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Der Sarg: Psychothriller

Der Sarg: Psychothriller

Titel: Der Sarg: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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also … gut, dann kommen Sie am besten gleich mit durch die Garage. Bitte.«
    Sie folgten ihr durch einen kurzen Flur, von dem rechts eine Tür abging, und standen dann in der Diele. »Darf ich fragen, wo sie gerade hergekommen sind?«
    Eva Rossbach war sichtlich irritiert, fast schien es, als fühle sie sich ertappt, und Menkhoff rechnete schon damit, dass sie ihm antworten würde, dass es ihn nichts angehe, wo sie herkam. Vielleicht hatte sie ja die Nacht bei einem Freund verbracht? Stattdessen erklärte sie knapp: »Ich komme vom Arzt«, und wandte sich ab, um Mantel und Tasche abzulegen. »Vom Arzt«, wiederholte Menkhoff. »Hoffentlich nichts Ernstes?«
    »Nein, nichts Ernstes. Aber kommen Sie doch bitte mit ins Wohnzimmer. Sie sagten, Sie hätten noch Fragen an mich?«
    Menkhoff tauschte einen Blick mit Reithöfer, bevor sie ihr folgten. Er wurde das Gefühl nicht los, Eva Rossbach fühle sich bei etwas ertappt, und er nahm sich vor, diesem Gefühl nachzugehen.
    »Frau Rossbach«, begann Reithöfer, nachdem sie sich im Wohnzimmer gegenübersaßen und das Angebot einer Tasse Kaffee abgelehnt hatten. »Heute Morgen ist eine weitere tote Frau gefunden worden. Die Umstände waren ähnlich wie bei Ihrer Halbschwester, was darauf schließen lässt, dass wir es mit einem Serientäter zu tun haben. Wir kennen die Identität der Frau aber noch nicht.«
    »Noch eine tote Frau? Das … ist ja schrecklich. Ist sie etwa auch …?«
    »Ja, sie wurde ebenfalls in einer Kiste begraben. Und wahrscheinlich hat auch sie zu diesem Zeitpunkt noch gelebt.«
    »Gott …«
    »Frau Rossbach, haben Sie nahe weibliche Verwandte? Cousinen zum Beispiel?« Sie sah Menkhoff verständnislos an, und er erklärte: »Wir möchten einfach ausschließen, dass es bei diesen Verbrechen um Ihre Familie geht.«
    »Nein, ich … Nein. Wieso …«
    »Wir haben zu unserer Überraschung festgestellt, dass Sie neben Frau Glöckner auch einen Halbbruder gehabt haben«, warf Reithöfer ein, und Menkhoff sah, wie sich ein Schatten über Eva Rossbachs Gesicht legte. Innerhalb einer Sekunde wandelte sich der Ausdruck von Nervosität zu tiefer Trauer und Verletzlichkeit. Sie senkte den Kopf und sagte so leise, dass man sie kaum verstand. »Manuel. Er starb, als er sechs war.«
    »Das haben wir gelesen.« In Reithöfers Stimme lag Mitgefühl. »Frau Rossbach, können Sie uns sagen, wie Manuel ums Leben gekommen ist?«
    Sie reagierte erst nicht, und sowohl Menkhoff als auch seine Kollegin ließen ihr Zeit. Schließlich hob sie langsam die Schultern und ließ sie wieder sinken, eine Geste der Hilflosigkeit. »Er ist ertrunken.« Pause. »Meine …« Sie stockte, atmete tief durch und setzte erneut an. »Meine Stiefmutter war mit ihm und Inge auf dem Rhein in einem Paddelboot unterwegs. Sie sagte, Manuel hätte herumgespielt und seine Schwimmweste geöffnet, ohne dass sie es bemerkte. Irgendwann hat er sich dann zu weit über den Rand gelehnt und ist ins Wasser gefallen. Er hat die Schwimmweste verloren und ist untergegangen. So hat sie es jedenfalls geschildert.«
    »Mein Gott, und dann?«, fragte Reithöfer. »Ist sie nicht hinterher gesprungen?«
    »Nein, sie sagte, das ging nicht, weil die Strömung anscheinend zu stark war und ja Inge noch im Boot saß.« Menkhoff fiel auf, dass ihre Stimme sich veränderte, als sie den Namen ihrer Halbschwester aussprach.
    »Aber wie hat man ihn dann … ich meine, ist er irgendwo ans Ufer gespült worden?«
    Menkhoff konnte Eva Rossbachs Blick nicht deuten. War es Ärger, Wut oder gar Hass? »Nein. Er ist nie gefunden worden.«
    »Was?«, entfuhr es Menkhoff. »Hat man keine Taucher eingesetzt?«
    »Doch, aber die sagten, der Untergrund sei meist so schlammig … Es ist wohl schwer, dort einen kleinen Körper zu finden, selbst wenn er da irgendwo liegt.«
    Menkhoff spürte Reithöfers Blick und wusste, was sie meinte. »Selbst, wenn er da liegt? Entschuldigen Sie, Frau Rossbach, aber das klingt fast so, als zweifelten Sie daran, dass Ihr Bruder dort ertrunken ist.«
    Sie sah ihn mit feucht schimmernden Augen an. »Was? Nein … Nein, wie kommen Sie darauf? Das war nur so dahergesagt. Natürlich ist Manuel dort ertrunken. Ich meinte … vielleicht ist er ja abgetrieben. Flussabwärts. Das ist doch auch denkbar, oder?« Und einen Augenblick später wiederholte sie: »Oder?« Es hörte sich kläglich an.
    »Ja, das ist natürlich denkbar«, erwiderte Menkhoff und verzichtete für den Moment darauf, nachzuhaken.

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