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Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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gewesen und habe ihn gebeten, es noch einmal zu versuchen, aber dieser Takirov hat bloß beleidigt reagiert und gemeint, auch in Kasachstan hätten sie Computer.«
    »Vielleicht hat er ja Probleme, mit Frauen zu sprechen.«
    »Als ich Herrn Takirov zu sagen versuchte, dass ein DNA-Abgleich ein wenig Zeit in Anspruch nehmen kann, unterbrach er mich und erklärte, sie hätten das modernste System der Welt.«
    »Sie wollen uns also nicht helfen.«
    »Im Gegensatz zum russischen Geheimdienst. Mit denen arbeiten wir mittlerweile gut zusammen. Dimitri Urgov hat mich gerade zurückgerufen. Sie haben keine Übereinstimmung mit dem Material gefunden, das ich ihnen geschickt habe, aber er will die nationale Polizei persönlich bitten, sich die Bilder anzuschauen und ihre DNA-Datenbank durchzugehen …«
    Corinne schließt die Augen und massiert ihren Nacken. Nathan Pollock sieht sie an und versucht, seine Lust zu verdrängen, ihr seine Hilfe anzubieten. Am liebsten würde er sich jetzt hinter sie stellen und langsam ihre verspannten Rückenmuskeln lockern.
    »Ich habe warme Hände«, sagt Pollock genau in dem Moment, in dem Joona Linna hereinkommt.
    »Darf man mal fühlen?«, fragt er mit seinem dunklen finnischen Tonfall.
    »Kasachstan macht es uns nicht leicht«, erzählt Corinne. »Aber ich …«
    »Jurek Walter stammt aus Russland«, unterbricht er sie und nimmt sich eine Handvoll saurer Drops aus einer Schale.
    »Russland«, wiederholt sie tonlos.
    »Er spricht perfekt Russisch.«
    »Sollte Dimitri Urgov mich etwa angelogen haben … entschuldige, aber ich kenne ihn und ich glaube nun wirklich nicht, dass …«
    »Er weiß wahrscheinlich nichts«, sagt Joona und steckt die Bonbons in seine Tasche. »Jurek Walter ist so alt, dass sein Fall in die Zeit des KGB fällt.«

128
    Pollock, Joona und Corinne sitzen über den Tisch gebeugt und fassen die Lage zusammen. Noch vor Kurzem hatten sie nichts in der Hand, aber dank Saga Bauers Einsatz haben sie inzwischen einen Ort bekommen. Jurek Walter hat sich verplappert, als er »Leninsk« flüsterte. Er ist in Kasachstan aufgewachsen, aber da Susanne Hjälm gehört hat, dass er gebildetes Russisch spricht, stammt seine Familie aller Wahrscheinlichkeit nach aus Russland.
    »Obwohl deren Geheimdienst nichts weiß«, wiederholt Corinne.
    Joona holt sein Telefon heraus und sucht nach der Nummer eines alten Bekannten, den er seit vielen Jahren nicht mehr angerufen hat. Als ihm klar wird, dass er der Lösung des Rätsels Jurek Walter möglicherweise auf der Spur ist, wird ihm abwechselnd heiß und kalt.
    »Was hast du vor?«, fragt Corinne.
    »Ich werde mit einem alten Bekannten sprechen.«
    »Du rufst Nikita Karpin an!«, platzt Nathan Pollock heraus. »Tust du das?«
    Joona entfernt sich mit dem Telefon am Ohr ein paar Schritte von den anderen. Die Klingeltöne haben ein säuselndes Echo, und nach geraumer Zeit knistert es.
    »Habe ich mich für deine Hilfe bei Pitjusjkin etwa nicht bedankt?«, fragt Karpin barsch.
    »Du hast mir ein paar Stücke Seife geschickt, die …«
    »Reicht dir das etwa nicht?«, unterbricht der Russe ihn. »Du bist der hartnäckigste Bursche, dem ich je begegnet bin, ich hätte mir eigentlich denken können, dass du anrufen und mich stören würdest.«
    »Weißt du, wir haben hier einen komplizierten Fall, der …«
    »Ich unterhalte mich grundsätzlich nicht am Telefon«, fällt Nikita Karpin ihm ins Wort.
    »Und wenn ich uns eine verschlüsselte Leitung besorge?«
    »Es gibt keine, die wir nicht innerhalb von zwanzig Sekunden knacken«, erwidert der Russe lachend. »Aber das ist im Grunde nebensächlich … Ich habe mich zurückgezogen und kann dir leider nicht helfen.«
    »Du hast doch sicher noch Kontakte«, versucht Joona einzuwenden.
    »Da ist niemand mehr … außerdem wissen sie ohnehin nichts über Leninsk, und wenn sie etwas wüssten, würden sie es nicht sagen.«
    »Du weißt also schon von unserer Anfrage«, sagt Joona seufzend.
    »Natürlich, es ist ein kleines Land …«
    »Mit wem muss ich sprechen, um Antworten zu bekommen?«
    »Versuch es in einem Monat noch einmal beim FSB, dem Inlandsgeheimdienst … es tut mir leid«, sagt Karpin gähnend. »Aber ich muss jetzt mit Zean Gassi gehen, wir spazieren immer auf dem Eis des Klyazma bis zu den Badestegen und zurück.«
    »Ich verstehe«, sagt Joona.
    Er beendet das Gespräch und muss über die übertriebene Vorsicht des alten Mannes grinsen. Der alte KGB-Agent scheint sich nicht darauf

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