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Der sanfte Kuss des Todes

Titel: Der sanfte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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er gemacht hatte, hatte er dazu genutzt, nach Austin zu fahren, um eine Polizeizeichnerin anzuheuern, und das konnte man ja wohl kaum Freizeit nennen. Jack war mittlerweile so angespannt, dass er gar nicht mehr zur Ruhe kommen konnte, und seine unausgelastete Libido war da auch keine Hilfe. Er musste wieder runterkommen, und er wusste auch schon, wie.
    Carlos sah ihn immer noch an, womöglich hoffte er, dass er ihm ein schlechtes Gewissen machen könnte und er ihn gleich begleiten würde.
    »Du kannst mich jederzeit erreichen«, sagte Jack. »Wenn irgendetwas Wichtiges ist, bin ich sofort da.«
    »Das weiß ich, J. B.«
    »Warum schaust du mich dann so an?«
    »So kenne ich dich überhaupt nicht.«
    »Wie, so?«
    »Als Mann, der mit seinem palo denkt.«
     
    Fiona spritzte sich Wasser ins Gesicht und starrte ihr Spiegelbild an. Was machte sie eigentlich hier? Sie sollte jetzt zu Hause in ihrer schönen Wohnung sein und sich auf ihre Ausstellung vorbereiten. Stattdessen stand sie in dem winzigen Klo einer Kneipe in irgendeinem texanischen Kuhkaff und kämpfte gegen die in ihr aufsteigende Lust an.
    Jack Bowman wollte mit ihr ins Bett. Er wollte sie in irgendeinem
schäbigen Motelzimmer unterbringen und ihre Welt in Brand setzen.
    Und dazu war er durchaus imstande. Jedes Mal, wenn er sie berührte, wenn er sie mit diesen durchdringenden blauen Augen ansah, fing sie an, innerlich zu glühen.
    Es ging ausschließlich um Sex. Purer, heißer Sex und vielleicht genau das, was sie brauchte, um sich aus dem Zustand der Erstarrung zu befreien, in den sie gefallen war, als sie Aaron mit diesem Groupie aus dem Continental Club erwischt hatte. Als sie die beiden gesehen hatte, war sie innerlich vereist.
    Jack hatte dieses Eis zum Schmelzen gebracht. In dem Moment, in dem sie ihn in ihrem Seminarraum gesehen hatte, fing es an zu schmelzen. Er war dort im Schatten gestanden, gegen die Wand gelehnt, und hatte bedrohlich und entschlossen und extrem männlich gewirkt. Genau der Typ Mann, in den sie sich immer verliebte.
    Aber in Jack würde sie sich nicht verlieben. Bei ihm ginge es ausschließlich um Sex.
    Sie hörte die Klospülung, trat vom Spiegel zurück und strich das Revers ihrer Jacke und ihren Rock glatt. Dann wischte sie die Wimperntuschespuren unter ihren Augen weg und fuhr sich mit gespreizten Fingern durch die Haare.
    Die Frau an dem Waschbecken neben ihr trug enge schwarze Jeans und ein kurzes Sweatshirt. Sie nahm die Kappe von ihrem Lippenstift ab und lächelte Fiona im Spiegel zu. Durch die dünnen Sperrholzwände drang gedämpfte Countrymusic von draußen herein.
    »Voll heute Abend«, sagte Fiona und fragte sich im selben Augenblick, warum sie glaubte, mit einer völlig Fremden Smalltalk machen zu müssen.
    Die Frau drückte ein Taschentuch auf ihre Lippen und
lächelte. »Donnerstags ist das erste Bier gratis. Da ist immer viel los bei Ralph.« Sie winkte Fiona zu und drückte sich an ihr vorbei aus dem Waschraum.
    Als sie verschwunden war, musterte sich Fiona noch einmal. Sie gehörte nicht hierher. Sie passte nicht zu diesen Leuten, die offen und freundlich waren, auf Farmen lebten und Bier tranken.
    Vielleicht war sie aber auch einfach nur ein Snob. Oder verklemmt. Courtney predigte ihr ständig, dass sie nicht immer so griesgrämig sein und sich öfter vergnügen sollte.
    Ich finde, du solltest nicht mehr fahren. Ich kann dir ein Zimmer besorgen.
    Ein Zimmer. In einem billigen Motel. Komisch, dass er sie nicht zu sich eingeladen hatte, in das kleine Häuschen unweit der Farm der Bowmans, wo seine verwitwete Mutter wohnte. Er hatte sie nicht gefragt, ob sie seine Schwestern, die beide Lehrerinnen waren, oder seine Neffen und Nichten kennenlernen oder sie sonst irgendwie an seinem Leben teilhaben lassen wollte.
    Was er von ihr wollte, unterschied sich nicht sehr von dem, was Hoyt von ihr gewollt hatte, wurde ihr klar. Sie sehen aus wie eine Frau, die weiß, wie man mit einem Stock umgeht. Wie wär’s mit einer kleinen Partie Billard nachher?
    Jack wollte Sex. Genau wie sie. Nur, wohin würde das führen, wenn sie mit ihm ins Bett ging? Garantiert würde es Nathan erfahren. Und ehe sie sich’s versah, wäre sie nicht mehr die von allen geachtete Mitarbeiterin des Austin Police Department, sondern Gegenstand schmutziger Witze. Das würde nicht zum ersten Mal passieren. Die Polizei war ein Männerverein. Als Frau musste man sich zehnmal mehr anstrengen, um ernst genommen zu werden und
sich einen guten Ruf zu

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