Der Ruul-Konflikt 6: Im Angesicht der Niederlage (German Edition)
MAD-Offizieren besetzt waren und die jeden peinlich genau kontrollierten, der das Areal überhaupt betreten wollte. Auf jedem höher gelegenen Dach standen schwer bewaffnete Posten und Zwei-Mann-Scharfschützenteams. Er war hier so sicher, wie es nur irgend möglich war. Nogujama schmunzelte leicht. Manchmal könnte man den Eindruck gewinnen, Coltor sei sein Mentor und nicht umgekehrt. Es bestand auch nicht der kleinste Grund für mehr Leibwächter …
Nogujama schnallte das Holster seiner Dienstwaffe mit einem erleichterten Stoßseufzer ab und legte es auf einen kleinen Beistelltisch neben der Wohnungstür. Mit der linken Hand knöpfte er die obersten zwei Knöpfe seiner Uniform auf, während er sich mit der anderen mehrere dicke Schweißtropfen von der Stirn wischte.
Es war ein anstrengender Tag gewesen, doch dass es so schweißtreibend geworden war, merkte er erst jetzt. Und so, wie die Dinge lagen, würde es morgen noch viel anstrengender werden. Die Verhandlungen erreichten einen kritischen Punkt, und war diese Hürde erst genommen, rückte eine Einigung in greifbare Nähe.
Nogujama schleppte sich ins Wohnzimmer. Seine Glieder fühlten sich wie Blei an. Er stützte sich müde auf dem Sofa ab, um ein paar Mal gut durchzuatmen. Im selben Moment erkannte er, dass etwas nicht stimmte.
Nogujama leitete seit geraumer Zeit den MAD und hatte dadurch schon so einiges erlebt. Das Ergebnis eines Lebens in ständiger Gefahr war die Entwicklung eines hoch entwickelten Instinkts für Todesgefahr. Und gerade jetzt meldete sich dieser mit brutaler Vehemenz zu Wort.
Instinktiv griff er an die Stelle, an der sich normalerweise sein Holster befand, doch im selben Moment erinnerte er sich, wo er seine Waffe zurückgelassen hatte. Langsam und vorsichtig, seine Umgebung im Auge behaltend, glitt er rückwärts zur Wohnungstür. Plötzlich fiel das Licht aus. Nogujama blieb schlagartig stehen. Ein zufälliger Stromausfall? Unwahrscheinlich.
Er wartete, bis sich seine Augen an die Dunkelheit, die ihn umgab, gewöhnt hatten. Es zeichneten sich nun schwache Umrisse ab: Stühle, ein Tisch, das Sofa. Trotz kurzzeitiger Desorientierung war er sich ziemlich sicher zu wissen, wo sich die Tür befand. Und Nogujama war sich ziemlich sicher, nicht allein zu sein. Das Gefühl, von unsichtbaren Augenpaaren beobachtet zu werden, wurde übermächtig. Trotzdem widerstand er dem Drang, zur Tür zu stürzen. Der evolutionär bedingte Kampf-oder-Flucht-Reflex, der den Menschen aus Zeiten anhing, in denen sie noch in Höhlen lebten, hätte sich in der jetzigen Situation als fatal erwiesen.
Warum schlugen sie nicht einfach zu und brachten es hinter sich? Und wo zur Hölle waren seine Leibwächter? Sie mussten doch inzwischen bemerkt haben, dass etwas nicht stimmte.
Nogujama hatte die Tür fast erreicht, da griffen sie ohne Vorwarnung an. Sie stürmten aus der Dunkelheit heran, so geschmeidig und zielsicher, dass der Admiral sofort wusste, sie waren mit Nachtsichtgeräten ausgestattet. Das wenige Licht brach sich auf etwas Metallischem und Nogujama glitt instinktiv nach links. Die Klinge, die auf sein Herz zielte, verfehlte ihn knapp und schlitzte ein Stück Stoff von seiner Uniform.
Nogujama vermochte weiter, nur schwache Umrisse zu erkennen, doch er war sich sicher, es mit mindestens drei Gegnern zu tun zu haben. Nogujama lachte humorlos auf. Sie schickten so viele Leute, um einen alten Mann zu erledigen. Das grenzte ja schon beinahe an ein Kompliment.
Er blockte den Hieb einer zweiten Klinge geschickt mit dem Unterarm ab, bekam das Handgelenk seines Gegners zu fassen und brach es mit einem einzigen festen Ruck. Der Mann schrie vor Schmerz schrill auf und ließ das Messer augenblicklich fallen.
Nogujama fischte es sich aus der Luft und parierte damit einen Messerangriff des ersten Angreifers.
Sie hätten vielleicht mehr schicken sollen.
Mit einer leichten Drehung des Handgelenks lenkte er die Klinge seitlich an sich vorbei und brachte seinen Gegner damit aus dem Gleichgewicht.
Als der Mann wie ein undeutlicher Schemen an ihm vorüberfiel, führte Nogujama einen gekonnten Hieb gegen die Stelle, an der sich die Halsschlagader befinden musste. Ein gurgelndes Geräusch und warme Flüssigkeit, die ihm ins Gesicht spritzte, belohnten seine Bemühungen.
Doch trotz seiner kämpferischen Leistungen wäre es nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn zur Strecke brachten. Er war sich inzwischen sicher, es mit vier Männern – na ja, jetzt nur noch drei
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