Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)
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Timothy setzte eine Notiz an das Präsidium ab; vielleicht wollte die Bachstelze jemand zu Quarrell & Quarrell schicken. Dann ackerte er mit Napoleon den Komplex der biochemischen Produktion der UNITED durch; hier beschäftigte der Konzern eine ganze Reihe, zum Teil sehr namhafter Spezialisten für Mutationstechnologie und Genetic Engineering; wenn man den Daten jedoch glauben wolle, befaßten sie sich allesamt nur mit Kleinstlebewesen und industrieller Mikrobiologie. In Herford produzierte man mit Hilfe von Mikroben, Bakterien, Hefen und Schimmelpilzen Medikamente, vor allem Antibiotika, Vitamine und Insulin, in Davenport Hormone, in Rapids Insektizide, in Nevada Azeton, Äthanol und Glyzerin, alles reine Produktionsbetriebe, die ihre winzigen »Arbeitskräfte« aus dem YORKLAB, dem »Laboratory for BioChemical Technology« in York bezogen. Das YORKLAB war offensichtlich der größte Betrieb der USA für die Neuzüchtung von Kleinstlebewesen, hier wurde gerade der erste Gen-Engineering-Automat der Staaten installiert, der dann Erbgutmixturen von beliebiger Struktur herstellen sollte.
Hoffentlich nur für Mikros, dachte Timothy grimmig. Seine Phantasie gaukelte ihm sogleich die verrücktesten Chimären vor, die ein von keiner Moral und Ethik gehemmter Computer produzieren könnte und gegen die die Träume der alten Griechen von Minotaurus, Sphinx und Pegasus harmlose Späße waren. Timothy holte sich einen Whisky. Er gab Napoleon den Auftrag, die Liste der in York beschäftigten Forscher nach Auffälligkeiten, Extravaganzen und unfunktionellen Abweichungen durchzuarbeiten und die Namen in den Justiz- und Polizeidateien nachschlagen zu lassen.
In Springfield, Ohio, unterhielt die UNITED eine Großanlage zur Züchtung von Säugetier-Embryonen. Die Eier wurden in gläsernen Anlagen maschinell befruchtet, angekeimt, aussortiert und dann erst in die Plazenta der Muttertiere implantiert. Oder eingefroren und eingelagert. EMBRYO PRODUCTS hatte den Postversand von tiefgekühlten Blastozyten in den Staaten eingeführt. Das Neueste, so erfuhr Timothy, war eine Technik, Eier und Samen von Säugetieren statt in den aufwendigen und störanfälligen gläsernen Anlagen in den Eileitern von Kaninchen zu befruchten und ankeimen zu lassen und die entwickelten Blastozyten dann in die durch Hormone angeregten Gebärmütter von Kühen, Schafen und Schweinen zu implantieren. Timothy setzte auch die Forscher von Springfield auf Napoleons Recherchenliste. Schließlich waren Menschen letztlich nichts anderes als Säugetiere.
Napoleon machte Timothy auf die CATTLE FARM in Princeville aufmerksam. Dort gab es nicht nur Herden von Rindern, sondern auch eine große Affenfarm, und zu dem Forschungsteam zählte ein Mann, den Napoleon schon gespeichert hatte: Dr. John Partridge, genannt Dr. Snuff. Timothy erinnerte sich sofort an ihn. Partridge hatte vor ein paar Jahren Aufsehen erregt, nicht weil er ständig Kokain schnupfte, sondern wegen seiner Affen mit Menschenhänden.
Partridge hatte in seinem Institut an der Michigan State University weltweit anerkannte Erfolge bei der Vermittlung der Taubstummensprache an Schimpansen erzielt, seine Affen galten als die klügsten der Staaten, Skandal aber gab es, als er einigen seiner intelligentesten Tiere menschliche Hände transplantieren ließ. Partridge verteidigte sich, er sei ein Pionier der Wissenschaft, der sich nicht von albernen Vorurteilen und bornierten Vorschriften einschränken lassen könne; intelligente Affen mit Menschenhänden seien geradezu ideale Arbeitskräfte in Milieus, die Menschen nicht länger zugemutet werden sollten. Seine »Vollhandaffen« seien nur Prototypen, die zeigen sollten, wozu sie fähig seien; er arbeitete daran, durch gezielte Mutationen die Daumenstellung der Affenhand der menschlichen anzugleichen.
Vielleicht setzt er seine Versuche nun in Princeville fort, dachte Timothy. Als Napoleon eine lange Liste von Genchirurgen ausspuckte, die dort arbeiteten, war er sich dessen sicher. Und nur an Affen?
»Paß auf, Napoleon«, sagte Timothy, »kümmere dich mal um die Herstellung und den Vertrieb von Muttermilchpulver, Babynahrung, Babykleidung und Kosmetika in Princeville, Springfield und Sweetwater, vielleicht stoßen wir da auf sehr interessante Dinge!«
Timothy diktierte Napoleon noch eine lange Liste mit Aufträgen, dann erhob er sich, reckte die Arme, machte Kniebeugen, Rumpf- und Nackendrehen, gähnte
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