Der sanfte Hauch der Finsternis - Frost, J: Der sanfte Hauch der Finsternis - Destined for an early Grave (Night Huntress/ Cat & Bones 4)
Sie gar nicht auf mich, ich habe in einer unterirdischen Mülltonne festgesessen.«
Spade hatte sich noch immer nicht wieder eingekriegt, also gab ich ihm einen unsanften Rippenstoß.
»Können wir?«
»Sofort«, meinte er und wischte sich die rosig-feuchten Augen. »Weitermachen, junger Mann«, sagte er zu dem verdutzten Vampir.
Ich gestaltete meinen Abgang mit so viel Würde, wie es mir im Augenblick möglich war, also mit überhaupt keiner.
25
Nachdem ich mich eine Stunde lang gründlich abgeschrubbt hatte, war kein Gestank mehr an mir. Was vermutlich daran lag, dass ich mir die Haut gleich mit abgerubbelt hatte. Viermal hatte ich mir das Haar gewaschen und dann noch zweimal Spülung einmassiert. Jeder, der jetzt noch behauptete, ich würde stinken, konnte mich an meinem quietschsauberen …
Spade hatte es sich in dem an das Badezimmer angrenzenden Schlafzimmer auf einem Sessel bequem gemacht. Auf einem zweiten Sessel lag ein Kleiderbündel. »Hab dir ein paar Klamotten besorgt. Ich war mir nicht sicher, ob ich dir auch
BH und Höschen organisieren sollte. Wäre dir vielleicht unangenehm gewesen.«
Die Dessous-Diskussion mit Spade verbesserte meine Laune auch nicht. »Wo sind meine Sachen?«
Sein Grinsen wurde breiter. »Die habe ich im Ofen verbrannt. Konnte ja schlecht deinen stinkigen Koffer in Crispins Haus mitnehmen.«
Ich atmete tief durch. »Du hattest kein Recht, das zu tun«, brachte ich in äußerst ruhigem Tonfall hervor.
Spade erhob sich. »Lassen wir doch einfach die Moraldebatte beiseite und unterhalten uns darüber, ob ich dir nicht doch noch ein Höschen besorgen soll.«
»Ich werde bestimmt keinen Schlüpfer von irgendeiner wildfremden Tussi anziehen, danke auch. Da gehe ich lieber unten ohne.«
Spade zwinkerte mir zu. »So ist’s recht. Auf die Art bekommst du Crispin bestimmt rum.«
Ich deutete auf die Tür. »Tschüss.«
Er lachte nur, als er ging. Ich wünschte mir, ich wäre auch so gut drauf gewesen.
Entnervt beäugte ich das Kleid. Wenn ich das erst anhatte, gab es kein Zögern mehr.
»Scheiß drauf«, verkündete ich laut. Ich würde Bones mein Angebot unterbreiten, vermutlich abgewiesen werden und mich dann auf den Weg zu Vlad machen. Ich streifte mir das Kleid über, zog die passenden Schuhe an, die mir ein bisschen zu eng waren, und marschierte aus dem Gästezimmer. Mein Haar war noch nass. Ich schüttelte es und sah mich um. Keiner da.
»Hallo?«, rief ich. Verdammt wollte ich sein, wenn ich anfangen würde, durch irgendwelche Schlüssellöcher zu gucken. Wo war Spade? Und Fabian?
»Unten.«
Das war Bones’ Stimme gewesen. Ich riss mich zusammen und unterdrückte ein Schaudern. Krieg dich wieder ein.
»Soll ich ›kuckuck‹ rufen?«, fragte ich und ging die Treppe hinunter.
Aus dem Zimmer rechts neben dem Treppenabsatz hörte ich seine Stimme. »Wenn du magst.«
Treten Sie frei und freiwillig ein . Ich straffte die Schultern und tat genau das.
Bones saß auf einem braunen Ledersofa, dessen Farbton ein paar Schattierungen heller war als seine Augen. Die Wände waren rostfarben mit weißen Stuckverzierungen, und der Boden bestand aus dunklem Eichenholz, auf dem dicke Teppiche lagen. Sein Outfit passte zum Raum: cremefarbenes, am Hals offen stehendes Hemd mit aufgerollten Ärmeln und gelblich braune Hose. Und er sah so verflucht gut aus, dass mich schon allein sein Anblick schmerzte.
»Ich habe nicht mit dir gerechnet, deshalb habe ich keinen Gin da«, erklärte er, während er etwas in ein Glas goss. »Trinkst du auch Whiskey?«
»Klar. Danke«, fügte ich noch hinzu, während ich unschlüssig in der Tür stand.
Als er den zweiten Whiskey eingoss, warf er mir einen Blick zu. »Du hast doch nicht die ganze Reise hierher auf dich genommen, bloß um dich am Türrahmen festzuhalten, oder?«
Da mir kaum eine andere Wahl blieb, setzte ich mich auf die Couch ihm gegenüber. Kaum hatte ich das allerdings getan, erstarrte ich, als mir mein nicht vorhandenes Höschen wieder einfiel. Mein Kleid endete ein paar Zentimeter oberhalb der Knie. Was, wenn Bones dachte, ich wollte ihn verführen?
»Äh, darf ich?«, stammelte ich und setzte mich schnell zu ihm auf die Couch, allerdings so weit entfernt von ihm wie möglich.
Er zog die Augenbraue hoch. »Klar doch.«
Er reichte mir mein Glas. Ich kippte es auf ex.
»Durstig, was?«, bemerkte er, nahm mir das Glas ab und füllte es erneut, diesmal bis zum Rand. »Muss wohl so sein. Sonst könnte man wirklich meinen, du
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