Der sanfte Hauch der Finsternis - Frost, J: Der sanfte Hauch der Finsternis - Destined for an early Grave (Night Huntress/ Cat & Bones 4)
Adern.
»Nein«, flüsterte ich.
Die Vampirin hob den Kopf, ihr Haar fiel zur Seite … und ich stürzte auf sie zu.
» Mom!«
Bones hielt mich zurück. Ich versuchte mich loszureißen, wollte unbedingt zu ihr, entsetzt über das leuchtende Grün in ihren sonst so blauen Augen.
»Catherine«, wandte sie sich mit bebender Stimme an mich. Ein krasser Gegensatz zu dem schneidenden Tonfall, in dem sie normalerweise sprach. »Bitte, töte mich.«
»Bones, lass mich los!«
Er packte mich nur noch fester und zog mich sogar zurück. Neben mir hielt Spade Rodney genauso unbarmherzig fest, während der Gregor wüste Beschimpfungen an den Kopf warf. Mencheres trat vor und deutete auf Gregor, den Zeigefinger nur Zentimeter von seiner Brust entfernt.
»Was soll das?«
Gregor warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Das ist das Geschenk für meine Frau. Seht ihr, wie gütig ich bin? Jetzt kann Catherine ihre Mutter für immer bei sich haben … natürlich erst, wenn meine treue Cannelle keine Dienerin mehr benötigt.«
Lächelnd trat Cannelle meiner Mutter ins Gesicht. Sie stürzte.
» Dafür werde ich dich umbringen , Gregor!«
In meinen Ohren begann es zu dröhnen. Erst dachte ich, es käme davon, dass ich mit den Fäusten auf Bones einschlug, der mich mit aller Kraft festhielt. Dann aber wurde mir klar, dass das Geräusch nicht daher rührte. Es kam aus meinem Inneren.
Cannelle machte große Augen. Im Saal wurde entsetztes Gemurmel laut. Immer mehr Blicke richteten sich auf mich. Apollyon bahnte sich einen Weg durch die Menge und starrte mich an.
»Ihr Herz schlägt. Was ist das für ein fauler Zauber?«
Ich weiß nicht, wer anfing, aber urplötzlich war eine ausgewachsene Schlägerei im Gange. Apollyon und die Ghule kamen schreiend auf mich zugestürmt.
»Schaff sie von hier weg«, rief Bones Vlad zu, bevor er sich ins Getümmel stürzte. Vlad hielt mich mit der Gewalt einer Schraubzwinge fest und wich mit mir zurück. Mencheres warf seine Macht aus wie ein Netz, um die aufgebrachte Menge im Zaum zu halten, aber die Untoten waren zu mächtig und zahlreich, als dass er sie alle gleichzeitig hätte erstarren lassen können. Rufe wirbelten durch die Luft, dann Körper, als die Gemüter sich immer mehr erhitzten, und als Vlad schließlich beschloss, den Rückzug anzutreten, brach sogar noch Feuer aus.
Eine schützende Flammenwand erhob sich um uns, während er mich an sich drückte und wir beide steil nach oben schossen. Im nächsten Augenblick durchstießen wir die Decke über unseren Köpfen. Dann die nächste und die übernächste, bis schließlich nur noch der Nachthimmel über uns war.
»Verflucht noch mal, ich lasse meine Leute nicht im Stich!«, brüllte ich, während wir uns durch das zerstörte Dach schwangen.
»Es gibt keine andere Lösung«, murmelte Vlad und drückte mich so fest an sich, dass ich gekotzt hätte, wäre ich noch dazu in der Lage gewesen.
Bumm. Bumm. Bumm . Immer weiter schlug mein Herz in meiner Brust. Es machte mich ganz konfus, so erstaunlich fremd war mir das Gefühl nach einer Woche schon. In meinem Kopf stürmte eine Bilderflut auf mich ein, während wir uns immer weiter vom Haus entfernten. Mom. O Gott, Mom . In eine Vampirin verwandelt. An einer Leine herumgezerrt und getreten. Bones, wie er sich in den Kampf stürzte. Gregor, der über all das nur lachte.
»Mencheres wird alles in Ordnung bringen«, beruhigte mich Vlad. Er musste schreien, damit ich ihn über den Fahrtwind hinweg verstand, zumal er immer schneller flog. Sogar einen richtigen Feuerschweif zogen wir hinter uns her, wie ein Komet. »Aber nicht, solange du da bist mit all deiner Wut auf Gregor und deinem schlagenden Herzen. Wärst du geblieben, hätte das Ganze in einem Gemetzel geendet.«
Ich wollte mich von ihm losmachen und zum Haus zurückkehren, aber die bittere Wahrheit war, dass Vlad recht hatte. Wieder einmal waren alle, die mir etwas bedeuteten, ohne mich besser dran.
Als ich die Augen öffnete, dauerte es ein paar Sekunden, bis ich wusste, was los war. Als Erstes fiel mir auf, dass ich mich auf einem Autorücksitz befand. Zweitens fuhr der Wagen nicht. Drittens hatte ich mich mit aller Macht in jemandes Kehle verbissen, und der Geschmack sagte mir, dass es die von Bones war.
Ich wich zurück und sah, dass es Vlads Hals war, dem ich Gewalt angetan hatte. Sein Hemd war aufgerissen, und ich hatte ihn gegen die Seitentür des Wagens gepresst.
Er setzte sich auf. »Was war das denn?«,
Weitere Kostenlose Bücher