Der sanfte Kuss des Todes
reinkommen?« Jack raste um eine Kurve, und das Auto geriet ins Schlingern. Er bekam es gerade noch unter Kontrolle.
»Ich weiß nicht.«
»Und dann?«
»Ich habe mich im Schrank versteckt. Dann hörte ich Schritte. Und dann hörte ich eine Tür quietschen, und er war weg.«
»Das war’s? Mehr ist nicht passiert?«
»Das war’s.«
»Hat der Einbrecher etwas gestohlen?«
»Ich glaube nicht.«
»Hat er etwas kaputtgemacht?«
»Nicht dass ich wüsste.«
Merkwürdig. »Ist es möglich, dass es nicht die Tür war, die du gehört hast? Vielleicht hast du ein Tor zufallen hören? Irgendetwas im Freien?«
Schweigen am anderen Ende. »Es war nicht im Freien. Es war die hintere Haustür.«
Jetzt war sie auch noch sauer. Aber dagegen konnte er im Moment nichts machen. Er musste einfach wissen, was passiert war, und er erinnerte sich genau, dass er die Hintertür abgeschlossen hatte.
»Und was war dann?«
»Dann habe ich bei euch angerufen«, sagte sie kühl. »Und Carlos ist hergekommen.«
Carlos. Scheiße .
»Gib ihn mir.«
Scheiße, Scheiße, Scheiße.
»J. B.? Wo bist du?«
»Geht es ihr wirklich gut? Sei ehrlich.«
»Sieht so aus.«
»Irgendwelche Hinweise auf ein gewaltsames Eindringen?«
»Nein. Nichts.«
»Das versteh ich nicht.«
Carlos stieß einen Seufzer aus. »Ich auch nicht, Chief. Einen Moment.«
Jack wartete und hörte, dass Carlos und Fiona gedämpft miteinander redeten.
»Ich muss los, J. B. Sie will, dass ich sie zu ihrem Auto bringe.«
»Halt sie auf.«
»Geht nicht. Sie will wirklich nach Hause.«
»Halt sie verdammt noch mal auf! Ich bin gleich da. Nimm ihre Zeugenaussage auf, irgendwas.« Sie war sauer, und weil sie sauer war, wollte sie abhauen, das sah ihr ähnlich.
»Ist schon erledigt. Ich kann die Lady nicht gegen ihren Willen festhalten, und alles, was sie im Moment will, ist, ihre Siebensachen packen und gehen. Ich weiß ja nicht, was du mit ihr angestellt hast, jedenfalls ist sie schon zur Tür raus und wartet bei meinem Auto.«
»Dann fahr eben, aber langsam. Ich versuche, sie an i hrem Auto abzufangen.«
Zehn Minuten und ungefähr hundert Verkehrsverstöße später bog Jack mit quietschenden Reifen auf den Parkplatz der County-Verwaltung ein. Fiona warf gerade ihre Utensilientasche
auf den Rücksitz des Hondas, während sich Carlos nach wie vor alle Mühe zu geben schien, sie aufzuhalten. Er stand neben dem Auto und redete auf sie ein, wahrscheinlich irgendwelche Belanglosigkeiten, während sie die Fahrertür öffnete und hinter dem Lenkrad Platz nahm. Sie warf Jack einen eisigen Blick zu, als er neben ihr hielt und aus seinem Pick-up sprang.
»Danke, Carlos«, sagte er. »Ich übernehme das jetzt.«
Carlos hob eine Augenbraue, was kein allzu großes Vertrauen in seinen Chef in dieser Angelegenheit verriet, und kehrte zu seinem Streifenwagen zurück.
Jack griff nach Fionas Tür, bevor sie sie zuziehen konnte. »Warte. Ich will wissen, was passiert ist.«
»Lies den Bericht.« Sie ließ den Motor an. »Carlos war überaus gründlich. Kein Hinweis auf ein gewaltsames Eindringen. Keine Fußabdrücke. Keine Reifenspuren. Nichts, das gestohlen worden wäre. Nichts kaputt. Ich muss mir die ganze Sache eingebildet haben.«
Sie zog an der Tür, aber Jack hielt sie fest. Er ging neben ihrem Sitz in die Hocke, sie würdigte ihn jedoch nicht einmal eines Blickes, sondern starrte unverwandt geradeaus.
»Es tut mir leid, dass ich nicht bei dir war.«
»Kein Problem. Du musstest ja arbeiten. Mit Carlos.«
»Sprich mit mir. Ich möchte wissen, was da vor sich gegangen ist.«
Sie legte den Gang ein. »Ich sage es gern noch einmal: Lies den Bericht. Dürfte ich jetzt vielleicht fahren? Ich habe einen langen Tag hinter mir, und ich könnte wirklich ein bisschen Schlaf gebrauchen.«
Sie sah ihn einfach nicht an. Er hockte da, direkt neben ihr, und sie sah ihn nicht einmal an. Er bemerkte, dass ihr Kinn leise zitterte. Scheiße, sie war allein und verängstigt
gewesen, auch wenn er immer noch nicht genau wusste, weswegen. Und dann hatte er sie auch noch angelogen und ihre Glaubwürdigkeit in Frage gestellt.
»Es tut mir leid, dass du Angst hattest.«
Sie sah ihn immer noch nicht an. Eine einzelne Träne lief ihr über die Wange. Er wollte sie wegwischen, aber sie wich ihm aus.
»Komm mit nach Hause. Lass uns reden.«
»Es ist nicht mein Zuhause, Jack.« Endlich richtete sie ihren Blick auf ihn. »Und ich will nicht mit dir reden.«
KAPITEL 16
Der weiße Hybrid, den
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