Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der sanfte Kuss des Todes

Titel: Der sanfte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
Vom Netzwerk:
gefletschte Hundezähne, die sich in ihr Fleisch bohren könnten. Die Narbe an ihrem Hals schien plötzlich wieder wehzutun, und sie atmete immer flacher. Sie musste sich auf ihre Schritte konzentrieren, um nicht ohnmächtig zu werden.
    Sie passierten einen kleinen Hain, hinter dem das Haus lag. Ein Ranchhaus aus Ziegeln mit einer angebauten Garage. Der unkrautüberwucherte Garten wurde von zwei Scheinwerfern an den Ecken des Hauses beleuchtet. Unter einem Baum stand ein silbern schimmernder Wohnwagen.
    Und direkt hinter der Fliegengittertür stand ein furchterregender Hund, der laut bellte und mit der Pfote an dem Drahtgeflecht scharrte. Fiona blieb stehen.
    Der Mann stieß ihr erneut den Gewehrlauf in den Rücken. »Da rauf.«
    »Rufen Sie Ihren Hund zurück.«
    Er lachte hämisch. »Du magst wohl keine Hunde, was?«
    Sie erwiderte nichts. Der Hund rastete hinter dem Gitter
beinahe aus. Schließlich pfiff der Mann kurz, und das Bellen verstummte.
    Fiona sah über ihre Schulter und schnappte unwillkürlich nach Luft. Im Licht der Scheinwerfer konnte sie ihn das erste Mal klar und deutlich sehen – breite Nase, tiefliegende Augen, eckiger Kiefer. Exakt so wie auf ihrer Zeichnung, sogar die pockennarbige Haut stimmte. Es kam ihr so vor, als wäre ihre Zeichnung vor ihren Augen zum Leben erwacht – die Pygmalion-Geschichte, auch wenn sich in diesem Fall der Künstler garantiert nicht in sein Werk verlieben würde.
    »Weiter«, befahl er.
    Sie schluckte und stieg die Stufen hoch. »Was ist das für ein Hund?«
    »Rottweiler.« Er griff an ihr vorbei, um die Fliegengittertür zu öffnen. Der Hund schoss vor und steckte seinen Kopf zwischen ihre Beine.
    »Platz!«
    Sie war sich nicht sicher, ob er sie oder den Hund meinte, jedenfalls gehorchte der Hund. Ein weiterer Stoß trieb sie über die Schwelle. Das Tier stand mit hängenden Lefzen da und entblößte eine Menge gefährlich scharfer Zähne. Sabber troff ihm aus dem Maul. Der Mann folgte ihr.
    Die Tür fiel quietschend ins Schloss, und Fiona beobachtete mit Grausen, wie der Mann einen Kauknochen aus seiner Tasche holte und ihn dem Hund zuwarf, der sofort danach schnappte. Er sah Fiona an.
    »Nach hinten, ins Schlafzimmer.«
    Sie erstarrte.
    »Wird’s bald.«
    Ihr Blick schoss durch den Raum, irgendetwas musste es doch geben, was ihr helfen konnte. Ein Mensch. Eine Waffe.
Etwas, das ihn ablenken würde. Aber sie sah nur ein unaufgeräumtes Wohnzimmer, eine Küchenzeile, auf der sich schmutziges Geschirr und leere Bierdosen stapelten. Das Haus roch nach saurer Milch und Marihuana.
    Er beobachtete sie und trommelte dabei mit dem Finger auf den Gewehrlauf an seiner Seite. »Ich hab keine Lust, alles zweimal zu sagen.«
    Fiona sah zu dem dunklen Korridor am anderen Ende des Raums. Vielleicht war Brady dort.
    Sie ging darauf zu, wich einem Stapel Tattoo-Zeitschriften und einer Wasserpfeife aus, die auf dem Wohnzimmerboden stand. Sie fragte sich, ob ihre und Bradys Überlebenschancen besser standen, wenn der Mann bekifft war. Seine Augen waren blutunterlaufen, aber das konnte auch daran liegen, dass er die letzten Tage kaum geschlafen hatte. Wenn Jack und Santos richtig lagen, dann drehte der Typ langsam durch. Er hatte in den letzten fünf Tagen mindestens zwei Leute umgebracht und einen unschuldigen kleinen Jungen und jetzt auch noch eine Mitarbeiterin der Polizei entführt. Das zeugte nicht gerade von Klugheit. Offenbar wurde er zunehmend manisch und blutdürstig und gab sich nicht einmal mehr die Mühe, seine Spuren zu verwischen. Er machte einen unberechenbaren Eindruck.
    Fiona spürte ihn dicht hinter sich den mit Teppichboden ausgelegten Korridor entlanggehen. Es gab drei Türen. Die erste war geschlossen, die zweite stand einen Spalt offen, und dahinter sah man ein winziges Zimmer mit mehreren Stühlen und einen grün bezogenen Tisch. Vipers Büro?
    »Weiter.«
    Sie blieb vor der dritten Tür stehen und wartete, während er um sie herumgriff und die Tür aufstieß. Das Zimmer
war stockfinster, und jeder Muskel in ihrem Körper spannte sich an.
    Sie drehte sich um und sah ihm in die Augen. Er muss in dir einen Menschen sehen. Versuch, eine Verbindung zu ihm herzustellen. Sie hatte keine Ahnung, woher diese Gedanken kamen, aber sie wusste, dass sie ihnen folgen sollte. »Könnten Sie die Fesseln bitte etwas lockern? Meine Arme tun so schrecklich weh.«
    Er sah an ihr herunter, dann wanderte sein Blick zu ihrem Hals, und sie fragte sich, ob er sich gerade vorstellte,

Weitere Kostenlose Bücher