Der Ruul-Konflikt 6: Im Angesicht der Niederlage (German Edition)
Problem war nur, er war lediglich bis zu einem bestimmten Punkt vorgedrungen. Alles, was älter als sechzehn Jahre war, wurde geschützt. Und dem Code zufolge hatten nur vier Personen Zugang zu diesen Daten. David Coltor selbst, Konteradmiral Nogujama, Agent Bates und die Präsidentin. Niemand sonst.
David bemerkte Jonathans Schweigen.
»Ist noch etwas, Jon?«
»Ja, Sir.« Jonathan zögerte. »Ich bin mir nicht sicher, wie ich anfangen soll.«
David lehnte sich entspannt zurück und lächelte aufmunternd. »Am besten am Anfang, würde ich sagen. Nur heraus damit.«
»Colin Grey«, brach es plötzlich aus Jonathan heraus.
Von einer Sekunde zur nächsten spannte sich jede Faser in Davids Haltung an und auf Jonathan machte es beinahe den Eindruck, als wäre der Offizier am liebsten aufgesprungen. So schnell die Reaktion auch losbrach, so schnell bekam sich David wieder unter Kontrolle und lehnte sich erneut zurück, jedoch lediglich in einer Karikatur seiner vorherigen entspannten Haltung. Er wirkte noch immer aufs Äußerste alarmiert.
»Was ist mit ihm?«
»Er macht mir Sorgen.«
»Inwiefern?«
»Ich habe Nachforschungen angestellt.«
»Über Grey? Wieso?« Die Frage grenzte beinahe schon an einen Vorwurf.
»Ich wollte wissen, ob er ein Risiko für die Sicherheit ist, vor allem nach dem, was Sie über seinen Bruder gesagt haben.«
David lächelte. Es wirkte beinahe echt.
»Ich wollte Sie damit nicht beunruhigen. Greys Familie und ich … nun … wir haben eine gemeinsame Vergangenheit, eine, die ich im Prinzip gern vergessen würde.«
Jonathan erwog, die Sache damit auf sich beruhen zu lassen, doch er konnte einfach nicht lockerlassen. Er spürte, dass er ganz kurz davorstand, eine wichtige Erkenntnis zu gewinnen.
»Ist deshalb alles, was es über Grey oder seine Familie zu wissen gibt und das älter als sechzehn Jahre ist, als geheim eingestuft?«
David versteifte sich für einen Moment, entspannte sich jedoch wieder und lächelte sogar. Diesmal wirkte es aufrichtig. »Manchmal vergesse ich doch tatsächlich, wie gut Sie wirklich sind, Jon, und dass Sie immer Ihre Hausaufgaben machen.« David zögerte. »Ja, in der Tat. Das ist der Grund.«
»Sir, was geht zwischen Ihnen vor? Was hat Greys Bruder getan, dass Sie ihm derart misstrauen? Und ist Greys Bruder eine Gefahr für das Konglomerat oder diese Konferenz?«
»Das bezweifle ich.« David lächelte wehmütig. »Jason Grey – Colins Bruder – ist tot. Schon seit sechzehn Jahren. Er starb unter – wie soll ich mich ausdrücken? – sehr schmerzhaften Umständen. Schmerzhaft für uns alle. Selbst jetzt noch. Nach all dieser Zeit.«
»Ich verstehe nicht ganz.«
David lehnte sich vor und stützte die Ellbogen auf seinen Knien ab. Er senkte verschwörerisch die Stimme. »Sie wollen es wirklich wissen, Jon?«
Jonathan nickte. Ein Gefühl drohenden Unheils kroch sein Rückgrat hinauf.
»Also gut, aber vergessen Sie nicht, ich kann nicht mehr zurücknehmen, was ich Ihnen jetzt anvertraue, und es versteht sich von selbst, dass alles, was ich Ihnen nun sage, streng geheim ist. Falls Sie etwas verraten, kann nicht einmal mehr ich Sie vor den Konsequenzen beschützen – Jason Grey hat den Krieg, den die Ruul uns aufzwingen, überhaupt erst ermöglicht.«
Jonathans Kehle fühlte sich bei dieser Ankündigung staubtrocken an. Er hatte das Gefühl, einen Schlag in den Magen bekommen zu haben.
»Das … das verstehe ich nicht.«
»Das ist auch nicht leicht zu verstehen, Jon.«
Jonathan rechnete zurück. »Sechzehn Jahre, das war … im Jahr 2135.«
»Ganz genau.«
»Was ist passiert?«
»Sie wollen wirklich alles wissen, was?«
»Nun, da die Katze aus dem Sack ist.«
David nickte. »Wie Sie meinen. Vor sechzehn Jahren war ich noch Major und Ermittler des MAD. Nogujama schickte Major Rachel Kepshaw und mich auf den Mars, um dort Erkundigungen einzuholen. Zu diesem Zeitpunkt litt die Bevölkerung unter einer Anschlagsserie.«
»Die Kinder der Zukunft?«, mutmaßte Jonathan, doch David schüttelte den Kopf.
»Die gab es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht, doch die Vorgehensweise war recht ähnlich. Ich möchte eine Geschichte nicht länger machen, als sie ist. Jason Grey war damals Sicherheitschef der Mars-Kolonie. Was wir nicht wussten, war, dass er heimlich in Drogen- und Waffengeschäfte verwickelt war. Er lieferte hoch entwickelte Technologie und neueste Waffensysteme an die Ruul und erhielt als Bezahlung Drogen, die er gewinnbringend auf dem
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