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Der sanfte Kuss des Todes

Titel: Der sanfte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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Lucy sagte, dass sie kein Auto gesehen hatte, als sie geflohen war. Das Ding konnte jedem gehört haben, aber einer der Beamten hätte wenigstens versuchen können herauszufinden, ob es jemanden gab, der Grund hatte, sich irgendwo in der Nähe der Stelle aufzuhalten, an der Lucy gefunden worden war.
    Wenn Jack eine solche Liste mit einer Liste der Leute, auf deren Namen vor elf Jahren ein grauer Chevrolet Caprice zugelassen war, vergleichen könnte, dann …
    Natürlich konnte das von Lucy beschriebene Auto auch gestohlen gewesen sein. Oder dem Täter gehörte das Auto zwar, aber er hatte keine Verbindung zu der Gegend, wo Lucy entführt worden war, weil er dort beispielsweise nur ein paar Tage ohne Erlaubnis kampiert hatte. Aber einen Versuch war es wert. Der Typ stammte aus dieser Gegend. Davon war Jack zutiefst überzeugt.
    Das Auto, die Grundeigentümer in der Gegend, die Jäger – all das hätte vor über einem Jahrzehnt überprüft werden sollen, aber es war unterlassen worden. Der damalige Leiter der Ermittlungen hatte sich offenbar mehr dafür interessiert, wo sein nächster Hamburger herkam, als für das Versteck des Täters. Die Uhr ließ sich leider nicht zurückdrehen, aber zumindest konnte Jack versuchen, gewissenhafter zu arbeiten. Dieses Mal würde es keine solchen Schlampereien geben, keine halbherzigen Ermittlungen. Dieses Mal würde das Graingerville Police Department mit seinen
sechs Mitarbeitern die Sache richtig anpacken. »J. B.? Hörst du mir überhaupt zu?«
    »Entschuldigung. Was hast du gesagt?«
    Die Fliegengittertür quietschte, und Fiona trat aus dem Haus.
    »Ich sagte, dass ich etwas über die grüne Schnur rausgekriegt habe. Diese fluoreszierende grüne Schnur, von der Lucy gesprochen hat. Die haben sie früher mal in sämtlichen Haushaltswarengeschäften, Baumärkten und Wal-Marts im Südwesten geführt.«
    Fiona ging hinter Lucy her, die wieder Vanessa auf der Hüfte trug. Keine der beiden Frauen sah zu Jack hinüber. Er beobachtete, wie Fiona Lucys Hand drückte und dann – Jack traute seinen Augen nicht – zog Lucy Fiona an sich und umarmte sie. Sie flüsterten sich etwas zu, dann lösten sie sich wieder voneinander.
    »Das ist doch schon mal was«, sagte Carlos in diesem Moment.
    Mist. »Entschuldigung, aber könntest du das noch mal wiederholen?«
    »Ich sagte, dass sie nicht mehr zu kriegen ist!« Carlos war offenbar zu der Überzeugung gelangt, dass Jack schwerhörig geworden war. »Sie stellen sie inzwischen nur noch für einige wenige Abnehmer her. Die Massenproduktion wurde vor ungefähr sechs Jahren eingestellt.«
    Lucy nickte Jack kurz zu und kehrte ins Haus zurück. Mittlerweile war Fiona die Stufen hinuntergegangen und stand mit dem Rücken zu ihm im Vorgarten.
    »Das heißt, wir haben es nur noch mit ein paar Fachgeschäften zu tun. Landwirtschaftlicher Bedarf in erster Linie. Grüne Schnur kriegst du überall, aber genau diese Farbe muss man ziemlich suchen.«

    »Hört sich gut an«, sagte Jack und sah, dass Fiona in dem beißenden Wind zitterte. Warum hatte sie auch nichts Wärmeres angezogen?
    »Ich fahre jetzt los«, erklärte er Carlos. »Warte bitte auf mich, wir müssen noch den Bericht des Rechtsmediziners durchgehen.«
    »In Ordnung.«
    Jack unterbrach die Verbindung und steckte das Handy in die Tasche. Fiona war losgegangen, und Jack eilte ihr fast im Laufschritt hinterher.
    »Fiona.«
    Sie drehte sich nicht um. »Können wir jetzt bitte gehen? Mir ist kalt.«
    Sie drückte das Tor auf und stellte sich zitternd neben den Pick-up, ihre Tasche presste sie fest an die Brust. Jack entriegelte die Türen und hielt ihr die Beifahrertür auf. Sie wich seinem Blick aus, als sie die Tasche in den Fußraum stellte und auf den Sitz kletterte. Dann sah sie starr nach vorn durch die Windschutzscheibe.
    »Wo ist Ihr Mantel?«
    »In meinem Auto.« Sie sah ihn an. »Ich habe vorhin etwas daraufgekleckert.«
    Ihre Nase war gerötet, genau wie ihre Wangen und Augen. Sie weinte.
    Jack griff an ihr vorbei nach hinten und zog ein verknittertes Flanellhemd von der Rückbank. Er schüttelte es aus und reichte es ihr.
    »Ziehen Sie das an«, sagte er und schloss die Beifahrertür.
    Er lief um das Auto herum und setzte sich hinters Steuer. Er musste immer noch an den Wortwechsel und die Umarmung zwischen Lucy und Fiona denken. Er kannte Fiona nicht besonders gut, Unsinn, er kannte sie überhaupt nicht,
und wusste nur das über sie, was im Internet stand und was Nathan ihm erzählt

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