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Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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schließt erneut die Augen, liegt still und wartet.
    Plötzlich rollt der Arzt sie auf den Bauch und zieht ihre Hose und den Slip herunter. Sie dämmert weg und wacht von einem Stich in den oberen Teil der rechten Pobacke und danach einem weiteren Stich etwas tiefer wieder auf.
    Saga erwacht in der Dunkelheit auf dem kalten Fußboden und merkt, dass sie unter einer Decke liegt. Sie hat Kopfschmerzen und kaum Gefühl in den Händen. Sie setzt sich auf und zieht den BH herunter, dann fällt ihr das Mikrofon in ihrem Magen ein.
    Die Zeit drängt.
    Sie könnte mehrere Stunden geschlafen haben.
    Sie kriecht zum Bodenabfluss, presst zwei Finger in den Hals und erbricht saure Magensäfte. Sie schluckt und versucht es noch einmal. Ihr Magen krampft sich zusammen, aber es kommt nichts hoch.
    »Oh Gott …«
    Sie muss das Mikrofon am nächsten Tag haben, um es im Aufenthaltsraum anbringen zu können. Es darf einfach nicht im Zwölffingerdarm verschwinden. Sie stellt sich auf wackligen Beinen hin, trinkt Wasser aus dem Hahn am Waschbecken, geht anschließend wieder auf die Knie, beugt sich vor und presst zwei Finger in den Hals. Das Wasser wird hochgewürgt, aber sie nimmt die Finger nicht fort. Der dünne Mageninhalt läuft über ihren Unterarm. Sie atmet keuchend, presst die Finger tiefer hinunter und muss wieder würgen. Galle kommt hoch und füllt den Mund mit ihrem bitteren Geschmack. Sie hustet, presst die Finger in den Hals und spürt endlich, dass das Mikrofon in den Mund gewürgt wird. Sie fängt es mit der Hand auf und verbirgt es, obwohl in ihrem Zimmer völlige Dunkelheit herrscht, steht auf, wäscht es unter dem Wasserhahn und verbirgt es wieder unter dem Hosenbund. Sie spuckt Galle und Schleim, spült den Mund aus und wäscht sich das Gesicht, spuckt noch einmal, trinkt etwas Wasser und kehrt zum Bett zurück.
    Füße und Fingerspitzen sind kalt und taub. In den Zehen spürt sie schwache Stiche. Als Saga sich ins Bett legt und die Hose gerade zieht, bemerkt sie, dass sie ihren Slip falsch herum trägt. Sie weiß nicht, ob sie ihn selbst falsch herum angezogen hat oder ob etwas anderes passiert ist. Sie kriecht unter die Decke, schiebt vorsichtig eine Hand nach unten und tastet ihren Schoß ab. Er ist weder wund noch verletzt, fühlt sich aber seltsam taub an.

93
    Mikael Kohler-Frost sitzt an einem Tisch im Speisesaal seiner Station. Er hat seine Hand um eine warme Teetasse gelegt und spricht mit Magdalena Ronander von der Landeskriminalpolizei. Reidar ist zu unruhig, um sich zu setzen, bleibt aber kurz an der Tür stehen und betrachtet seinen Sohn, ehe er ins Foyer hinuntergeht, um sich mit Veronica Klimt zu treffen.
    Magdalena lächelt Mikael an und legt die ausführlichen Vernehmungsprotokolle auf den Tisch. Es handelt sich um vier spiralgebundene Papierstapel. Sie blättert bis zu einer Markierung und fragt ihn, ob er bereit ist weiterzumachen.
    »Ich habe ja nur das Innere der Kapsel gesehen«, erklärt Mikael wie schon so oft zuvor.
    »Kannst du die Tür noch einmal beschreiben?«, fragt sie.
    »Sie ist aus Metall und ganz glatt … anfangs konnte man mit den Fingernägeln kleine Lackstückchen abkratzen … es gibt kein Schlüsselloch, keine Klinke …«
    »Welche Farbe hat sie?«
    »Grau …«
    »Es gibt auch eine Luke, die …«
    Sie verstummt, als sie sieht, dass er sich hastig ein paar Tränen von den Wangen wischt und das Gesicht abwendet.
    »Papa kann ich das nicht sagen«, flüstert er mit zitterndem Mund, »aber wenn Felicia nicht zurückkommt …«
    Magdalena steht auf, geht um den Tisch herum, nimmt ihn in die Arme und sagt, dass alles gut werden wird.
    »Ich weiß es genau«, sagt er leise, »dann werde ich mich umbringen.«
    *
    Reidar Frost hat das Söder-Krankenhaus seit Mikaels Rückkehr kaum verlassen. Um rund um die Uhr bei seinem Sohn bleiben zu können, hat er in derselben Etage des Krankenhauses ein Zimmer gemietet.
    Obwohl Reidar weiß, dass es sinnlos wäre, muss er sich zwingen, nicht loszurennen und selbst nach Felicia zu suchen. Tag für Tag hat er in den großen Zeitungen Anzeigen geschaltet, um Hinweise gebeten und eine hohe Belohnung versprochen. Er hat ein Team der besten Privatdetektive im Land beauftragt, um nach ihr zu suchen, aber seine Sehnsucht nach ihr zerreißt ihn innerlich, lässt ihn keinen Schlaf finden und zwingt ihn, Stunde um Stunde durch die Krankenhausflure zu irren.
    Zu beobachten, wie Mikael von Tag zu Tag gesünder und kräftiger wird, ist dabei das

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