Der Ruul-Konflikt 6: Im Angesicht der Niederlage (German Edition)
sehen.«
»Tut mir leid, aber hier draußen ist nichts.«
Die Symbole von terranischen und ruulanischen Schiffen näherten sich weiter an. »Admiral«, drängte Vincent. »Sie rammen ja einige der gegnerischen Schiffe schon fast …«
»Commodore, Sie irren sich. Hier draußen ist keine Flotte. Nichts, was wir bekämpfen könnten.«
Die Symbole der 9. Flotte näherten sich weiter – und flogen mitten durch die Symbole, die die ruulanische Flotte symbolisierten.
Was zum …?
»Warten Sie einen Augenblick, Commodore.« Das Bild Dekruskis verschwand, nur um Sekunden später zurückzukehren. »Es gibt hier draußen keine Flotte, DiCarlo. Hier fliegen nur ein paar Hundert kleine Drohnen herum. Sie strahlen anscheinend eine gefälschte Energiesignatur aus.«
»Commodore«, sprach Ivanov ihn fragend an, »was bedeutet das? Wo sind die ruulanischen Schiffe?«
»Sie waren nie dort. Man hat uns getäuscht. Aus irgendeinem Grund wollten die Ruul, dass ihre Flotte weitaus größer erscheint, als es tatsächlich der Fall war.«
»Sir?«, meldete sich ComOffizier Vestoccio zu Wort. »Eines der Rebellenschiffe ruft uns. Sie bitten um Ihre Bedingungen für eine mögliche Kapitulation.«
Vincent schnaubte. »Plötzlich wollen sie reden, was? Na gut. Stellen Sie ihn durch. Wenigstens ist dieser Teil des Krieges vorbei.«
Zwischenspiel 3
Der Attentäter legte ein ungewöhnlich hohes Maß an Hast an den Tag. Das Pflaster wurde ihm langsam viel zu heiß. Die Invasion des MacAllister-Systems war gescheitert. Das war allerdings auch kein großer Verlust und leicht zu verschmerzen. Seine wahren Auftraggeber, die Ruul, hatten eine mögliche Niederlage in ihre Überlegungen mit einbezogen. Ein Sieg auf diesem Kriegsschauplatz wäre zwar schön gewesen, war aber nicht zwangsläufig wichtig. Sollte die sogenannte Koalition doch ihren kleinen Triumph genießen. Es war der Sieg, mit dem die Koalition den Krieg verlieren würde. Vielleicht nicht heute oder morgen, aber doch in absehbarer Zeit. Sie wussten es nur noch nicht.
Vom heutigen Tag an waren die Kinder der Zukunft Geschichte, endgültig und unwiederbringlich, und das war gut so. Fanatiker waren zwar gute und treue Kunden, aber seelisch leicht labil und man konnte ihnen im Endeffekt nicht trauen. Die Ruul hatten ihn noch nie hintergangen und nun, da der Krieg wieder in vollem Gange war und sich sogar ausweiten würde, warteten noch viele lukrative Aufträge auf ihn. Die Ruul waren in der Wahl ihrer Mittel nicht gerade zimperlich und darüber hinaus finanziell liquide und pünktliche Zahler. Das machte sie zu gern gesehenen Kunden. Doch falls er in den Genuss weiterer Aufträge der Ruul kommen wollte, musste er zuerst noch von MacAllister verschwinden. Es war dumm von den Kindern der Zukunft, so viele ihrer verbliebenen Ressourcen auf MacAllister zu konzentrieren. Nun, da die Ruul geflohen waren und die überlebenden Rebellenschiffe kapitulierten, würde der MAD das System abriegeln und die Kinder der Zukunft bis auf den letzten Mann und die letzte Frau zur Strecke bringen.
Und wenn die Hetzjagd begann, wollte der Attentäter unbedingt woanders sein und die Show lieber aus angemessener Entfernung genießen. Den Kindern und ihrer verschrobenen Ideologie, die nur wenig mit der Realität gemein hatte, weinte er keine Träne nach. Sie verdienten ihr Schicksal.
Soweit dem Attentäter bekannt war, hatte das letzte hochrangige Mitglied der Kinder das System bereits verlassen und war somit – zumindest vorübergehend – dem Zugriff des MAD entkommen. Durchaus möglich, dass der Kerl sogar auf Dauer überleben würde. Er war überaus clever in solchen Dingen.
Der Attentäter steuerte eines der Hotels an, in denen er für einige Tage ein Zimmer bewohnte. Für die Dauer eines Auftrags mietete er sich unter einem halben Dutzend Namen in einem halben Dutzend Hotels ein. Manchmal mietete er sich sogar mehrere Zimmer in ein und demselben Hotel, nur unter verschiedenen Namen und verschiedenen Tarnidentitäten. Und in jedem Zimmer stand ein Koffer mit mehreren Pässen, Bargeld und allem, was man sonst noch so brauchte, um einen Planeten zu verlassen.
Diese Vorgehensweise gehörte zu seinen Sicherheitsvorkehrungen, die ihm in der Vergangenheit bereits gute Dienste geleistet hatten. Immerhin war er noch am Leben, was an und für sich schon ein Beweis für die Logik seines Verhaltens war.
Das Hotel, das er ansteuerte, gehörte zu den besten und teuersten von ganz
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