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Der sanfte Kuss des Todes

Titel: Der sanfte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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dieser unglaublichen Blödheit. Heute Nacht hatte ein Siebzehnjähriger, Mitglied einer Gang, beschlossen, einen Kiosk im Osten der Stadt zu überfallen. Der Junge ist überzeugt, einen genialen Plan zu haben: Er wirft einen Zwanzigdollarschein auf die Verkaufstheke, bittet um Wechselgeld, und kaum öffnet die Kassiererin, eine junge Vietnamesin, die Kasse, hält er ihr eine Knarre vors Gesicht und befiehlt ihr, die Kohle rauszurücken. Sie gehorcht ihm. Er rennt mit seiner Halbautomatik in der Hand aus dem Laden und hält sich für den Größten, überlegt wahrscheinlich gerade, dass er seine Heldentat unbedingt mit seinen Kumpels feiern muss, als ein Streifenwagen am Gehsteig hält. Der Junge gerät in Panik, schießt wie wild um sich, wobei er keinem der beiden Polizisten auch nur ein Härchen krümmt, sondern stattdessen einen Programmierer mittleren Alters erwischt, der an der nächsten Ecke an der Ampel wartet.
    Und die Ironie bei der Geschichte? Der Junge hat seinen Zwanzigdollarschein auf der Theke vergessen und
ist mit dem Kasseninhalt, insgesamt achtzehn Dollar und siebenundachtzig Cent, auf und davon. Wenn die ganze Sache kein so tragisches Ende gefunden hätte, wäre sie geradezu lustig gewesen.
    Der Programmierer erlag eine Stunde später seiner Verletzung.
    Nathan rieb sich die Augen. Es gab Tage, da hasste er seinen Job.
    »Ach, hier bist du.«
    Nathan blickte auf und sah einen Kollegen vom Einbruchsdezernat neben seinem Schreibtisch stehen.
    »Die suchen dich alle.«
    »Warum?« Er meinte zu spüren, wie sich die Säure in seinem Magen sammelte.
    »Unten ist so ein junges Ding. Pöbelt herum und sagt, dass sie mit einem der Chefs reden will und dass ihre Schwester für das Morddezernat arbeitet.«
    Nathan runzelte die Stirn. »Wir haben keine Frauen beim Morddezernat.«
    »Ich weiß.« Sein Kollege lächelte. »Aber vielleicht willst du trotzdem mit ihr sprechen. Sie hat ein Mundwerk wie ein Bierkutscher und einen Körper wie das Playmate des Monats.«
    »Weshalb ist sie hier?«
    »Keine Ahnung.«
    »Warum sollte ich dann mit ihr reden?«
    Der Mann zuckte die Achseln. »Sie sagt, dass sie dich kennt. Ach ja, sie heißt Corey. Oder Courtney. Ja, genau. Courtney Glass.«
     
    Jacks Haus war alt und zugig. Von überall her war ein Knarren und Ächzen zu hören, und an Schlaf war gar nicht
zu denken. Fiona zog sich die Decken bis unters Kinn und verfluchte sich für all die falschen Entscheidungen, derentwegen sie schließlich hier gelandet war.
    Sie hatte mit Jack geschlafen. Und während sie sich einerseits in der Erinnerung daran erging, schwor sie sich andererseits, es nie wieder zu tun. Dass er ihr keinen Abschiedskuss gegeben hatte, nagte an ihr, und das wiederum ärgerte sie. Es ärgerte sie, dass sie diesen Mann tatsächlich mochte und geglaubt hatte, es ginge ihm um mehr als nur darum, mit ihr ins Bett zu steigen.
    Ein Auto kam den Highway herunter und Fiona hoffte, dass er es war. Aber es fuhr ohne langsamer zu werden vorbei.
    Sie seufzte. Sie hasste diese Situation. Das kleine Frauchen sitzt zu Hause und wartet darauf, dass der Mann endlich heimkommt. Ihre Nasenspitze war kalt, und sie wünschte, Jack wäre da, damit sie sich an ihn schmiegen konnte. Sie wünschte, das Gewicht seines muskulösen Arms würde über ihrer Taille liegen, während sie schlief.
    Es war schrecklich. Sie hätte niemals ihrer Lust nachgeben sollen.
    Nur war es leider der beste Sex ihres Lebens gewesen, und sie hatte sich erstaunlich geborgen gefühlt, wie ihr jetzt klar wurde. Sie empfand also nicht nur Reue. Sie empfand jedoch dann Reue, wenn sie daran dachte, wohin es sie gebracht hatte, allein in diesem Haus, in dem sie zitternd unter einer Decke lag, die wunderbar nach Jack Bowman roch, während der zusammen mit Carlos irgendwelche Verbrecher jagte.
    Ihre Handtasche auf dem Nachttischchen fing an zu vibrieren, und Fiona machte die Augen ganz fest zu. Nicht schon wieder. Jack hatte ihre Sachen auf dem Küchentisch
liegen lassen, und als Fiona ihre Handtasche geholt hatte, hatte sie gesehen, dass ihr Handy noch von der Pressekonferenz her stummgeschaltet war und dass sie seit zehn Uhr bereits zweimal von der Polizei in Austin angerufen worden war. Sie wollte endlich ihre Ruhe haben. Sie hatte kein Auto und keine Lust, sich etwas über einen Fall anzuhören, bei dem sie sowieso nichts tun konnte.
    Aber was, wenn es Jack war?
    Sie nahm die Handtasche vom Nachttischchen und sah auf das Display. Austin, wie sie vermutet

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