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Der Sarg: Psychothriller

Der Sarg: Psychothriller

Titel: Der Sarg: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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wolltest du bei ihr?«
    »Was? Ach so …«, er lachte und hob die Hände. »Nichts Besonderes. Wie schon gesagt, wir haben uns hier und da mal getroffen. Ich war in der Nähe, und dachte mir, ich sage mal Hallo, das ist schon alles. Ich hatte nichts gegen Inge, sie hat mir nichts getan, warum also sollte ich sie nicht besuchen? Ich sehe das etwas anders als mein alter Herr, und ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, Eva, aber ich würde nicht den Kontakt zu jemandem abbrechen, nur weil jemand anderer nicht mit ihm klarkommt.«
    »Nein, nein, du hast ja recht.«
    »Ich wusste, dass du das verstehst.« Er stand auf und klatschte in die Hände. »So, ich mache mir einen Kaffee, wenn du nichts dagegen hast. Möchtest du auch eine Tasse?«
    »Ach, entschuldige bitte, ich habe ganz vergessen, dir etwas anzubieten. War nicht böse gemeint, ich bin nur ziemlich müde im Moment.«
    »Überhaupt kein Problem, das kann ich gut verstehen. Ich weiß ja, wo alles ist.«
    Während Eva hörte, wie er sich in der Küche eine Tasse aus dem Schrank nahm und mit der Kaffeemaschine hantierte, horchte sie in sich hinein und versuchte herauszufinden, was sie bei dem Gedanken empfand, dass Jörg Kontakt zu ihrer Halbschwester hatte. Bevor sie zu einem Ergebnis gelangte, kam er mit einer dampfenden Tasse zurück und setzte sich wieder hin. Nachdem er einen vorsichtigen Schluck genommen hatte, lehnte er sich bequem zurück und sah sie lächelnd an. »Sag mal, liebe Eva, ich weiß, es ist im Moment vielleicht ein schlechter Zeitpunkt, aber ich würde gerne was mit dir besprechen. Es geht um die Firma.«
    Eva war überrascht, dass Jörg mit ihr über Belange der Firma sprechen wollte. Bisher hatte das, wenn überhaupt, nur sein Vater getan. »Worüber möchtest du sprechen? Wäre es nicht vielleicht besser, du redest mit deinem Vater darüber? Du weißt, dass ich eigentlich nicht viel sagen kann, wenn es um den Betrieb geht.«
    Jörg nickte und lehnte sich aus seiner bequemen Position ein Stück nach vorne. »Aber genau darum geht es ja, Eva. Du sagst es selbst: Einerseits stehst du mit deinem Namen ein und hast die volle Verantwortung für die Rossbach Maschinenbaubetriebe, für die Arbeitsplätze von Hunderten Menschen und sogar noch mehr, wenn man die Zulieferer berücksichtigt. Auf der anderen Seite aber trifft mein Vater alle Entscheidungen, die meisten davon ohne dein Wissen. Das muss doch belastend für dich sein. Was, wenn er Fehlentscheidungen trifft? Wenn er Situationen falsch einschätzt? Er wird alt, Eva, er ist geistig längst nicht mehr so fit wie er das war, als er den Betrieb mit deinem Vater zusammen aufgebaut hat. Wie schnell hat man eine Firma durch ein, zwei falsche Entscheidungen in den Ruin getrieben. Es ist dein Geld, das dann weg ist. Stell dir vor, plötzlich bist du mittellos und überschuldet, dein schönes Haus, dein Geld, alles weg. Und das ohne dein Zutun, ohne dass du überhaupt mitbekommen hast, dass etwas schiefläuft. Das ist nicht völlig von der Hand zu weisen, Eva, und je älter mein Vater wird, desto realistischer wird es.«
    Eva verstand nicht recht, was Jörg von ihr wollte. Sollte sie etwa seinen Vater … »Aber was willst du von mir hören, Jörg? Dein Vater ist nicht mehr der Jüngste, das stimmt, aber soweit ich das beurteilen kann, führt er die Firma ganz hervorragend. Soll ich ihn etwa … entlassen? Davon abgesehen, dass ich das auf keinen Fall möchte, ich wüsste nicht einmal, wie ich das anstellen sollte.«
    »Nein, Eva, es geht mir um etwas anderes. Um eine Überlegung, die du vielleicht mal anstellen solltest. Warum halst du dir diese Verantwortung auf? Warum gehst du das Risiko ein, alles zu verlieren, wenn es doch so einfach wäre, sorgenfrei zu leben?«
    Eva war völlig verwirrt und konnte seinen erwartungsvollen Blick nicht deuten. »Jörg, was möchtest du von mir?«
    »Ich möchte dir vorschlagen, darüber nachzudenken, die Rossbach Maschinenbaubetriebe zu verkaufen.«
    »Was?« Der Gedanke war so abwegig, dass Eva glaubte, sich verhört zu haben.
    Jörg nahm einen Schluck von seinem Kaffee. »Du würdest eine Menge Geld bekommen, genug, dass du dir für den Rest deines Lebens keine Gedanken mehr machen müsstest.«
    »Aber das muss ich doch so auch nicht. Ich kann doch diese Firma nicht verkaufen. Mein Vater hat sie aufgebaut.«
    »Und meiner«, ergänzte Jörg.
    »Ja, schon, aber …«
    »Denk einfach mal darüber nach, Eva. Mein Vater wird das nicht mehr lange machen können.

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