Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)
nicht jeder zuhören. Wollen Sie schon etwas trinken?«
DuMont lehnte ab. Timothy versiegelte das Mausoleum.
»Gehe ich recht in der Annahme, daß Sie an dem Tod Ihrer Mitarbeiter ein ganz persönliches Interesse haben?« begann er. »Ich meine, daß Sie, entgegen Ihrer früheren Behauptung, doch befürchten, daß Ihnen ein ähnliches Schicksal zugedacht ist?«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Ihr Interesse und Engagement ist selbst für einen guten Konzernchef ungewöhnlich. Sie haben die gleichen Auskünfte von den Ärzten bekommen wie ich. Warum haben Sie sich nicht damit zufriedengegeben, sondern mich engagiert? Das ist das erste, was mich stutzig machte. Das zweite: Ihre Schönheitspflästerchen. Ich sagte mir, daß ein Mann wie Sie unmöglich mit solchen Dingern herumlaufen kann, es sei denn, er hat einen zwingenden Grund.«
DuMont nickte.
»Was ist es bei Ihnen, Mister DuMont?«
»Die Leber.«
»Und wie lange schon?«
»Seit nunmehr sieben Tagen. Das war der letzte Anstoß, Sie zu engagieren. Bis dahin hatte ich noch gezögert. Die Ärzte waren einfach zu sicher.«
»Und was sagen die Ärzte zu Ihrem Fall?«
»Die Symptome deuten auf eine Infektion. Man hat vom ersten Tag an Leberpunktionen gemacht und das Gewebe untersucht – der Grund für die Schönheitspflaster! –, doch man kann keine Erreger finden; dabei müßte das in meinem Fall leichter sein, es handelt sich um Bakterien.«
»Da werden Sie wohl gar keine Bohnen essen dürfen?« meinte Timothy enttäuscht.
»Doch, aber nur eine Kostprobe; ich habe mit meinem Leibarzt gesprochen. Auf keinen Fall Alkohol. Seit gestern geht es mir übrigens besser. Hängt das mit meinem Purple Heart zusammen?«
»Sie haben doch nicht vergessen, es mitzubringen?«
DuMont zog ein Schmucketui heraus und schob es Timothy hin. »Ist es das? Reden Sie schon!«
»Ich möchte es Ihnen lieber auf meine Weise erzählen«, erwiderte Timothy. »Nicht, weil ich Ihnen demonstrieren will, was für ein außerordentlich helles Köpfchen ich bin –«
»Das hätten Sie auch nicht nötig«, warf DuMont ein.
»Ich habe praktisch keine Beweise in den Händen«, fuhr Timothy fort, »aber ich habe Fragen, Kombinationen und Schlußfolgerungen, und ich hoffe, daß ich auf dem richtigen Weg bin. Sie hätten mir übrigens manchen Umweg erspart, wenn Sie von Anfang an ehrlich zu mir gewesen wären!«
»Tut mir leid, Mister Truckle. Ich dachte mir, drei vollendete Morde böten genügend Material zur Untersuchung. Was hätte es da schon ausgemacht, auch mich noch in Ihre Überlegungen einzubeziehen?«
»Ganz im Gegenteil, Mister DuMont! Mein einziger Ansatzpunkt waren praktisch die Gemeinsamkeiten. Wenn ich den kleinsten gemeinsamen Nenner der im Detail so unterschiedlichen Fälle finden könnte, hätte ich – vielleicht! – einen festen Punkt, an dem ich ansetzen konnte; weiß Gott, wenig genug für eine ernsthafte Arbeit! Da ich von Ihrer These ausging, daß man Krankheitserreger als Mordwaffe benutzt hatte, stand ich sofort vor der ersten, nicht beantwortbaren Frage: Warum drei verschiedene? – Ich habe vergeblich nach einem gemeinsamen Motiv gesucht; im Privatleben der drei gibt es offensichtlich keine Berührungspunkte, und wenn man einen Großangriff auf die IPPI starten wollte, hätte man da nicht andere Leute ausgesucht? Gut, Temple ist ein harter Verlust, aber Bennisher und Goodman sind Verwaltungsleute, die jederzeit zu ersetzen waren. Tatort und Tatzeit sind ebenfalls nicht bekannt, fallen also aus für die Untersuchung, und solange ich nur Ihre drei Leute betrachtete, gab es fast unbegrenzte Möglichkeiten, sie zu infizieren. Da war nur eines gemeinsam: Es handelte sich um äußerst ansteckende Krankheiten, doch es wurde niemand in der Umgebung der drei infiziert. Zufall? Absicht? Eine raffinierte Methode? Der Weg über die Methode ist einer der grundlegenden Wege, einem Mörder auf die Spur zu kommen; die Art, wie einer mordet, ist sozusagen seine Handschrift, etwas sehr Persönliches, das eine ganze Menge über den Täter aussagen kann, und es gibt da die verrücktesten Methoden! Man hat schon Fliegen als Helfershelfer benutzt, indem man Gift an Stellen anbrachte, die sie bevorzugt anflogen, so daß sie es dann an ihren Beinen auf das Mordopfer übertrugen. Man hat Gift in Wandanstriche gemischt, so daß es über einen langen Zeitraum eingeatmet wurde und sich eines Tages zur tödlichen Dosis summierte – kurzum, wenn man die Methode bestimmen kann, hat man schon
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