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Der Sandner und die Ringgeister

Der Sandner und die Ringgeister

Titel: Der Sandner und die Ringgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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nix, wenn’s ned gar so gach dahingeht, mit dem Alkoholischen.«
    Jetzt erstarrt sie. Eine Wachspuppe sitzt vor ihm. Durchsichtig wirkt ihre Gesichtshaut, bläuliche Adern kann er sehen.
    »Ich weiß scho«, stößt sie hervor. »Seit er nimmer arbeiten kann, wegen den Schmerzen – ich weiß schon, was gred wird im Haus. Die sollen selber schauen auf ihr Sach. Weiß ja keiner, wie das ist. Er hat ja gsagt, dass es anders wird, das muss ja wieder anders werden. Einer jeden kann’s so gehen, und da möchte ich die mal sehen. Die Rindsbacher, ja freilich – derer ihr Mann verreckt im Pflegeheim und sabbert und weiß nimmer mal mehr seinen Namen. Der kann sich nimmer rühren und scheißt in die Windel nei – die kann schön daherreden und die Leut ausrichten. Glaubens, des sucht man sich aus?« Sie fährt hoch und dreht sich um.
    »Was wird denn gred über Sie, was sagen die Leut?«, versucht es der Sandner noch mal, ganz überwältigt hat ihn der Ausbruch. Eine Ahnung bekommt er.
    Ihre Schultern zucken.
    »Gehens jetzt bittschön.«
    Der Sandner steht auf.
    »Dankschön für den Kaffee, Frau Lehnharter. Wiederschaun.«
    Zurück in den dritten Stock hat es ein bisschen länger gedauert, er konnte sich entscheiden zwischen variierenden Schmerzen, in aufrechter Haltung hat sich sein Kopf gefreut, in gebückter sein geprelltes Sackl. Oben angekommen, hätte er über das Gespräch mit der Lehnharterin gern ein wenig sinniert, aber sein Handy wollte das nicht zulassen.
    »Sandner.«
    »Servus, Sandner.«
    Der Polizeirat, eine umtriebige Gestalt, loyal mit seinen Leuten und darüber hinaus ein Presse-Dompteur, eine Rampensau par excellence.
    »Ich wollt mich noch verabschieden, bevor es ab nach Zürich geht.«
    »Das ist nett von dir.«
    Aber untypisch, Floskeln zieht er sonst nicht aus der Sakkotasche, genauso wenig wie der Sandner.
    In Zürich trifft sich die Profilerelite weltweit zu einer Tagung inklusive Festbankett und Spesen, da will man gern auf dem neuesten Stand sein. Gerechtigkeitshalber muss man erwähnen, dass es für den Chef eine Verpflichtung ist.
    »Obwohl ich im Moment das blöde Gefühl hab, ich sollte vielleicht lieber dableiben.«
    »Ah geh?«
    »Der Hans hat das im Griff, an den kannst du dich immer wenden.«
    Der Hans ist sein Stellvertreter, Hans Muck, ein ruhiger pedantischer Beamter, Hauptkommissar, der jede Vorschrift schon mit der Muttermilch aufgesogen hat, Polizeistammbaum seit der Weimarer Republik. Dass den Muck letztlich keiner ernst nimmt, damit hat er sich arrangiert, sein Einsatzgebiet sind die zirka zwanzig Quadratmeter um seinen Schreibtisch herum, er wird nur in Fragen bezüglich der Polizeiordnung und Paragrafenauslegung konsultiert, sonst delegiert er.
    »Der Hans macht das«, bestätigt der Sandner mechanisch.
    »In einer Woche bin ich wieder da.« Der Vorgesetzte hört sich nach besorgtem Vater an.
    Der Sandner wartet, was da noch kommt.
    »Wie geht’s deinem Kopf? Alles wieder in Ordnung?«
    »Wird scho.«
    »Sandner, wir kennen uns doch schon lang. Sag amal, da geht was um, dass du persönlich ned ganz auf dem Damm bist.«
    »Wie meinst du des?«
    »Das frag ich dich – ist da was, was du mir sagen müsstest?«
    »Von wem geht das aus?«
    »Ich hör’s halt, weißt ja eh, wie das ist. Dass du nicht so recht diensttauglich wärst zurzeit. Ich geb nichts auf Gerüchte, gred wird viel, aber Futter darf man denen nicht geben, sonst werden’s ganz schön große Viecher – die wirst du nimmer los, die zerreißen dich. Stell dir nur die Zeitungen vor. Und sonst – wenn was ist, würdest du’s sagen, gell? Es ist auch keine Schand, mit dem Psychodienst einen Termin zu machen. Das haben schon ganz andere.«
    Der Sandner zwingt sich, ruhig zu bleiben. Eine abgeschossene Kugel, die sich wieder zurück in den Lauf zwängen soll.
    »Hat das endlich wer notiert, dass ich ein Quartalssäufer bin und mir nebenbei den Zinken wegschnupf wie narrisch?«
    »Geh, Sandner, sei ned so blöd. Gibst dem keine Nahrung, verstehst? Ich steh eh da, also keine Eigenmächtigkeit, reiß dich zamm, Teamwork mit der Staatsanwaltschaft, du legst alles auf den Tisch, jedes Futzel, hörst du?«
    »Ich höre dir zu.«
    »Alles wasserdicht, korrekt, da soll keiner einen Grund haben, dir am Zeug zu flicken. Hau einfach nicht auf die Kacke, Kruzifix. Kann denn des so schwer sein?«
    »Jaja, is scho recht, guten Flug und erfolgreiche Tage.«
    »Erhol dich heut. Verstehst?«
    »Ja.«
    Eigenmächtigkeiten! Das

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