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Der Sarg: Psychothriller

Der Sarg: Psychothriller

Titel: Der Sarg: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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wie vielen Mitarbeitern, und sie wirkt wie ein introvertierter Teenager.«
    »Was sicherlich ein Grund dafür ist, dass dieser Wiebking die Geschäfte führt. Als Chefin kann ich mir Eva Rossbach weiß Gott nicht vorstellen. So, wie wir sie gerade erlebt haben, wickelt Wiebking die doch um den Finger und macht, was er will.«
    Reithöfer nickte. »Ja, und der Kronprinz steht sicherlich schon parat, um zu übernehmen.«
    »Sein Sohn? Gut möglich. Allerdings wird der noch etwas an seinem Durchsetzungsvermögen arbeiten müssen, so, wie der Alte ihm ins Wort gefallen ist und für ihn geantwortet hat. Ich bin mal gespannt, was dieses
eine Zeitlang
heißen sollte. Das klingt mir sehr danach, als hätte Jörg Wiebking noch länger Kontakt zu Inge Glöckner gehabt als sein Vater.«
    Als sie vor der Glöckner’schen Villa ankamen, stieß Reithöfer einen Pfiff aus. »So lässt sich’s leben.«
    Das weiße Jugendstilgebäude lag etwas zurückgesetzt, die gepflegte Rasenfläche davor wirkte wie ein grüner Teppich.
    »Du hast doch die Firma gesehen. Wenn sie den gleichen Wert in Geld und Aktien erhalten hat, wundert mich das hier überhaupt nicht.«
    Menkhoff hatte den Mann des Opfers bisher noch nicht gesehen und war entsprechend überrascht, als er die Tür öffnete.
    Oliver Glöckner war ein Beau. Er war etwa so groß wie Menkhoff, der aber mit seinen neunzig Kilo bei einsfünfundachtzig mindestens zehn Kilo schwerer war als Glöckner. Zudem war Glöckner mindestens fünfundzwanzig Jahre jünger. Menkhoff überlegte, dass er damit auch einige Jahre jünger sein musste als das Opfer. Das lange Deckhaar war hellblond gesträhnt und an der Seite gescheitelt, was dazu führte, dass Glöckner sich immer wieder Strähnen aus dem Gesicht streichen musste, die ihm in die Augen fielen. Seine Zähne waren entweder von Natur aus unverschämt gerade und weiß, oder aber ein Zahnkosmetiker hatte nachgeholfen, was Menkhoff für wahrscheinlicher hielt. Der Kontrast zu der gebräunten Gesichtshaut war so extrem, dass Menkhoff immer wieder auf diese Zähne schauen musste, sobald Glöckner den Mund aufmachte. Er war leger gekleidet, aber Menkhoff schätzte, dass das, was Glöckner am Leib trug, wahrscheinlich sein halbes Monatsgehalt verschlungen hätte. Wenn er ihm zufällig begegnet wäre, hätte er Glöckner für einen Golf- oder Tennislehrer gehalten.
    Nun saßen sie sich in einer Art modernem Salon von der Größe von Menkhoffs Wohnung auf zwei identischen weißen Ledercouches gegenüber, zwischen sich ein niedriges Glastischchen. An der Wand hinter Glöckner gruppierten sich mehrere Fotos, die Inge Glöckner in verschiedenen Situationen zeigten, um eine große Porträtaufnahme von ihr. Sie hatte schulterlange schwarze Haare, braune Augen und ein hübsches, vielleicht etwas strenges Gesicht. Menkhoff versuchte Ähnlichkeiten mit Eva Rossbach zu finden, konnte aber nichts entdecken, worin sich die Halbschwestern ähnelten. Er wandte sich wieder Glöckner zu, auf dessen Zügen sich deutliche Trauer zeigte. Menkhoff erwischte sich dabei, dass ihm das Wort
plakativ
dazu einfiel, verwarf den Gedanken aber sofort wieder, er wollte nicht ungerecht sein.
    »Fühlen Sie sich in der Lage, uns ein paar Fragen zu beantworten, Herr Glöckner?«, fragte Reithöfer, und es war Menkhoff ganz recht, dass sie bei diesem Mann instinktiv die Gesprächsführung übernommen hatte. »Ja. Ja, natürlich, es geht schließlich darum, den Mord an meiner Frau aufzuklären. Natürlich werde ich alles tun, was ich kann, um Ihnen Ihre Arbeit zu erleichtern.«
    Reithöfer nickte. »Zuerst einmal: Hatte Ihre Frau Ihres Wissens nach Feinde? Oder gab es Menschen, die ihr das alles hier vielleicht neideten?« Sie sah sich bewundernd in dem Raum um und verdeutlichte damit, was sie meinte.
    »Nein, nicht dass ich wüsste. Meine Frau war überall beliebt, wir haben sehr viele Freunde. Nein, von Feinden oder Neidern weiß ich nichts.«
    »Ich habe gelesen, Ihre Frau hatte ein Geschäft in der Neusser Straße?«, übernahm Menkhoff.
    »Ja, eine Boutique für Designermode. Nur die besten Marken. Dabei ging es ihr nicht ums Geldverdienen, das war nicht nötig. Die Boutique war eher ein Hobby von ihr. Und jetzt …« Er schluckte, und Menkhoff fiel auf, dass die Trauer wieder überdeutlich in sein Gesicht zurückgekehrt war. Es schien Glöckner wirklich schwerzufallen, über seine tote Frau zu sprechen, und Menkhoff leistete insgeheim Abbitte dafür, dass er ihn anfangs für

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