Der sanfte Hauch der Finsternis - Frost, J: Der sanfte Hauch der Finsternis - Destined for an early Grave (Night Huntress/ Cat & Bones 4)
so heftig, dass es mir den Atem geraubt hätte, wenn noch welcher in mir gewesen wäre. Dann schob er mich ein Stück von sich und strich mir über die Lippen, während seine Augen grün wurden.
Ich wusste, dass er Vlads Blut an mir schmecken konnte. Einerseits wollte ich mich entschuldigen, andererseits dachte ich mir, dass gerade Bones mich verstehen würde.
»Bones«, begann ich.
»Mach dir keine Gedanken, Süße«, sagte er und fuhr mir
noch einmal über die Lippen. »Gehen wir.« Bones schenkte Vlad ein kurzes Nicken. »Tepesch, wir sehen uns.«
Vlad hatte sich an seinen Wagen gelehnt, müde lächelnd wie üblich.
»Irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, dass das bald der Fall sein wird.«
31
Ich war überrascht, als ich erfuhr, dass in der Nacht nur drei Leute umgekommen waren. Da es sich um eine offizielle Versammlung unter allgemeinem Waffenstillstand gehandelt hatte, waren die meisten Gäste unbewaffnet gewesen. Bei den Getöteten handelte es sich um Menschen, die bei einer Prügelei unter Untoten nicht die gleichen Überlebenschancen hatten wie Ghule oder Vampire. Konsequenzen würde es auch keine geben, weil niemand wusste – oder verraten wollte – , wer angefangen hatte. Mencheres und Bones schafften es, so weit für Ruhe zu sorgen, dass alle nach Hause gingen, ohne Kriegserklärungen auszusprechen. Gregor verschwand mit meiner Mutter und Cannelle im Schlepptau. Wie Apollyon und seine Ghule mein unerwartet schlagendes Herz verkraftet hatten … das würde sich noch herausstellen.
Im Augenblick machte ich mir eher Gedanken darüber, wie ich meine Mutter retten konnte. Während der ganzen Auto-und Zugfahrt nach Bukarest brütete ich Ideen aus. Don und mein altes Team konnten mir nicht helfen. Don hatte zwar internationale Verbindungen, aber nicht zu Untoten. Er wäre in diesem Fall genauso aufgeschmissen wie ich. Ich scheute auch davor zurück, ihn anzurufen, weil ich mir noch etwas Zeit lassen wollte, bevor ich ihm sagte, dass ich eine Vampirin
geworden war. Auf meiner Prioritätenliste stand die Bekämpfung der tiefverwurzelten Vorurteile meines Onkels im Augenblick ziemlich weit unten.
Es war bereits nach drei Uhr früh, als wir unser Ziel erreichten: ein altes Herrenhaus, das aussah, als wäre es einem Schauerroman entsprungen. In wenigen Stunden würde es dämmern, und mich würde wieder dieser komatöse Zustand überkommen. Ich hatte mich zwar darauf gefasst gemacht, nach meiner Verwandlung erst einmal spät aufstehen zu müssen, dass die Begleitumstände allerdings so düster sein würden, hatte ich nicht erwartet. Jetzt kam mir jede Minute, in der ich bewusstlos war, wie Hohn vor. Was stellte Gregor mit meiner Mutter an? Gott, was machte Cannelle mit ihr? Ich hatte gedacht, sie umzubringen, wäre das Schlimmste, was Gregor meiner Mutter antun könnte. Dabei hätte mir klar sein müssen, dass er so gnädig nicht sein würde.
Rodney kam aus dem Haus, um uns zu begrüßen. In den Augen des Ghuls stand derselbe wutentbrannte Ausdruck wie vermutlich in meinen. Spontan umarmte ich ihn und spürte einen Kloß im Hals, als er mich seinerseits fest an sich drückte. Bones wäre durch die Hölle gegangen, um meine Mutter zu retten, wenn es nötig gewesen wäre, aber er hätte es aus Liebe zu mir getan. Nicht aus Zuneigung zu ihr. Meine Mutter hatte nicht viele Fans, und das war ihre eigene Schuld; aber zu wissen, dass jemand all ihren Fehlern zum Trotz Gefühle für sie hatte, bedeutete mir im Augenblick mehr, als ich in Worte fassen konnte.
»Sie ist zäh«, erklärte Rodney. Sein Bart kratzte an meiner Wange, als er ein Stück zurücktrat. »Sie schafft das schon, wenn wir sie erst zurückhaben. Egal, was sie jetzt ist oder was er ihr angetan hat.«
»Sie wollte, dass ich sie umbringe«, flüsterte ich. »Gott,
Rodney, sie hat immer gesagt, sie wäre lieber tot als ein Vampir. «
»Sie schafft das«, wiederholte er. Seine Stimme war schärfer geworden. »Deine Jugend war schwer für dich, aber für sie auch. Im Augenblick ist Justina schockiert und verängstigt, aber so leicht lässt sie sich nicht unterkriegen. Ich würde mein Leben darauf verwetten.«
»Rodney, die Gesetze«, mischte sich Bones ein.
»Klappe.« Der Ghul löste sich von mir und starrte Bones an. »Wenn du es nicht bald schaffst, Gregor umzubringen, mache ich mich selbst auf die Suche nach ihm, Gesetze hin oder her – und Rückendeckung hin oder her.«
»Sei kein Narr, das wäre Selbstmord«, fuhr Bones ihn
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