Der Ruul-Konflikt 6: Im Angesicht der Niederlage (German Edition)
Raumüberwachung erleichtert. »Raumüberwachung Ende.«
Und die drei Schiffe nahmen weiterhin Kurs auf die Sonne des MacAllister-Systems, ohne dass jemand sie aufhielt oder auch nur ahnte, dass sie dort waren.
Jonathan bewunderte David Coltors Gelassenheit, als dieser verdrossen den Rücken seines Vaters musterte, während dieser sich durch die dicht gedrängte Menge schob.
Coltor gesellte sich wieder zu Jonathan und widmete ihm einen peinlich berührten Blick.
»Tut mir leid, dass Sie das miterleben mussten.«
»Schon in Ordnung«, erwiderte Jonathan ehrlich. »Man kann sich seine Familie eben nicht aussuchen.«
Coltor schnaubte belustigt. »Wie wahr.«
Der förmliche Teil des Abends neigte sich spürbar dem Ende zu und die Gäste spalteten sich in mehrere kleine und große Grüppchen auf, wobei die Mitglieder einer Spezies meistens unter sich blieben und eine Vermischung mit den Mitgliedern anderer Delegationen tunlichst vermieden. Nun, es würde Zeit brauchen, bis eine Annäherung stattfand. Es stand ihnen ein hartes Stück Arbeit bevor. Einige der Grüppchen machten sich auf den Weg in den angrenzenden Ballsaal, sofern die jeweilige Spezies etwas vom Tanzen hielt. Eine Alternative war das reichhaltige Buffet, das vor allem den Sca’rith zuzusagen schien. Die Raubkatzen hielten sich nicht lange mit Messer und Gabel auf, sondern fuhren einfach ihre Krallen aus, spießten das Essen auf und vertilgten es geräuschvoll.
Wenigstens benutzen sie Teller und holen sich das Essen nicht direkt aus den Töpfen , dachte Jonathan schmunzelnd.
Er wandte sich seinem Vorgesetzten zu und wollte diesen gerade fragen, ob er sich ebenfalls über das Buffet hermachen wollte, als ihm die Frage praktisch im Hals stecken blieb. Coltors Nüstern waren gebläht, seine Augen blickten starr.
Der MAD-Offizier wirkte wie vom Donner gerührt.
Jonathan folgte Coltors Blick quer durch den Raum, um herauszufinden, was den Mann, der sich für gewöhnlich nicht so leicht aus der Ruhe bringen ließ, derart geschockt hatte.
Coltor beobachtete einen Mann in der weißen Uniform der Flotte, einen Lieutenant. Der Offizier war etwas kleiner als Jonathan, vielleicht so eins siebzig, dunkle Haare, normale Statur, eigentlich ein eher unauffälliger Typ. Jonathan bemühte sich, seine Neugier zu bezähmen, bis sie schließlich übermenschlich wurde.
»Sir?«
Coltor reagierte mit keinem Muskelzucken.
»Sir?«, drängte Jonathan erneut.
Endlich kam wieder Leben in Coltors Gesichtszüge. Seine Miene wirkte aschfahl. »Ja?«
»Ist alles in Ordnung? Sie sehen aus, als hätten Sie einen Geist gesehen?«
»Vielleicht habe ich das tatsächlich.«
Ohne auf die Bemerkung weiter einzugehen, hielt Coltor einen der vorübereilenden Kellner an und beugte sich verschwörerisch vor. »Können Sie mir bitte sagen, wer das ist?«, fragte der MAD-Colonel und wies auf den Flottenoffizier. Der Kellner folgte dem Wink.
»Das ist einer der Adjutanten Admiral Coltors, Colonel. Sein Name ist Colin Grey, glaube ich.«
»Grey? Sind Sie sicher?«
»Ich denke schon«, erwiderte der Mann verwirrt.
»Vielen Dank. Das wäre alles.« Der Kellner eilte weiter und war so in seine Arbeit vertieft, dass er den Vorfall bereits nach wenigen Sekunden wieder vergessen hatte.
»Grey …« Coltor ließ den Namen auf seiner Zunge vergehen, als würde er dessen Geschmack prüfen.
»Sir? Kennen Sie den Mann?«
»Nicht direkt«, erwiderte Coltor immer noch in Gedanken. »Aber ich kannte seinen Bruder vor vielen, vielen Jahren. Er ist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten.«
»Positive Erinnerungen?«, hakte Jonathan nach, obwohl er die Antwort bereits zu kennen glaubte.
»Na, das wohl eher nicht«, antwortete Coltor und ließ den Lieutenant keine Sekunde aus den Augen. »Sein Bruder hat versucht, mich umzubringen.«
Niemand bemerkte, wie sich Jonathan aus dem Bankettsaal stahl. Möglicherweise kümmerte es auch niemanden. Der Empfang war bereits weit vorangeschritten und der gesellige Teil des Abends würde ohnehin nicht mehr lange andauern. Coltors Worte gingen ihm nicht mehr aus dem Sinn und er wollte der Sache ein wenig auf den Grund gehen. Die Andeutungen seines Vorgesetzten gefielen ihm gar nicht.
Er suchte einen Sicherheitsraum auf und schickte die beiden diensttuenden MAD-Offiziere mit einer knappen Geste hinaus. Die beiden Offiziere waren Profis genug, um seine Befehle nicht infrage zu stellen. Er setzte sich ohne Umschweife ans Computerterminal.
»Achtung,
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