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Der sanfte Kuss des Todes

Titel: Der sanfte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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wollte.
    »Die Geiselbefreiungseinheit hat sich in Bewegung gesetzt«, sagte Carlos, nachdem er aufgelegt hatte. »Sie kommen per Hubschrauber aus San Antonio, es könnte also eine Weile dauern. Santos ist auf dem Weg zu Viper und wird in etwa zehn Minuten dort sein.«
    Jack versuchte sich vorzustellen, was hier in kürzester Zeit los wäre. Ein Hubschrauber mit einer Spezialeinheit würde neben dem Haus landen, in dessen unmittelbarer Umgebung sich Fiona herumtrieb und wahrscheinlich gerade durch die Fenster spähte. Auf diese Weise hatte sie
ausgezeichnete Chancen, in die Schusslinie zu geraten, vorausgesetzt, sie hatte es nicht schon längst geschafft, entdeckt zu werden. Was für eine beschissene Situation.
    »Sie werden das Haus nicht wild um sich schießend stürmen«, sagte Carlos, der offenbar seine Gedanken gelesen hatte. »Nicht wenn Zivilisten beteiligt sind.«
    Zivilisten . Jack lachte höhnisch. Diese starrsinnige, findige, eigenwillige Frau, die seine ganze Welt auf den Kopf gestellt hatte, war eine Zivilistin . Sie hatte mit der Sache eigentlich nichts zu tun und steckte doch mittendrin. Und warum? Weil er sie dorthin gebracht hatte.
    Wenn ihr irgendetwas zustieß, würde er sich das nie verzeihen.
    »Mach mal das Handschuhfach auf«, sagte er. »Sieh nach, ob meine SIG geladen ist.«
    Jack wischte sich den Schweiß von der Stirn, ohne die Augen von der Straße zu nehmen, und hörte das Klicken, mit dem Carlos das Magazin herausnahm. Jacks Dienstwaffe befand sich in dem Waffenschrank auf der Polizei. Ob es ihm passte oder nicht, er war mittlerweile auch nur noch als Zivilist unterwegs.
    »Sobald wir angekommen sind«, sagte Carlos, »möchte ich, dass du dich am Rand hältst.«
    Jack grunzte.
    »Das meine ich ernst, J. B. Du hast keinerlei Befugnisse mehr …«
    »Ich überlass dir gerne die Festnahme. Ich will nur Fiona.«
    »Es geht mir nicht um die Festnahme, ich möchte nur nicht, dass du dir den Hintern wegschießen lässt, während ich hier die Verantwortung trage. Das werde ich nicht zulassen.«
    »In Ordnung.« Jack streckte die Hand nach der Waffe
aus. Carlos reichte sie ihm, und Jack steckte sie hinten in seinen Hosenbund, wo der schwarze Ledergürtel sie gegen seinen Rücken presste. Er wünschte, er hätte ein Holster, aber als er sich heute Nachmittag in den einzigen Anzug geworfen hatte, den er besaß, war er davon ausgegangen, den Abend auf einer Vernissage zu verbringen.
    » Locote «, murmelte Carlos.
    »Wovon redest du?«
    »Von dir«, zischte Carlos. »Du denkst immer noch mit deinem Schwanz.«
     
    Fionas Atem ging stoßweise, als der Mann langsam auf sie zukam. Der rote Punkt auf ihrer Brust wurde immer größer, bis er so groß wie ein Fünfundzwanzig-Cent-Stück war, eine blutrote Vorschau auf das Loch, das er ihr verpassen würde, wenn sie auch nur einen Schritt machte.
    Sie konnte sich ohnehin nicht bewegen. Sie konnte nicht einmal denken. Sie konnte nichts tun außer reglos dastehen und zusehen, wie sich seine Silhouette langsam aus dem Schatten löste. Er ging mitten auf der Straße und hielt ein riesiges Gewehr auf sie gerichtet. Ein Sturmgewehr, nach der Größe zu urteilen.
    Er bückte sich, um ihre Ruger aufzuheben, dann ließ er das Gewehr an seiner Seite baumeln. Jetzt erst sah sie, dass er es an einem Riemen quer über seinen Oberkörper trug.
    Der Mann war klein. Untersetzt. Breitschultrig, so wie Lucy ihn beschrieben hatte. Sie erinnerte sich plötzlich an all die anderen Details, von denen Lucy gesprochen hatte, und beinahe hätten ihre Beine unter ihr nachgegeben.
    Er steckte die Ruger in seinen Hosenbund und zog etwas aus der Tasche. »Das hier ist Privatgrund.«
    »Ich wollte nur …«

    Ein stechender Schmerz durchzuckte sie, als er ihren Arm nach hinten riss. Er legte irgendeine Schnur um ihre Handgelenke, dann zog er so fest zu, dass ihre Haut anfing zu brennen. Sie schnappte nach Luft, und als er noch fester zuzog, schossen ihr Tränen in die Augen.
    »Tut das weh?« Er ließ ihre Hände fallen, und sie atmete laut aus. Dann stieß er ihr den Gewehrlauf zwischen die Schultern. »Reiß dich zusammen, wir müssen ein ganzes Stück gehen.«
    Er stieß noch einmal zu, und sie stolperte über den Schotter. Mit jedem Schritt, den sie sich auf das Haus zubewegten, kamen sie auch dem Bellen näher. Sie hätte schreien können, so absurd war die ganze Situation. Irgendein Psychopath bedrohte sie mit einem Sturmgewehr, und alles, woran sie denken konnte, waren

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