Der Ruul-Konflikt 6: Im Angesicht der Niederlage (German Edition)
Schwarzmarkt vertickte.«
Jonathan pfiff bei dieser Neuigkeit durch die Vorderzähne. »Und das hat den Technologiesprung der Slugs verursacht.«
»In der Tat. Daraufhin bauten die Slugs ihre ersten Schlachtträger. Wir konterten mit der Lydia und ihren Schwesterschiffen beziehungsweise den Nachfolgemodellen. Als wir Grey auf die Schliche kamen, versuchte er, alle unliebsamen Zeugen und Mitwisser auszuschalten, indem er seine Privatarmee auf uns hetzte, die ziemlich gut bewaffnet war. Das Ganze löste eine Ereigniskette aus, die die Mars-Kolonie ins Chaos stürzte und bürgerkriegsähnliche Zustände auslöste. Es waren schließlich zwei Divisionen Marines notwendig, um die Kolonie zurückzuerobern und zu befrieden.«
Jonathan schüttelte verständnislos den Kopf. »Wie konnte das alles nur geheim gehalten werden?«
»Das war im Endeffekt gar nicht so schwierig. Der Mars stand danach noch eine ganze Zeit lang unter Kriegsrecht mit einer strikten Nachrichtensperre. Als sich die Wogen endlich glätteten, dachten wir uns eine Tarngeschichte aus, die die ganze Geschichte einer aus den Fugen geratenen Demonstration in die Schuhe schob. Die Sache mit Grey und den Slugs vertuschten wir.«
»Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit.«
David nickte mitfühlend. »Kann ich mir gut vorstellen. Sie haben vermutlich mehr erfahren, als Sie eigentlich wollten. Aber Sie sollten sich darüber im Klaren sein, Sie sind jetzt Geheimnisträger, Jon. Kein Wort an Außenstehende!«
»Ich verstehe, Sir.«
David nickte zufrieden und stand auf. Jonathans Stichwort. Er stand ebenfalls auf und ließ sich von seinem Vorgesetzten zur Tür begleiten.
»Glauben Sie, das alles bringt etwas?«
»Was? Die Konferenz?«
Jonathan nickte. »Können wir die Slugs überhaupt noch schlagen?«
»Nicht ohne die anderen Völker«, bestätigte David Jonathans schlimmsten Verdacht. »Allein werden wir den Slugs nicht mehr viel länger Widerstand leisten können. Alles hängt von dieser Konferenz ab. Wir müssen unsere Nachbarn davon überzeugen, an unserer Seite zu kämpfen, oder alles ist verloren.«
»Dann hoffe ich, Pommeroy und Tyler wissen, was Sie tun.«
David klopfte Jonathan freundschaftlich auf die Schulter. »Lassen Sie den Kopf nicht hängen. Noch sind wir nicht erledigt. Aber selbst dann, wenn wir unsere Nachbarn für eine Allianz gewinnen können, wird es erst noch schlechter werden müssen, bevor es besser wird, befürchte ich.«
»Ich hoffe, Sie irren sich.«
»Ich auch, Jon. Ich auch.«
»Ich werde veranlassen, dass Grey observiert wird.«
David hielt ihn mit erhobener Hand zurück. »Nein, das werden Sie nicht.«
»Sir?«
»Das wäre dann doch etwas zu übertrieben. Der Mann hat sich nichts zuschulden kommen lassen. Nur weil sein Bruder ein Verräter war, muss er nicht auch einer sein.«
»Ich halte es trotzdem für besser.«
»Jon, lassen Sie sich von meinen Gefühlen nicht anstecken. Das Problem, das ich mit Greys Familie habe oder hatte, hat nichts mit Ihnen zu tun. Lassen Sie ihn in Ruhe.«
»Aber …«
»Das ist ein Befehl, Jon.«
Jonathan ließ resigniert die Schultern sacken. »Verstanden, Sir.«
David öffnete die Tür. »Also, falls das alles ist – gute Nacht.«
»Gute Nacht, Sir«, verabschiedete sich Jonathan und verließ die Suite seines Vorgesetzten. Dessen Worte würden ihm noch stundenlang durch den Kopf gehen, sodass er in dieser Nacht kaum Schlaf finden würde. Er schwor sich eines: Colin Grey würde weder für die Konferenz noch für David Coltor eine Gefahr darstellen. Dafür würde er sorgen, denn Jonathan nahm sich fest vor, den Mann nicht mehr aus den Augen zu lassen.
Er hatte gar keine andere Wahl.
Die Hotelbar war bis auf wenige Offiziere und einige Leute in Zivil, bei denen es sich wohl um SES-Agenten handelte, die dienstfrei hatten, leer.
Jonathan saß allein auf einem Barhocker und gönnte sich einen Cocktail, um etwas runterzukommen. Eigentlich hätte er längst im Bett liegen müssen, doch er fand keine Ruhe. Die Neuigkeiten, die Coltor ihm anvertraut hatte, beschäftigten ihn in einem Ausmaß, das er nicht einmal vor sich selbst zugeben wollte.
Eine Hand legte sich auf seine Schulter und er fuhr auf seinem Hocker herum, entspannte sich jedoch, als er Meredith erkannte, die ihn stirnrunzelnd musterte. »So kenne ich dich gar nicht«, meinte sie nachdenklich.
»Was?«, fragte er verwirrt.
»So grübelnd. So kenne ich dich gar nicht«, wiederholte sie und setzte sich
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