Der sanfte Hauch der Finsternis - Frost, J: Der sanfte Hauch der Finsternis - Destined for an early Grave (Night Huntress/ Cat & Bones 4)
Knurren aus.
»Ah, Kätzchen, dir gefällt das beinahe so gut wie mir. Versinke in mir, Süße, so wie ich in dir.«
Es war ein Gefühl, als würde das Blut, das von meinem Körper in seinen strömte, durch süße Glut ersetzt. Bones hatte recht gehabt, ich fand es wunderbar, wenn er mich biss. Meine Haut war erhitzt, mein Herzschlag beschleunigte sich, – und dann drängte ich mich an ihn und stöhnte über die Verzögerung, als er sich erst noch die Hose aufmachen musste.
»Bones«, presste ich hervor. »Ja …«
Ich knallte so heftig mit dem Kopf gegen die Hauswand, dass ich spürte, wie mein Wangenknochen brach. Und dann hörte ich die Schüsse.
In Salven dröhnten sie über unsere Köpfe hinweg, von allen Seiten … Von überall kamen sie, nur nicht aus Richtung der Mauer, an die ich gepresst war. Bones drückte mich gegen die Backsteine. Sein Körper bedeckte meinen, zuckend krümmte er sich über mir, während er mit den Fäusten auf die Mauer vor uns einhämmerte. Er wollte offensichtlich ein Loch hineinschlagen.
Da erst wurde mir bewusst, warum er so zuckte. Die Kugeln trafen ihn.
Unseren Bodyguards erging es offenbar noch schlimmer, so hörte es sich zumindest an. Da Bones nicht jedes Mal reflexartig zusammenfuhr, wenn geschossen wurde, hatten sie wohl einen Halbkreis um uns gebildet. Als eine der Salven in einem abgehackten Aufschrei endete, wollte ich mich panisch von Bones losmachen. Es war viel schlimmer, als ich gedacht hatte. Wer immer es auf uns abgesehen hatte, benutzte Silberkugeln.
»Wir müssen hier weg, Gott, die bringen dich um!«, schrie ich und versuchte mich aufzurichten. Da Bones mich aber mit aller Kraft niederhielt, fuchtelte ich so hilflos herum wie eine auf den Rücken gedrehte Schildkröte.
»Wenn wir abhauen, machen sie dich alle«, krächzte er, wegen des Schusslärms fast unhörbar. »Von unseren Leuten hat bestimmt jemand Verstärkung angefordert. Wir warten, Mencheres wird kommen.«
»Bis dahin bist du tot«, gab ich zurück. Es war schwierig, einen Vampir mit Schusswaffen zu töten, selbst mit Silberprojektilen, weil es zu lange dauerte, bis das Herz zerfetzt war. Das wusste ich von Bones. Kein Vampir wirft sich einem freiwillig vor die Flinte …
Seine Worte. Es war jetzt über sechs Jahre her, dass er mir das erklärt hatte. Aber Bones posierte ja praktisch für unsere Angreifer. Die Verstärkung würde zu spät kommen. Das war ihm sicher ebenso klar wie mir. Dieses eine Mal log er mich an.
Unter seinen Fausthieben gab die Mauer allmählich nach. Drinnen hörte ich Leute kreischen. Irgendwann würde es Bones schaffen, ein Loch in die Wand zu schlagen, und wir wären vor dem erbarmungslosen Kugelhagel geschützt. Aber mit nur einer Hand, während sein Körper von Geschossen durchsiebt wurde? Bones’ Bewegungen wurden schon langsamer; fast wie ein Betrunkener schlug er auf die Mauer ein. Gott, er würde so sterben, über mir kauernd, hier in dieser Gasse.
Etwas Wildes stieg in mir auf. Mein Verstand gab nicht mal einen richtigen Befehl an meinen Körper. Ich wusste nur, dass Bones vor diesen Geschossen in Sicherheit gebracht werden musste, bis er sich erholen konnte.
Mit diesem Ziel im Kopf schaffte ich es, mich umzudrehen und sprang dann senkrecht nach oben, die Arme fest um ihn geschlossen, um ihn mit mir hochzureißen. Wir schafften es auf das Dach des fünfstöckigen Hauses, vor dem wir uns zusammengekauert hatten. Dort rollte ich mich mit ihm im
Arm ab, aber seltsamerweise zischten uns keine Geschosse mehr um die Ohren.
Ich machte mir keine Gedanken darüber, warum die Schützen von uns abgelassen hatten. Nicht jetzt, da Bones in meinen Armen zusammensackte. Die Angst gab mir Kraft, trieb mich dazu, mit ihm auf das Dach des Nachbargebäudes zu springen. Dann auf das nächste und das übernächste – ich nahm mir nicht einmal die Zeit, erstaunt über das zu sein, was ich gerade getan hatte. Als der Schusslärm ganz verklungen war, hielt ich inne. Nach dem, was ich jetzt vorhatte, würde ich umfallen wie eine Mücke, aber Bones brauchte Blut. Und zwar viel.
Die Angreifer kamen nicht hinter uns her. Noch hielten unsere Leibwächter sie vielleicht in Schach, aber das würden sie sicher nicht mehr lange durchhalten. Ich packte Bones’ hängenden Kopf, schlitzte mir an seinen Fängen die Pulsader am Handgelenk auf und ließ mein Blut in seinen Mund strömen.
Eine scheinbar endlose, schreckliche Sekunde lang geschah gar nichts. Er schluckte nicht und öffnete
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