ihrer Aufgabe fertig war. Sobald es dunkel wurde, wollte sie schon wieder weit, weit weg sein.
Es lag ein unangenehm ranziger Geruch in der Luft. Die Häuser des Viertels waren baufällig und wirkten, als hätte man sie schon vor geraumer Zeit abreißen sollen. Die Straßen selbst waren von Schlaglöchern und Schäden durchzogen, was allerdings kein Problem darstellte, da in Little Venus keine Fahrzeuge fuhren. Weder Hovercars noch andere. Stattdessen säumten dicht gedrängte Stände und Buden den Weg. Männer und Frauen jeglichen Alters boten dort Waffen, Drogen und nicht selten sich selbst zum Verkauf an.
Es war nicht weiter überraschend, dass der Großteil der interessierten Kunden für die diversen Angebote der Straßenhändler aus Mitgliedern des Militärs bestand. Sämtliche Waffengattungen waren vertreten. Sogar die schwarzen MAD-Uniformen mit dem silbernen Abzeichen der Inneren sah man relativ häufig. Rachel fragte sich,
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