Der Ruul-Konflikt 6: Im Angesicht der Niederlage (German Edition)
…«
»Nein, nein«, wehrte sie mit einer Handbewegung ab. »Ich fürchte mich nur ein wenig.«
Pommeroy zog verwirrt die Stirn in Falten. »Wovor?«
»Dass uns vielleicht am Ende keine andere Wahl bleibt.«
»Es ist Aufgabe des MAD, das zu verhindern. Nogujama und Coltor sind gute Leute. Die kriegen das schon hin.«
»Ja, sehe ich genauso.«
Trotzdem überkamen sie Zweifel. Der MAD hatte schon den Anschlag nicht zu verhindern gewusst. Falls dem Geheimdienst nicht schnell eine Lösung einfiel, die Situation richtig zu handhaben, blieb ihr vielleicht wirklich keine andere Wahl. Vor ihrem inneren Auge spielten sich grausige Szenen ab und ein Bild wollte ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen – Panzer in den Straßen von Principal.
9
David Coltor verabschiedete sich von seinen Leibwächtern und schloss die Tür der Hotelsuite hinter sich. Seit dem Bombenattentat wurde jedes hochrangige Mitglied der Konferenz auf diese Weise geschützt. Paranoia machte sich allerorts breit und die Sicherheitskräfte sahen Feinde hinter jedem Busch und unter jedem Tisch.
Es erleichterte seine Aufgabe nicht unbedingt, ständig von drei Wachen begleitet zu werden, die jeder seiner Bewegungen mit Argusaugen folgten. Betrat er einen Raum, ging mindestens einer seiner Leibwächter voraus, trat jemand auf ihn zu, wurde diese Person erst einmal durchsucht. Es erwies sich als ziemlich schwierig, für die Sicherheit der Konferenz zu sorgen, wenn man sich selbst im Mittelpunkt einer Schutztruppe wiederfand.
Das neue Hotel war um einiges kleiner als das vorige. Die Größe des ehemaligen Konferenzortes hatte bei der Auswahl eine wichtige Rolle gespielt. Es stellte einen ziemlichen Vorteil dar, in dem größten Gebäude weit und breit zu residieren. Nun aber sah David mindestens ein halbes Dutzend Gebäude, die genauso viele Stockwerke aufwiesen wie ihre derzeitige Residenz. Geradezu ideale Positionen für feindliche Scharfschützen. Das bereitete ihm ganz erhebliche Sorgen. Seine Leute und er hatten sich bemüht, alle möglichen Eventualitäten in ihre Überlegungen einzubeziehen, um für größtmöglichen Schutz zu sorgen. Die Handlungsweise ihrer Gegenspieler hatte jedoch gezeigt, dass diese über großen Einfallsreichtum und noch größere Skrupellosigkeit verfügten. Es war nicht auszudenken, was sie aus der derzeitigen Konstellation für Schwierigkeiten konstruierten.
Es hatte eine herbe Herausforderung dargestellt, die Delegationen dazu zu bewegen, die Sicherheit der Kronos zu verlassen und wieder auf die Oberfläche zurückzukehren. Pommeroy und Tyler leisteten ganze Arbeit.
Typisch Diplomaten und Politiker , dachte David mit einem Anflug bitteren Humors.
Er schüttelte den Kopf, um einen klaren Gedanken fassen zu können.
Müdigkeit zerrte wie Blei an seinen Gliedern und er spürte eine kaum zu fassende Lethargie in jeder Faser seines Körpers.
Das Gespräch mit Nogujama tat ein Übriges, um sein Gefühl der Resignation zu vertiefen. Was der alte Mann getan hatte, war unentschuldbar. Er hatte sie alle in größte Gefahr gebracht. Und doch …
David verstand dessen Beweggründe nur zu gut. Es war verführerisch, die Bedrohung durch die Kinder der Zukunft und den daraus resultierenden – quasi nicht erklärten – Bürgerkrieg zu beenden. Er wollte seinen Vorgesetzten für dessen Handlungsweise verdammen – brachte es jedoch nicht über sich. Sie alle hatten in den letzten Jahren gelitten, hatten Freunde verloren, Siege und Niederlagen durchlebt. Und viel davon war auf die fehlgeleiteten Fanatiker zurückzuführen.
David ging zur kleinen, aber reichlich ausgestatteten Bar. Für einen Moment erwog er, entgegen seiner Gewohnheiten etwas Alkoholisches zu sich zu nehmen, entschied sich dann aber doch lediglich für ein Glas Mineralwasser. Sich zu benebeln, würde die Situation nicht verbessern, und er brauchte alle seine Kräfte für die bevorstehenden Tage.
Er wollte sich gerade in einen Sessel fallen lassen, um wenigstens ein paar wenige Stunden der Ruhe zu genießen, als es verhalten an der Tür klopfte. Mit einem Seufzen stellte er das Glas auf dem Tisch ab.
»Herein!«
Einer seiner Leibwächter steckte zögernd den Kopf herein und neigte entschuldigend den Kopf.
»Verzeihung, Colonel. Es ist jemand hier, der Sie sprechen möchte.«
David warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. Es war kurz vor Mitternacht.
»Wer?«
Der Leibwächter trat beiseite und gab den Blick auf seinen Besucher frei. David hatte
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