Der Ruul-Konflikt 6: Im Angesicht der Niederlage (German Edition)
befehlen. Wäre das alles?«
»Noch nicht ganz. Wer war für die Befreiungsaktion verantwortlich?«
»Soldaten der ROCKETS.«
»Nein, was ich meine, ist: Wer hat sie autorisiert? Wer kam überhaupt auf die Idee, auf der Rückseite der Sonne nach diesen Schiffen zu suchen.«
»Nogujama. Der MAD-Chef.«
»Nogujama.« Sein Gegenüber sprach das Wort langsam aus, als würde er jeden einzelnen Buchstaben kosten und dessen Geschmack bestimmen. »Ich kenne diesen Namen.«
»In der Tat. Er leitet schon seit Langem den MAD und war in den letzten Jahren für einige sehr schmerzhafte Niederlagen verantwortlich.«
»Ja, richtig. Daher kenne ich den Namen. Dieser Mensch ist viel zu scharfsinnig, viel zu gerissen. Er ist uns jetzt einmal zu oft in die Quere gekommen.«
»Wie lauten Ihre Anweisungen?«, fragte der Attentäter, erleichtert darüber, dass sich die Wut seines Gegenübers auf jemand anderen als ihn fokussierte.
Die Gestalt kam langsam näher, bis er nur wenige Zentimeter vor dem Attentäter stand. Mit Mühe widerstand dieser dem Drang zurückzuweichen, der beinahe übermächtig wurde. Er musste den Kopf in den Nacken legen, um seinem Gegenüber ins Gesicht sehen zu können.
»Töten Sie ihn«, sagte der Ruul. »Ich will, dass er stirbt.«
14
Konteradmiral Okuchi Nogujama war guter Laune. Er war sogar derart guter Laune, dass er entgegen seiner Gewohnheiten eine sanfte Melodie, die er noch aus seiner Kindheit kannte, leise vor sich hin pfiff. Dieses Verhalten war für den alten Admiral höchst ungewöhnlich; seine vier Leibwächter, die zwei Schritte hinter respektive vor ihm gingen, tauschten amüsierte Blicke aus.
Heute war ein guter Tag gewesen. Nicht nur, dass sie den Obersten Theokraten aus der Hand der Kinder der Zukunft hatten befreien können, was ihnen dessen Dankbarkeit eingebracht und sie ein gutes Stück vorwärts auf dem Weg zu einer fruchtbaren Einigung gebracht hatte. Sie hatten außerdem ein Rebellenschiff zerstört und zwei aufgebracht. Dadurch war es ihnen gelungen, ein wichtiges Sicherheitsleck zu schließen, durch das die menschlichen Anhänger der Ruul nun nie wieder würden schlüpfen können. Ja, er konnte mit Fug und Recht behaupten, dass es ein äußerst produktiver Tag gewesen war.
Eine leise, hartnäckige Stimme in seinem Hinterkopf unterbrach seine zufriedenen Gedankengänge. Der Tag wäre noch besser gewesen, wenn sie den Profikiller, den die Kinder der Zukunft eingeschleust hatten, endlich zur Strecke gebracht hätten. Es war der einzige Wermutstropfen. Dieser Kerl entpuppte sich als ungewöhnlich kompetent. Und Nogujama hatte etwas gegen Kompetenz, solange sie sich aufseiten des Gegners zeigte.
Etwa hundert Meter voraus kam endlich seine Unterkunft in Sicht: ein kleiner Bungalow am Rand des Sicherheitsbereichs, den der MAD und die ROCKETS um das Kongresszentrums gezogen hatten. Er hätte auch direkt innerhalb des Kongresszentrums in einem der hochgradig luxuriösen Hotels unterkommen können, so wie die meisten anderen Konferenzteilnehmer. Doch er liebte und kultivierte seine wenigen Momente der Abgeschiedenheit, die ihm in seinem stressigen Beruf blieben. Es verlieh ihm eine einzigartige Sichtweise, die ihn so gut in seinem Job machte.
Einer seiner Leibwächter deaktivierte das Sicherheitssystem und der Admiral schloss die Tür auf, während sich die vier Männer demonstrativ vor der Tür postierten, um jedem Eindringling den Zugang zu verwehren.
Nogujama nickte jedem der Männer zum Abschied zu und schloss die Tür hinter sich. Die Offiziere würden jetzt sechs Stunden wie Statuen vor der Tür stehen und trotzdem auf jedes Geräusch und jede potenzielle Gefahr achten. Und nach sechs Stunden würde die Ablösung kommen und dasselbe bis zum Morgen tun.
Coltor hatte ihn regelrecht angefleht, für die Dauer der Konferenz noch mehr Leibwächter postieren zu dürfen, doch Nogujama war strikt dagegen gewesen. Er wollte sich in seiner Freiheit nicht mehr als unbedingt notwendig einschränken lassen und er bezweifelte, dass die Kinder der Zukunft oder die Ruul es auf ihn absehen würden. Persönlich hielt er sich für viel zu unbedeutend, um einen solchen personellen, logistischen und materiellen Aufwand zu rechtfertigen.
Außerdem stand weniger als dreißig Meter von seinem Bungalow entfernt ein Infanteriezug auf Wache, um das Kongresszentrum auf dieser Seite abzuschirmen. Und im Abstand von jeweils zwanzig Metern um das Zentrum gab es Checkpoints, die von
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