Der Ruul-Konflikt 6: Im Angesicht der Niederlage (German Edition)
Annehmlichkeiten.
Im Prinzip handelte es sich bei dem Tagungszentrum um eine beinahe völlig autarke Stadt mit nur wenigen Zugangsstraßen, die man lediglich noch durch Checkpoints und Militärpräsenz kontrollieren musste.
Vor dem Krieg war MacAllister für seinen Tagungsort berühmt gewesen und aus dem ganzen Konglomerat waren hier Tagungen und Schulungen abgehalten worden, mitunter sogar von nichtmenschlichen Besuchern. Allerdings war dies schon mehrere Jahre her. Niemand traute sich so nah an die Front.
Es stimmte zuversichtlich, dass dieser Ort nun endlich wieder hierfür genutzt werden sollte. Es war ein Schritt in die richtige Richtung, ein Schritt in Richtung Normalität.
Hubschrauber der TKA patrouillierten über dem Raumhafen und dem Tagungsort. Fahrzeuge von Miliz und TKA waren allgegenwärtig und ständig präsent. Und ihre durchgeladenen und entsicherten Waffen wirkten alles andere als zeremoniell. Jonathan fragte sich, ob die Sicherheitsvorkehrungen nur präventiv waren oder ob man mit ernsten realen Bedrohungen rechnete.
So viel zum Thema Normalität.
Für die Dauer der Konferenz würde das Areal praktisch von der Außenwelt abgeschnitten. Nicht mal eine Maus würde den Sicherheitsbereich verletzten können. In der Ferne – auf dem zivilen Teil des Raumhafens – setzte gerade mit qualmenden Schubdüsen ein kleines Kreuzfahrtschiff auf. Es würde das letzte sein, das hier landen durfte. So lange, bis die Delegationen wieder abreisten.
Die ROCKETS schlossen sich der Gruppe an und fielen automatisch in Gleichschritt, sobald sie sich eingereiht hatten. Jonathan schmunzelte insgeheim. Er war sich ziemlich sicher, dass die Männer und Frauen sich dessen gar nicht bewusst waren.
Weitere Shuttles setzten auf, Til-Nara- und Nerai-Shuttles ebenso wie Shuttles der Sca’rith und Meskalno. Die übrigen Delegationen trafen ein.
Die Botschafter der eingeladenen Völker sowie ihre Gefolge stiegen aus und steuerten bereits wartende Fahrzeuge an. Dabei konnten sie es sich nicht verkneifen, sowohl ihren Gastgebern als auch den anderen Gästen misstrauische Blicke zuzuwerfen.
Na das kann ja heiter werden.
Die diplomatischen Delegationen waren nicht die Einzigen, die an diesem Tag ihren Fuß auf den Boden der MacAllister-Kolonie setzten. Der drahtige Mann, der aus der geöffneten Luke des Kreuzfahrtschiffes stieg, setzte in einer fließenden Bewegung seine Sonnenbrille auf und musterte die in der Ferne erkennbaren beträchtlichen Sicherheitsvorkehrungen. Gegen seinen Willen stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen.
Narren. Alle noch so gründlichen Sicherheitsvorkehrungen waren nicht imstande, einen wirklich motivierten, kompetenten und vorbereiteten Attentäter abzuwehren. Der auf dem Raumhafen eingerichtete Sicherheitsbereich war im Prinzip vollkommen unnötig. Kein Attentäter des Universums, der sein Geld wert war, hätte an einem so exponierten und vor allem vorhersehbaren Ort zugeschlagen.
Der Mann schlenderte genüsslich vor sich hin pfeifend die Stufen der Gangway herab, durchlief wie alle anderen Passagiere den Zoll und wartete – sein Gepäck neben sich abgestellt – vor dem Raumhafengebäude. Seine Auftraggeber hatte ihm ein Ticket für den letzten zivilen Flug beschafft, der in absehbarer Zeit MacAllister anlaufen durfte. Entweder verfügten sie über hervorragende Kontakte oder sie hatten einfach Glück gehabt, vielleicht auch eine Mischung aus beidem.
Es dauerte nicht lange und ein unscheinbarer Wagen hielt an.
Der Mann öffnete ohne viel Federlesens die Beifahrertür, warf sein Gepäck schwungvoll auf den Rücksitz und stieg ein. Für den Mann hinter dem Lenkrad hatte er nur ein müdes Nicken übrig. Auf dem Rücksitz saß ein weiterer Mann, der ihn neugierig musterte. Weder der Fahrer noch sein Partner wirkten kompetent – oder besonders helle im Kopf. Das war aber auch nicht nötig. Im Gegenteil. Es war für seine Art Arbeit sogar zuträglich, wenn seine Kontaktleute nicht über zu viel Grips verfügten.
Denn unter Umständen wurde es nötig, sie zu opfern.
»Wie war der Flug?«, fragte der Fahrer desinteressiert, als er losfuhr.
»Viel zu lang. Aber jetzt bin ich ja da. Wie weit sind die Vorbereitungen?«
»Sind abgeschlossen. Wir haben alles herbringen lassen, was Sie für den Job angefordert haben.« Der Fahrer griff mit einer Hand ins Handschuhfach und förderte einen handgeschriebenen Zettel zutage.
Der Mann auf dem Beifahrersitz griff lustlos danach und überflog die
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