Der Ruul-Konflikt 6: Im Angesicht der Niederlage (German Edition)
Schiffes bestand aus nicht mehr als dreißig Personen, von denen mindestens acht bereits ausgeschaltet waren. Blieben noch maximal zweiundzwanzig. Mindestens fünf von ihnen hielten sich auf der Brücke auf. Das wäre durchaus zu schaffen. Auf jeden Fall waren die Erfolgsaussichten deutlich besser, als in einer Rettungskapsel darauf zu vertrauen, dass die Frachter weiterhin so schlecht schossen, wie es ihre Vorstellung gegen die Zerberusse angedeutet hatte.
Sie erreichten eine Wartungsluke, die quer durch das Schiff führte. Jakob übergab Alan seine Maschinenpistole und machte sich so leise wie möglich daran, die Luke zu öffnen. In der Realität erwies sich das als nicht sehr leise. Das Schiff war in einem allgemein schlechten Zustand und das Metall quietschte protestierend. Jakob ächzte vor Anstrengung, bekam die Luke jedoch halbwegs geöffnet, damit sich alle vier hindurchquetschen konnten. Für Alan wurde es jedoch recht eng, sodass er nur mit allerhand Gestöhne hindurchkam.
In der Wartungsröhre herrschten Klaustrophobie erzeugende Bedingungen. Das allein wäre schon genug gewesen, hätten sich nicht auch noch tropische Temperaturen zu den beengten Verhältnissen hinzugesellt.
Die ROCKETS wischten sich mehrmals Gesicht und Stirn mit den Ärmeln ihrer Uniformen ab, doch bis sie endlich das Deck erreichten, in dem Quel Thai gefangen gehalten wurde, war ihre Bekleidung durchnässt.
Scott löste so leise wie möglich die Verankerung der Wartungsluke. Diese hier quietschte nicht. Zum Glück. Jemand hielt sich im Korridor direkt vor ihnen auf. Der Teamführer vernahm mindestens drei Stimmen – und wenn er sich nicht sehr irrte, standen sie vor dem Quartier, das die Scans der Lydia als Quel Thais Aufenthaltsort identifiziert hatten.
Er kroch wieder ein Stück zurück, bis er sich gefahrlos umdrehen konnte, ohne ein Geräusch zu verursachen. Scott hob drei Finger in die Höhe und zeigte in die ungefähre Richtung. Alan und Laura nickten. Jakob wischte sich mit einer Hand Schweiß aus dem Auge und machte eine grimmige Miene, die er sich für solche Augenblicke aufhob.
Scott öffnete erneut die Luke, gerade so weit, dass er seinen massigen Körper hindurchschieben konnte. Die drei Wachposten hatten ihn noch nicht bemerkt. Er presste sich flach auf den Boden, die Waffe im Anschlag. Hinter ihm krochen erst Alan, dann Laura und schließlich Jakob ins Freie. Außer den drei ahnungslosen Männern war niemand weit und breit zu sehen. Warum auch? Die Besatzung rechnete sicherlich nicht mit einem Enterkommando. Und schon gar nicht mit einem, das unbemerkt eindrang.
Scott hob die Hand und zählte mit den Fingern bis drei – bei drei sprangen die vier ROCKETS wie ein Mann auf. Die Wachposten reagierten überraschend schnell. Die Männer zogen kleinkalibrige Projektilwaffen aus ihren Holstern und eröffneten das Feuer. Eine Kugel streifte Scotts Wange, eine andere verfehlte ihn nur um wenige Zentimeter. Hinter ihm heulte Jakob schmerzerfüllt auf.
Die Maschinenpistolen der ROCKETS husteten kurze, präzise Salven und füllten den Korridor mit Tod. Die drei Wachposten tanzten unter den Einschlägen – bevor sie zu Boden stürzten und sich nicht mehr rührten, als hätte man Marionetten die Fäden durchgeschnitten.
Geistesabwesend wischte sich Scott einen Blutfaden aus dem Gesicht.
Alan sicherte bereits den Gang abwechselnd in beide Richtungen, während sich Laura um Jakob kümmerte, der am Boden kauerte und sich mit verkniffener Miene den linken Arm hielt.
»Wie schlimm?«, fragte Scott.
»Fleischwunde«, erwiderte Laura wortkarg, während sie die Verletzung verband.
»Tut mir leid, Boss«, sagte Jakob in Alans Richtung.
»Kann passieren«, erwiderte dieser. »Hauptsache, sie haben dir nicht deine Rübe weggeballert.«
»Nicht heute«, antwortete Jakob und machte den Versuch eines Lachens, was jedoch misslang, da er vor Schmerz das Gesicht verzog.
Laura verabreichte dem Verletzten noch eine Spritze, in der sich ein Cocktail aus Schmerz- und Aufputschmitteln befand, und nickte Scott zu. Jakob packte seine Maschinenpistole mit der unverletzten Hand und stand auf. Auf seinem Gesicht standen vor Anstrengung dicke Schweißperlen, doch zumindest im Augenblick wirkte er einsatzbereit.
Das Team rückte bis zu Quel Thais Tür vor. Sie ließ sich nur über einen Handabdruckscanner öffnen. Alan fackelte nicht lange, packte eine der Leichen am Arm, zerrte sie zur Tür und legte die Hand des Toten auf die dafür
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