Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
verspürte, wenn Augen auf einen gerichtet waren, die man selbst nicht sehen konnte. Rachel war versucht, es Intuition zu nennen.
»Na schön, wenn du jetzt einen auf beleidigt machen willst, soll es mir recht sein. Es ist spät, ich bin müde und ich habe jetzt keinen Sinn für so einen Kinderkram.«
Trotz ihrer Aussage senkte sie ihre Waffe nicht und machte auch keinerlei Anstalten, das Holster aufzuheben oder ihren Weg fortzusetzen. Denn ein Teil ihres Verstandes, der mit bewusstem Denken nichts zu tun hatte, sagte ihr, dass sie sich gerade in Lebensgefahr befand. Entgegen ihrem Gerede war sie inzwischen fest davon überzeugt, dass die Person, die sie belauerte, nicht Kevin Fitzgerald war.
Was sie dazu veranlasste, die Waffe nach rechts zu schwenken, würde sie wohl nie erfahren. Vielleicht hatte ihr Gegner doch ein Geräusch gemacht? Möglicherweise hatte sich das schwache Licht an etwas Glänzendem reflektiert, das er an der Kleidung trug. Eventuell handelte es sich auch einfach um Intuition, die sie sich in vielen Jahren der Arbeit beim Geheimdienst angeeignet hatte. Letztlich war es vollkommen egal. Tatsache war, dass sie die Waffe genau in dem Moment auf die riesige Gestalt richtete, als diese sie aus dem Schatten heraus ansprang.
Rachel zog dreimal den Abzug ihrer Dienstwaffe durch. Der erste Energieimpuls der Laserwaffe verfehlte das Ziel knapp und hinterließ einen Brandfleck an der Wand hinter ihrem Angreifer. Der zweite zog eine Brandspur über die linke Wange des Angreifers und ließ den Mann schrill aufkreischen. Seinen Angriff setzte er jedoch ungebremst fort. Es war der dritte Impuls, der ihn schließlich aufhielt. Die Energie brannte sich genau in die Mitte seiner Stirn, kauterisierte die Wunde sofort, sodass kaum Blut austrat, setzte ihren Weg fort und verdampfte große Teile des Gehirns und der Flüssigkeit, in der es schwamm, bevor sich die Energie selbst verbrauchte. Der Mann war tot, noch bevor er Gelegenheit hatte, den Schmerz der Verletzung zu spüren.
Der Körper des Angreifers – nun eine leblose Hülle – setzte seinen Weg noch einige Meter taumelnd fort. Rachels Versuch, ihm auszuweichen, misslang. Der Mann prallte mit ihr zusammen und riss sie mit sich zu Boden. Beinahe wäre die Waffe ihren Fingern entglitten.
Der Aufprall presste ihr jedoch sämtliche Luft aus den Lungen und sie japste nach Sauerstoff. Gleichzeitig wurde ihr bewusst, dass die Gefahr noch längst nicht gebannt war. Zwei oder eher drei weitere Gestalten tauchten aus den Schatten auf. Eingezwängt unter dem beträchtlichen Gewicht des Toten, hatte sie keine andere Wahl. Rachel krampfte ihre Finger um den Griff der Waffe und schoss. Der Mann, der ihr am nächsten war, brach getroffen zusammen.
Sie schwenkte die Waffe in Richtung seines Kameraden, doch es war bereits zu spät. Der Unbekannte hatte den Tod seines Partners dazu benutzt, die Entfernung zwischen sich und ihr in zwei schnellen Sätzen zu überwinden.
Mit einem Tritt brach er ihren Griff – ein Unheil verkündendes Knacken kündete von zwei gebrochenen Fingern ihrer rechten Hand – um die Waffe und schleuderte diese in die Dunkelheit davon. Schmerzwellen zuckten ihre Hand bis zum Ellbogen hinauf.
Sie verzog vor Pein, Wut und Überraschung das Gesicht, unterdrückte aber jedes andere Zugeständnis an den Schmerz. Wenn sie dem Gefühl jetzt nachgab, war sie so gut wie tot.
Aus irgendeinem Grund, zögerte der über ihr stehende Mann. Rachel spürte dessen Blick auf sich ruhen, spürte den brennenden Hass, der von ihm ausging, was sein Zögern nur umso unverständlicher machte. Doch plötzlich kam erneut Bewegung in den Mann, als er nach ihrem Gesicht trat. Sie bekam die Arme rechtzeitig hoch, um den Fuß abzulenken. Der Tritt streifte ihre Stirn nur und glitt seitlich ab. Trotzdem war die Wucht stark genug, um sie aufjaulen zu lassen. Sie kämpfte darum, nicht das Bewusstsein zu verlieren, als weitere Schmerzwellen, durch ihre bereits malträtierte Hand jagten. Fuck! Damit war rechts wohl der nächste Finger zum Teufel. Doch sie nutzte die Gunst der Stunde und griff gedankenschnell mit der Linken nach dem Bein des Angreifers.
Sie bekam es am Hosenbein zu fassen und zog mit aller Kraft daran. Auf nur einem Bein und durch den Tritt erheblich aus dem Gleichgewicht gebracht, wankte der Mann bedenklich. Sie zog noch einmal daran und stieß es dann von sich, wobei sie all ihre verbliebene Kraft in die Bewegung setzte. Mit wild rudernden Armen, fiel der Kerl
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