Der sanfte Hauch der Finsternis - Frost, J: Der sanfte Hauch der Finsternis - Destined for an early Grave (Night Huntress/ Cat & Bones 4)
hochzog.
»Fürs Erste.«
Ich war also zusammen mit meiner Mutter, ihrem stinkwütenden Freund, Bones’ Exgeliebter, seinem notgeilen Erzeuger und seinem maulfaulen Busenfreund eingesperrt. Falls ich noch Appetit gehabt hatte, als ich nach unten gekommen
war, war er mir jetzt vergangen. Ich wollte nur noch weg von diesen Leuten, aber dann hätte ich mich wieder in meinem Zimmer verkriechen müssen, und davon hatte ich auch die Schnauze voll.
Vielleicht gab es doch noch Hilfe. Ich näherte mich den Küchenschränken und fing verbissen an zu wühlen.
»Was suchst du, Catherine?«, erkundigte sich meine Mutter.
»Alkohol.«
Ich war gerade bei der dritten Flasche Jack Daniel’s, als Bones eintraf. Es war Abend, und die Strahlen der untergehenden Sonne verliehen seinem Haar einen rötlichen Schimmer, als er durch die Tür kam. Schon ein Blick auf seinen straffen, muskulösen Körper reichte aus, und ich schloss die Hand fester um die Whiskeyflasche. Gott, er sah gut aus, aber ich musste meine schmutzigen Gedanken abschalten und an etwas anderes denken. Landwirtschaftliche Geräte. Gemüseanbau. Die Wirtschaftslage.
»Mensch, Kätzchen, machst du das schon den ganzen Tag? Trinken?«
Bones’ tadelnde Stimme ließen meine plötzlich erwachten erotischen Gefühle auf der Stelle verebben. Nein, an das Staatsdefizit brauchte ich jetzt nicht mehr zu denken!
»Du musst gerade was sagen! Hast eine gesunde Gesichtsfarbe«, gab ich zurück. »Hat’s deshalb so lange gedauert? War deine Beute heute besonders lecker?«
Die Eifersucht hatte mich überkommen, so unbegründet sie vielleicht sein mochte. Bones trank aus zwei Gründen von Frauen: Erstens waren sie für einen Mann seines Aussehens leichte Beute, und zweitens schmeckten sie Bones besser. Ich hatte ihm erst nicht geglaubt, dass er zwischen Frauen- und
Männerblut tatsächlich einen Unterschied schmecken konnte, aber dann hatte er es unter Beweis gestellt. Er konnte den Vorrat einer ganzen Blutbank fehlerfrei nach Geschlecht der Spender sortieren. Einmal hatte er gesagt, er hätte wohl über die Jahre hinweg eine Schwäche für Östrogen entwickelt.
»Nach einem Kübel Whiskey hat sie nicht geschmeckt, das steht mal fest«, ätzte er zurück, als er auf mich zukam und mit hochgezogenen Brauen die fast leere Flasche in meiner Hand betrachtete. »Ist das alles, was du heute zu dir genommen hast?«
»Klar, Crispin«, dröhnte Ian. »Die säuft wie ein Loch!«
In der Nähe gab es nichts Schweres, das ich nach ihm hätte werfen können, höchstens die Whiskeyflasche, aber die würde ich nicht hergeben. »Leck mich, Ian!«
Bones wollte sich die Flasche schnappen, aber damit hatte ich gerechnet. Ich hielt fest, wir veranstalteten ein Tauziehen.
»Lass los«, schnauzte er mich an und bog mir die Finger auf. »Du brauchst was Anständiges zu essen, Kätzchen, und viel Wasser. Mann, wo ist deine Mutter? Kann die Frau nicht mal dafür sorgen, dass du was isst?«
Wenn er mich auf die Palme bringen wollte, hätte er sich keine bessere Methode aussuchen können. »Klar doch. Lass mich füttern, tränken und an der Leine herumführen. Weißt du, was du hättest heiraten sollen, Bones? Einen Hund, dann hättest du nicht diese leidigen Probleme damit, dass er ab und zu mal seinen eigenen Willen hat.«
»Das hatte mir gerade noch gefehlt«, knurrte Bones und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Eine vollgesoffene Xanthippe, die zu Hause mit dem Nudelholz auf mich wartet.«
Das hatte ihm gerade noch gefehlt? Ich war es doch, die man bewusstlos geschlagen, unter Drogen gesetzt und gefüttert hatte wie ein Baby. Alles wegen eines verrückten Vampirs,
der mich im Alter von sechzehn Jahren entführt hatte und jetzt kein Nein als Antwort akzeptieren wollte. »Die ›vollgesoffene Xanthippe‹ zu machen, war für mich noch das Highlight der Woche. Also entschuldige bitte, wenn ich nicht mit einem großen roten X am Hals auf dich warte, damit du weißt, wo du dein Dessert abholen kannst.«
Ein Teil von mir war entsetzt über das, was ich gerade gesagt hatte. Schließlich war ich nicht wütend auf Bones, sondern auf die Umstände, aber ich konnte nicht mehr unterscheiden zwischen dem, was ich sagen wollte, und dem, was ich sagte. Ich konnte es nicht einmal auf den Alkohol schieben. Als Halbvampirin konnte ich von dem üblichen Stoff gar nicht besoffen werden.
»Im Augenblick finde ich, dass das genau die richtige Behandlung für dich wäre«, schoss Bones zurück. »Willst
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