Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sarg: Psychothriller

Der Sarg: Psychothriller

Titel: Der Sarg: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
Vom Netzwerk:
stand.
    »Wir kommen gerade aus Ihrer Firma, wo wir uns mit Herrn Dr. Wiebking unterhalten haben«, erklärte Menkhoff. »Er sagte uns, dass Sie eher selten dort sind.«
    Eva Rossbach nickte. »Ja, das stimmt. Er leitet die Firma für mich. Ich könnte das nicht.« Sie bemerkte, dass sie ihre Finger knetete, und zog die Hände schnell vom Tisch. Sie fühlte sich unwohl in Anwesenheit der Beamten, obwohl sie keinen Grund dafür hatte.
    »Entschuldigen Sie, ich habe ganz vergessen, Ihnen etwas zu trinken anzubieten.«
    Menkhoff lehnte ab, und auch seine Kollegin schüttelte den Kopf.
    »Frau Rossbach, wie wir erfahren haben, hatten Sie schon längere Zeit keinen Kontakt mehr zu Ihrer Halbschwester. Können Sie uns sagen, warum das so war?« Er sah ihr intensiv in die Augen, und dieser Blick war Eva unangenehm. Sie riss sich davon los und betrachtete die schnörkellose Glasschale, die in der Mitte des Tischs stand. »Wir haben uns nicht verstanden. Noch nie.« Sie bemerkte, dass ihre Stimme leise war, und bemühte sich, ihr einen festeren Klang zu geben. »Wir waren wohl einfach zu verschieden.«
    »Wodurch machte sich das bemerkbar?«, wollte die Polizistin wissen, die in ein kleines Buch geschrieben hatte, während Eva sprach.
    Eva sah sie an. »Wodurch merkt man, dass man jemanden nicht mag? Wir haben uns wegen jeder Kleinigkeit gestritten, es gab überhaupt nichts, was wir gemeinsam hätten unternehmen wollen. Nicht mal ein dummes Kartenspiel haben wir als Kinder zusammen gespielt. Wenn mir das Essen schmeckte, fand sie es scheußlich, alles, was ich haben wollte, wollte sie auch, und zwar vor mir. Ach, ich weiß nicht. Es ging einfach nicht mit uns beiden.«
    »Aber ist das nicht häufig so zwischen Geschwistern?«, fragte die Beamtin, deren Namen Eva vergessen hatte. »Wenn ich mich daran erinnere, wie ich mich früher mit meinem Bruder gestritten habe …«
    »Nein, das war anders.« Evas Blick heftete sich wieder auf die Glasschale. »Das war boshafter, als es normalerweise unter Geschwistern ist. Sie hat mich gehasst.«
    Eine kurze Pause entstand, in der niemand etwas sagte, dann unterbrach Menkhoff die Stille. »Haben Sie sie auch gehasst?«
    Eva schüttelte den Kopf. »Ich mochte sie nie, und ich glaube, ich hätte sie oft gerne gehasst, aber ich konnte es nicht, so sehr ich es mir auch manchmal gewünscht habe.«
    »Verstehe. Ihr Vater ist vor rund zwei Jahren gestorben und hat Ihnen die Firma hinterlassen, obwohl Sie, wie Sie eben sagten, ein solches Unternehmen gar nicht führen könnten. Was war mit Ihrer Schwester? Wollte die nicht und Sie haben sie ausbezahlt, oder wie war das?«
    »Halbschwester«, korrigierte Eva ihn sofort. »Sie hat ein Haus bekommen und diverse andere Dinge.«
    Auf Menkhoffs Stirn zeigten sich Falten. »Hatte das zusammen einen ähnlichen Wert wie Ihre Firma?«
    »Ja«, antwortete Eva knapp und wünschte, die beiden würden wieder gehen. »Sie hat eine große Summe und Aktienpakete bekommen. Mein Vater hat akribisch darauf geachtet, dass alles gleichmäßig verteilt ist. Er hatte große Angst, eine von uns zu benachteiligen. Er hatte ja vor allem Angst.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Nach außen war mein Vater der große Firmenchef, aber in Wirklichkeit war er ein sehr ängstlicher Mensch.« Sie stieß ein kurzes, humorloses Lachen aus. »Er hat sogar extra einen versteckten Raum in unserem Haus bauen lassen, als Fluchtmöglichkeit, falls bei uns eingebrochen würde und wir bedroht werden sollten. Doch niemand außer ihm kannte den Zugang zu diesem Schutzraum – aus Angst, wir könnten uns verplappern. So … paranoid war mein Vater in manchen Dingen. Aber sagen Sie, was hat das alles mit diesem schrecklichen Verbrechen zu tun?«
    »Es gehört zur Routine, sowohl die familiären als auch die finanziellen Hintergründe eines Mordopfers zu hinterfragen, Frau Rossbach. Nicht selten kommt der Täter aus dem direkten Umfeld.«
    Eva musste an ihren Traum denken und an die Botschaft auf der Zeitung. »Glauben Sie … ich meine, halten Sie es für möglich, dass auch ich …«
    »Sie meinen, ob wir glauben, dass Sie gefährdet sind? Nein, dazu gibt es derzeit keine Veranlassung. Was aber nicht heißt, dass Sie nicht vorsichtig sein sollten. Schließen Sie grundsätzlich die Haustür gut ab und achten Sie auf Ihre Umgebung.«
    »Wie haben Sie sich eigentlich mit Ihrer Stiefmutter verstanden?«, wollte die Polizistin nun wissen. Eva fand diese Frage sehr persönlich und verstand

Weitere Kostenlose Bücher